Weinkerwe Leimen

Die Kerwewetter-Sorgen des OB waren unbegründet (plus Fotogalerie)

Nach dem Fassanstich köpfte Oberbürgermeister Hans Reinwald eine Sektflasche mit dem Säbel – "Weinkerwe der Superlative"

17.09.2017 UPDATE: 18.09.2017 06:00 Uhr 1 Minute, 49 Sekunden
Die Kleppergarde der Frösche aus St. Ilgen sorgte für gute Stimmung, Erik Stefan vom Radsportverein auf dem historischen Hochrad für staunenden Blicke und das Riesenrad für eine traumhafte Aussicht über das Festgelände und die Große Kreisstadt. Fotos: Geschwill

Von Sabine Geschwill

Leimen. Das wichtigste Fest der Stadt ist die Weinkerwe. Sie wird in Leimen seit 46 Jahren gefeiert. Die Bevölkerung liebt ihre Weinkerwe und darüber hinaus lockt das mehrtägige Fest viele Gäste aus den Umlandgemeinden in die Stadt.

Diese kann sich dann von ihrer besten Seite zeigen: Beim Kerweauftakt am Samstag passte alles. Die Sonne zeigte sich trotz drohender Wolken als echte Kämpferin und beschenkte Leimen zur Festeröffnung mit reichlich Sonnenschein. "Das Wetter bleibt während der Kerwetage hervorragend", prophezeite Oberbürgermeister Hans D. Reinwald.

Vor dem Weinfassanstich auf der Festbühne war es ihm aber etwas bange. "Ehrlich gestanden bin ich etwas nervös und habe größte Sorge. In St. Ilgen ist der Bierfassanstich schiefgegangen." Er holte sich mit Nathalie und Matthias Müller zwei Weinexperten an seine Seite, die ihm beim Fassanstich mit Rat und Tat zur Seite stehen sollten. Fünf Schläge brauchte das Stadtoberhaupt, dann saß der Zapfhahn fest im Fass. "Perfekt gemacht", lobte Nathalie Müller den Oberbürgermeister.

Hintergrund

Leimen. (sg) Mit Spannung erwartet wurde am Samstag die Kerweproklamation von Schlossherr Jürgen Haas. Bevor er mit seinen beiden Schlossfräulein Mara Ruhnau und Christin Menzel den Oberbürgermeister um den Rathausschlüssel bat und die Regentschaft während der Kerwetage

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Leimen. (sg) Mit Spannung erwartet wurde am Samstag die Kerweproklamation von Schlossherr Jürgen Haas. Bevor er mit seinen beiden Schlossfräulein Mara Ruhnau und Christin Menzel den Oberbürgermeister um den Rathausschlüssel bat und die Regentschaft während der Kerwetage übernahm, zeigte er in gereimter Form auf, was die Leimener bewegt und was sich in der Vergangenheit alles tat.

Dabei nahm er vielfach mit einem Augenzwinkern, aber auch mal mit vollem Ernst verschiedene Themen aufs Korn. Dass ihm als langgedienter Schlossherr und Kerweregent die Wiederbelebung der Weinkerwe (vgl. weitere Artikel) am besten gefällt, verhehlte er nicht. "Einst war die Looma Kerwe ein stolzes Fest. Die Menschen kamen von sehr weit gefahren, um hier zu verweilen als unsere Gäste", wusste er. Doch irgendwann habe die Stadt damit begonnen, den "Gürtel enger zu schnallen". "Hier wurde gestrichen, dort wurde gekürzt und feste Programmpunkte nicht mehr gewürzt." Die Stadtspitze habe ernstlich gedacht: "Eine Looma Kerwe für die ganze Region: Wer braucht das schon?" Froh war der Schlossherr drum: "Das ungeliebte Pflänzchen Weinkerwe blieb am Leben. Es wartete darauf, dass man ihm neues Wasser gebe." Dies sei nun passiert. Jetzt könne das Pflänzlein wieder wachsen und gedeihen und keiner werde zur Kerwezeit sein Kommen mehr bereuen.

