Eine kurze Geschichte

30.01.2018 UPDATE: 03.02.2018 06:00 Uhr 1 Minute, 16 Sekunden

Eine kurze Geschichte der Anatomie

Schon seit Jahrtausenden ergründet der Mensch die Geheimnisse des Körpers. Die frühesten anatomischen Studien finden sich in einem altägyptischen Text aus der Zeit 1550 v.Chr. Auf diesem Papyrus sind Beobachtungen zu inneren Organen, wie dem Herz, der Leber, der Niere und der Gebärmutter, festgehalten.

Eine erste Schule der Anatomie gab es im zweiten Jahrhundert v. Chr. in Alexandria unter der Regentschaft von Ptolemaios I. Mit dem Aufkommen des Christentums wurden der menschlichen Neugier dann enge Grenzen gesetzt. Mit Bezug auf Johannes, wo von der Begierde des Auges gewarnt wird, wurde sowohl der Blick in das Innere des menschlichen Körpers als auch die Betrachtung des Weltalls als Sünde betrachtet. Zahlreiche Kirchenvertreter wehrten sich gegen Leichenöffnungen. Aber es gab nie ein offizielles Kirchenverbot. Trotzdem geriet die Anatomie über viele Jahrhunderte ins Abseits. Erst die Päpste Sixtus IV (1471 bis 1484) und Clemens VII (1523 bis 1534) gestatten wieder anatomische Studien an Menschen.

Neben Naturforschern und Medizinern zeigten in der Renaissance vor allem Künstler wie Leonardo da Vinci, Raffael, Dürer und Michelangelo großes Interesse an der Anatomie des Menschen. Endgültig zum Durchbruch verhalf der Disziplin Andreas Vesalius, der von 1514 bis 1564 lebte. Er gilt heute als Vater der wissenschaftlichen Anatomie.

In der Folge stieß die Anatomie und die Sektion auf ein enormes öffentliches Interesse. Überall in Europa entstanden sogenannte Anatomische Theater. Hier waren die Obduktionen alle öffentlich und es gehörte zum guten gesellschaftlichen Ton, solche Sektionen zu besuchen. Die beiden berühmtesten Anatomietheater finden sich übrigens in Padua (1594) und Bologna (1637).

Auch an der Uni Heidelberg gab es ein solches Anatomisches Theater. Es war Teil der 1390 begründeten medizinischen Fakultät und befand sich zunächst in der Dreikönigstraße, ab 1805 im Dominikanerkloster in der Brunnengasse.

Mit der zunehmenden Akademisierung zu Beginn des 19. Jahrhunderts verschwand die Anatomie aus dem öffentlichen Raum. Erst in den Jahren 1982/83 kehrte sie mit Hilfe eines fotografischen Anatomieatlases wieder etwas in die Öffentlichkeit zurück. Mitte der 90er Jahre verhalf Gunther von Hagens mit seinen Körperwelten-Ausstellungen der Anatomie endgültig zur Renaissance. stek