Hintergrund Straßennamen Mannheim

01.02.2024 UPDATE: 31.01.2024 06:00 Uhr 1 Minute, 7 Sekunden

> Die betroffenen Straßen: Die Lüderitz-, die Leutwein- und die Gustav-Nachtigal-Straße sollen umbenannt werden, weil sich die Namensgeber in den afrikanischen Kolonien des Deutschen Kaiserreichs zahlreicher Verbrechen schuldig machten. Ebenso soll der Sven-Hedin-Weg einen neuen Namen erhalten, da der Forscher ein glühender Hitler-Verehrer war. Das hat der Gemeinderat im Februar 2022 beschlossen.

> Der Ärger um den Taufbezirk: Straßennamen werden nicht willkürlich vergeben, sondern müssen der Definition des Taufbezirks, also einem Gebiet mit einheitlichen Benennungen, entsprechen. So gibt es beispielsweise Gebiete, die nach Musikern oder Malern benannt sind. Der Taufbezirk der betroffenen Straßen lautete "Forschungsreisende" und wurde nun um "Personen des transkulturellen Austauschs"erweitert. Viele Anwohnerinnen und Anwohner hätten sich allerdings eine Erweiterung des Nachbartaufbezirks "Seen" gewünscht. Dem stimmte die Verwaltung nicht zu.

> Die Bürgerbeteiligung: Zunächst konnten alle Mannheimer Namensvorschläge online einreichen. Diese sollten dem oben genannten Taufbezirk entsprechen und somit Persönlichkeiten vorgeschlagen werden, die dazu passen. 143 Vorschläge kamen so zusammen. Davon wurde 18 Personen als potenzielle Paten ausgewählt, die vom Marchivum geprüft wurden. Über diese Namen soll die gesamte Stadtbevölkerung abstimmen dürfen. Aufgrund dieses Abstimmungsergebnisses spricht sich der Bezirksbeirat dann für vier Namen aus, das letzte Wort hat der Gemeinderat. Die Bürger-Abstimmung hätte eigentlich schon im Herbst erfolgen sollen.

> Die Liste: Unter den Persönlichkeiten, nach denen die vier Straßen benannt werden können, befinden sich unter anderem Afrikaforscher Johann Heinrich Barth oder die Zoologin Diane Fossey. Der Arbeitskreis Kolonialgeschichte hat mehrere Namen vorgeschlagen, von denen es vier auf die Liste geschafft haben: Rudolf Manga Bell (Kameruns König der Duala), die Friedensnobelpreisträgerin Wangari Maathai, die Sängerin Miriam Makeba und Herrero-Anführer Jacobus Morenga. Genau diese vier Namen sind dem Siedlerverein, in dem sich viele Anwohner von Rheinau-Süd engagieren, ein Dorn im Auge. oka

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