Auf die Neuerungen und Kerweattraktionen kam Jürgen Haas direkt zu sprechen. "Sie brauchen nicht nach London oder Wien, keiner muss mehr in die Ferne ziehen - auch wir haben jetzt ein Riesenrad." Toll fand er, dass der Oberbürgermeister die beiden Schlossfräulein für die nächsten Jahre als Repräsentantinnen der Weinstadt Leimen gewinnen konnte. Den zum wiederholten Mal bei der St. Ilgener Kerwe missglückten Fassbieranstich des Leimener Rathauschefs brachte Jürgen Haas bei der Gelegenheit auch gleich aufs Tapet. Trotz Sondertraining im Rathauskeller sei "des Fasses Loch" für den Zapfer noch ein großes Problem. In St. Ilgen wollte es minutenlang nicht klappen. Statt Gerstensaft im Bierkrug sei dieser dem OB schon wieder "auf die Schlappen gespritzt". Bundestagswahl und Bürgerentscheid berücksichtigte der Schlossherr auch in seiner Rede. Zur Entscheidung über die Bebauung am Rathausplatz gab er der Wählerschaft auf ihren Urnengang mit: "Ob Ja oder Nein - entscheidet nicht nur mit dem Bauch allein."

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Direkt danach wartete auf Hans Reinwald eine Premiere: Beim Sektempfang am Riesenrad, zu dem Horst Kräher im Namen der Schaustellerbetriebe eingeladen hatte, durfte der OB einen Champagnersäbel schwingen und eine Sektflasche köpfen. Durch den Druck in der Flasche flogen Flaschenkopf und Korken einige Meter weit. Das Öffnen von Sekt- oder Champagnerflaschen mit dem Säbel bezeichnet man als "sabrieren", erläuterte Matthias Müller. Der Begriff stamme aus dem Französischen: "Sabre" bedeutet nämlich "Säbel".

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Beim Sektempfang am Riesenrad blieb es natürlich nicht. "Jetzt wollen wir aber auch mal fahren und die Aussicht genießen", meinte Reinwald. Zusammen mit seiner Frau Kerstin Reinacher-Reinwald und den Kindern bestieg er voller Vorfreude eine Gondel. Ehrenbürger Bruno Sauerzapf, Bürgermeisterin Claudia Felden, Amtsleiter, Stadträte, Schlossherr, Schlossfräuleins samt Weinhoheit und die Gäste aus den Partnerstädten taten es ihm gleich. Spätestens an der höchsten Stelle des Riesenrades, 38 Meter über dem Rathausplatz, gerieten die Fahrgäste ins Schwärmen: "Diese Aussicht muss man gesehen haben."

Hintergrund

Beim Festumzug der Weinkerwe war einiges geboten

Leimen. (sg) Von seiner besten Seite zeigte sich der Spätsommer am Samstagnachmittag beim Festumzug der Vereine als Auftakt der 46. Leimener Weinkerwe (vgl. weitere Artikel). 20 Grad und Sonnenschein

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Beim Festumzug der Weinkerwe war einiges geboten

Leimen. (sg) Von seiner besten Seite zeigte sich der Spätsommer am Samstagnachmittag beim Festumzug der Vereine als Auftakt der 46. Leimener Weinkerwe (vgl. weitere Artikel). 20 Grad und Sonnenschein lockte viele Zuschauer an die Umzugsstrecke. Die Vertreter aus den Partnerstädten Kunewald, Mafra, Tinqueux und Tigy, die Bundestagskandidaten Stephan Harbarth, Lars Castellucci und Jens Brandenburger, sowie Weinhoheit Katrin Hartmann, Ehrenbürger Bruno Sauerzapf, die Leimener Stadträte und weitere Gäste hatten nach dem traditionellen Sektempfang im Spiegelsaal des Rathauses gerade den Weg zur Festbühne zurückgelegt und dort Aufstellung genommen, da hörte man auch schon von Ferne die ersten musikalischen Takte der Stadt- und Feuerwehrkapelle.

