"Größtes Hemmnis ist zumeist die Sprache"

Wie klappt die Integration von Flüchtlingen in den Arbeitsmarkt? Die RNZ fragte bei Patrick Mandl von der Agentur für Arbeit nach

02.02.2017 UPDATE: 03.02.2017 06:00 Uhr 1 Minute, 38 Sekunden

Gleich von mehreren Seiten wird versucht, Flüchtlinge in Arbeit zu vermitteln. Doch wie klappt das bisher? Und wo liegen die Schwierigkeiten? Die RNZ fragte bei Patrick Mandl nach. Er ist Teamleiter der Arbeitsvermittlung bei der Agentur für Arbeit Schwäbisch Hall-Tauberbischofsheim.

Wie viele Flüchtlinge haben in Mosbach und im Neckar-Odenwald-Kreis bereits eine Arbeitsstelle gefunden?

Dazu gibt es keine validen Zahlen. Diese Daten stehen erst zu einem späteren Zeitpunkt aus der Beschäftigtenstatistik zur Verfügung. Das Institut für Arbeitsmarkt und Berufsforschung geht davon aus, dass von allen erwerbsfähigen Flüchtlingen im ersten Jahr nach Ankunft in Deutschland circa 10 Prozent die Aufnahme einer Arbeit gelingt. Diese Zahl deckt sich mit unserer Wahrnehmung vor Ort.

Wo liegen hauptsächlich die Herausforderungen und Schwierigkeiten?

Größtes Hemmnis ist zumeist die Sprache. Oft reichen Deutschkenntnisse für eine Beschäftigung oder Ausbildung noch nicht aus. Teilweise zeigt sich auch, dass die Berufserfahrungen und beruflichen Kenntnisse der Flüchtlinge (noch) nicht den Anforderungen einer Tätigkeit in Deutschland entsprechen.

Welche Jobs kommen für Flüchtlinge in Frage?

Überwiegend gelingt die Arbeitsaufnahme in einfachen, handwerklichen und nicht-sprachbetonten Tätigkeiten, vor allem auf Helfer- und Anlernniveau in den Branchen Gastronomie, Produktion Metall/Kunststoff/Holz, Bau- und Baunebengewerbe, Lagerlogistik, Handwerk Metall/Elektro, Reinigung; Pflege; Lebensmittelherstellung; Garten- und Landschaftsbau.

Wie sieht es mit der Motivation der Flüchtlinge aus?

Viele Unternehmen äußern sich sehr positiv über die hohe Motivation und die Einsatzbereitschaft von Flüchtlingen, die sie in Praktika kennengelernt haben.

Wie reagieren Sie, wenn die Bereitschaft zu arbeiten nicht erkennbar ist?

Überzeugen ist besser als Sanktionieren. Viele geflohene Menschen brauchen zunächst auch Zeit, um sich auf eine neue Lebenssituation, ein völlig verändertes Lebensumfeld und die neue Arbeitswelt einzustellen. Wer sich jedoch grundsätzlich weigert, am eigenen Integrationsprozess mitzuwirken, muss mit Kürzungen seiner Leistungen rechnen.

Was sagen Sie zur Behauptung, Flüchtlinge würden den Einheimischen die Arbeitsplätze streitig machen?

Zumeist kommen Flüchtlinge in Tätigkeiten und Branchen unter, in denen es an Bewerbern mangelt. Flüchtlinge dürfen auch nicht zu schlechteren Arbeitskonditionen als vergleichbare inländische Arbeitnehmer beschäftigt werden (Stichwort Mindestlohn). Es ist also auch kein Lohndumping möglich. Insoweit ist die Befürchtung, dass Flüchtlinge inländischen Arbeitnehmern die Arbeits- oder Ausbildungsplätze streitig machen, unbegründet und auch nicht belegbar.

Was sollten Unternehmer tun, die sich vorstellen können, einen Flüchtling zu beschäftigen?

Wenn sie freie Stellen bei der Agentur für Arbeit melden, können sie darauf hinweisen, dass Flüchtlinge willkommen sind. Meiner Meinung nach sollten Unternehmer nicht nur schauen, was der Mensch mit Fluchthintergrund heute leisten kann, sondern welche Fertigkeiten noch entwickelt werden können.