Hintergrund Dalai HD Würzner

Gab es Druck aus China?

20.09.2018 UPDATE: 20.09.2018 20:30 Uhr 48 Sekunden

Warum Würzner zu spät kam

Es war ein absurder Moment: Fast zwei Stunden nach Beginn der Veranstaltung schlich sich Oberbürgermeister Eckart Würzner auf seinen Platz in der ersten Reihe der Stadthalle. Das DAI hatte angekündigt, dass er das Grußwort hält - doch das übernahm dann Integrationsbürgermeister Wolfgang Erichson.

Wenn der Dalai Lama irgendwo auf der Welt auftritt, übt China im Vorfeld in aller Regel Druck auf die jeweilige Stadt oder den Staat aus. Die Regierung verurteilt jeglichen Kontakt zu dem Exil-Tibeter. Besonders brisant: Seit diesem Jahr hat Heidelberg mit Hangzhou eine chinesische Partnerstadt. Zudem soll auf einem Teil der Patton Barracks ein chinesisch-deutscher "Hightech-Park" entstehen.

Auf RNZ-Nachfrage, warum Würzner später kam, erklärte ein Stadtsprecher: "Er konnte für die Begrüßung leider nicht rechtzeitig in Heidelberg sein." Der OB sei noch auf dem Rückweg aus Berlin gewesen, wo Heidelberg am Mittwoch als "digitale Vorreiterstadt" ausgezeichnet wurde. Würzner und der Dalai Lama tauschten sich aber bei einem gemeinsamen Mittagessen in einem Nebenraum der Stadthalle aus - laut dem Sprecher etwa über das Engagement vieler Heidelberger für Flüchtlinge.

Auf konkrete Nachfrage sagte der Sprecher: "Es gab keinen Druck durch Unternehmen." Heidelberg stehe mit seiner langen Tradition als Wissenschaftsstadt unverkennbar für einen offenen Diskurs mit unterschiedlichsten Ansichten. (rie)