An der Festbühne stimmten die Musiker das beliebte Badnerlied an. Alle Umzugsteilnehmer wurden schwungvoll und informativ von Stadtsprecher Michael Ullrich angekündigt. 16 Umzugsgruppen hatte er auf seiner Teilnehmerliste stehen. Die jüngsten Bewohner der Stadt marschierten beim Ludwig-Uhland-Haus und dem Comenius-Kindergarten mit.

Einen Einblick in ihr vielfältiges Sportangebot zeigte die Kultur- und Sportgemeinde Leimen mit ihren Aktiven der Turn- und der Handballabteilung. Ihre Fußballleidenschaft demonstrierten die Junioren des VfB Leimen und die Aramäer. Auf ihre sportlichen Aktivitäten machten auch der Reitsportverein, Schwimmklub Neptun, Tennisclub Blau-Weiß Leimen und der Verein für Gesundheitssport aufmerksam und warben um neue Mitglieder. Der Radsportverein erinnerte mit seinen jungen Radballern an die Erfindung des Fahrrades vor 200 Jahren. Blickfang war ein historisches Hochrad mit dem Erik Stefan geschickt durch die Straßen fuhr.

Die Jugend der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) marschierte mit und der Gewerbeverband "Leimen Aktiv" im BDS verschenkte Einkaufsbeutel an die Zuschauer. Für tolle Musik und Stimmung sorgten auf dem Umzugsweg die Kleppergarde des Karnevalclubs Frösche aus St. Ilgen und die Guggemusikgruppe "Dambacher Galgeveggel" aus Mühlhausen. Als krönender Abschluss des Festumzuges bahnten sich Schlossherr Jürgen Haas und seine beiden Schlossfräulein Mara Ruhnau und Christin Menzel ihren Weg durch die Menge zur Bühne.

Etwas bedauerlich war beim Festumzug, dass nur die Fußgruppen bis zur Bühne vorgelassen wurden. Die Fahrzeuge der Teilnehmer hingegen mussten bereits vor dem Rathausplatz an der Turmgasse abbiegen. Für sie war an der Bühne keine Abfahrtsmöglichkeit vorgesehen. So konnten sich einige teilnehmenden Gruppen nicht in ihrer ursprünglichen Formation den Festgästen und Zuschauern auf dem Rathausplatz präsentieren.

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Nach Sonnenuntergang entfaltete das Riesenrad mit seinem Lichterspiel seinen ganzen Charme und wies den Festgästen aus den Umlandgemeinden den Weg direkt ins Festzentrum. Die Stadt hatte für einen weiteren Blickfang gesorgt und auch das historische Rathaus illuminiert, sowie für neue Kerweangebote Möglichkeiten geschaffen.

So gab es erstmals einen Weinstand von Leimens portugiesischer Partnerstadt Mafra. Die Leimener Bäderparkgastronomie Fody’s hatte sich den neuen Platz zwischen Rathaus und evangelischer Kirche zu Nutze gemacht und dort eine urgemütliche Almhütte platziert. Wie schnell herauszuhören war, wäre es den Leimenern am liebsten, wenn die Hütte das ganze Jahr dort stehen und Gäste verköstigen würde.

Die Weinkerwe wurde allgemein hoch gelobt. "Die Kerwe finde ich in diesem Jahr optimal. So kann sie bleiben", befand Peter Gehrig vom VfB Leimen. Elisabeth Arnold aus Leimen war restlos begeistert: "Das ist eine Weinkerwe der Superlative. Ich finde sie gigantisch."

(Der Kommentar wurde vom Verfasser bearbeitet.)
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