Spannendes Wander- und Radtourrevier

Kopie von Auf Entdeckungstour im Kleinen Odenwald

Naturparkguide Bernd Stang kennt die schönsten Plätze im Freien.

15.08.2024 UPDATE: 13.08.2024 04:00 Uhr 3 Minuten, 3 Sekunden
Naturparkguide Bernd Stang (Mitte) erläuterte auf einer Radtour am Ortsrand von Neunkirchen die Geologie des Kleinen Odenwalds, auch Aglasterhausens Bürgermeister Stefan Kron (l.) radelte mit. Foto: Klaus P. Hunzinger

Von Klaus P. Hunzinger

Aglasterhausen. Es ist noch gar nicht so lange her, da standen Wanderungen oder Radtouren in der Region vor der eigenen Haustür pandemiebedingt hoch im Kurs. Vorbei – jetzt wird wieder "ferngereist", die weißen Kondensstreifen kreuz und quer am blauen Himmel sind die sichtbaren Zeichen. Um das Heimatrevier wieder stärker ins Bewusstsein zu rücken, bedarf es daher guter Geister. Von einem wird in dieser Geschichte die Rede sein.

Wo findet man tiefe grüne Wälder, traumhafte Bach- und Flusstäler, weite Ausblicke über sanfte Hügel mit Getreidefeldern, auf die die Sonne im Spiel mit den Wolken helle Flecken malt? Ganz nah im Kleinen Odenwald, dem Ausläufer des Odenwalds südlich des Neckartals im Übergang zur sanften Hügellandschaft des Kraichgaus. Wer von Mosbach über Aglasterhausen und Waldwimmersbach Richtung Heidelberg mit dem Auto durchbraust, lässt rechter Hand ein spannendes Wander- und Radtourrevier liegen, dessen Entdeckung lohnt. Aber potenzielle Entdecker benötigen dafür ein wenig Hilfe.

Der Kleine Odenwald, da ist Aglasterhausens Bürgermeister Stefan Kron Realist, ist keine Touristenregion, es fehlt an großen Attraktionen. Auch die Corona-Zeit hat in der für Touristen notwendigen Infrastruktur ihre negativen Spuren hinterlassen. Sicher seien der Wildpark in der Nachbargemeinde Schwarzach oder das Hotel Stumpf in Neunkirchen Anziehungspunkte, sagt er, und es gebe viele schöne Ecken im Kleinen Odenwald, aber die müsse man kennen.

An dieser Stelle kommt der Naturpark Neckartal-Odenwald ins Spiel, ein vor über 40 Jahren gegründeter Verein mit seiner Geschäftsstelle in Eberbach, dem heute 55 Kommunen, drei Landkreise sowie acht Verbände und Institutionen als Mitglieder angehören. Zu den Vereinszielen zählen nicht nur Erhalt und Pflege der Naturlandschaft Odenwald-Neckartal, sondern auch die Schaffung einer Infrastruktur, um die Region zu Fuß oder mit dem Rad zu entdecken. Und der Verein bildet Naturparkguides aus, gute Geister, die beim Entdecken der Heimat helfen.

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Einer dieser Naturparkguides ist seit gut einem Jahr Bernd Stang aus Aglasterhausen. Der Heilerziehungspfleger war schon immer viel zu Fuß und mit dem Rad unterwegs. Als er in Ruhestand ging, entdeckte seine Frau 2022 eine Ausschreibung zur Ausbildung von Naturparkguides. "Das wäre doch was für dich", habe sie zu ihm gesagt, erinnert sich Bernd Stang, und weil er auch kulturhistorisch sehr interessiert ist, meldete er sich an. Rund ein halbes Jahr bis März 2023 lernte er viel über Geologie, Flora und Fauna, Geschichte und Kultur der Naturparkregion von der Bergstraße im Westen bis nach Hardheim im Osten. Nach der erfolgreichen Abschlussprüfung darf er sich zertifizierter Naturparkguide nennen.

20 Absolventen der Ausbildung schlossen sich zusammen und präsentieren sich und ihr Angebot mittlerweile auf der gemeinsamen Webseite www.naturparkguides.de. Außerdem stehen die Touren der Guides im Online-Veranstaltungskalender des Naturparks unter www.naturpark-neckartal-odenwald.de.

Bernd Stang hat seinen Schwerpunkt auf geführte Wanderungen gelegt, ist auf den Spuren des Ur-Neckars unterwegs, zeigt die Minneburg, folgt mystischen Pfaden und alten Sagen im Kleinen Odenwald oder erzählt auf einer Wanderung um Aglasterhausen Geschichten und Geschichte.

Der frisch zertifizierte Naturparkguide aus Aglasterhausen kam Bürgermeister Kron als Heimatbotschafter wie gerufen. Da Bernd Stang als passionierter Rad- und Rennradfahrer im Mai schon eine Radtour organisiert hatte, band Kron ihn in die Aktion Stadtradeln ein, an der sich die Gemeinde beteiligte. Auf einer abendlichen Radtour zu den Höhepunkten des Kleinen Odenwalds, bei der Kron selbst mitfuhr, zeigte Bernd Stang nicht nur sein immenses kulturhistorisches Wissen, er führte über Wege abseits der Straßen zu versteckten Schätzen und Orten im Kleinen Odenwald.

Durch das Rittersbachtal vorbei am Naturschutzgebiet "Hintere Seen" ging es nach Schwarzach zur Wasserburg aus dem 14. Jahrhundert. Am Ortsrand von Neunkirchen gab es Informationen zur besonderen Geologie des Kleinen Odenwalds und einen Abstecher zur Schwarzbachquelle. Im Wald oberhalb des Neckars auf Höhe Lindach gibt es an einem Rastpavillon nicht nur einen überraschenden Blick durch die dichten Baumreihen auf Schloss Zwingenberg, unweit davon liegt versteckt der Reihersee im Wald. Er wurde in den 1950er-Jahren angelegt, um den durch die Neckarkanalisierung bedrohten Graureiher zu schützen. Eine nette Hütte schützt dort heute auch Wanderer und lädt zu einer Rast ein.

Höhepunkt der Tour war der Hebart, mit knapp 519 Metern nach dem Königstuhl der zweithöchste Berg des Kleinen Odenwalds, mit seinem hübschen Kirchel mitten im Wald. Die Heilig-Kreuz-Kirche war früher zu Beginn und Ende der Weidezeit im Mai und September ein beliebter Wallfahrtsort. Auch ein unscheinbares Wegekreuz an der Landesstraße 590 nach Schwanheim bleibt auf der Tour nicht unerwähnt. Gerade die kleinen Dinge am Wegesrand, die eine Geschichte haben und erzählen, sind Bernd Stang auf seinen Naturparktouren wichtig, "weil sie sonst in Vergessenheit geraten".

Den Kleinen Odenwald auf den gut ausgeschilderten Wander- und Radwegen zu erkunden, lohnt auf jeden Fall. Mit Naturparkguide Bernd Stang an der Seite wird die Tour um einiges informativer und spannender.

Info: Mit dem Rad geht es am 12. Oktober vom Schwarzbach- ins Lobbachtal, und am 26. Oktober erzählt Bernd Stang auf einer Wanderung um Aglasterhausen aus der Geschichte und Geschichten.

Ein malerischer Blick auf Schloss Zwingenberg.  Foto: Klaus P. Hunzinger