Hintergrund - Sportlerwahl 2019 - Aliena Heinzmann
"Ich habe meinen Sport gefunden"
Aliena Heinzmann wirkt ein wenig nervös, als sie vor der Bühne steht und die Platzierungen der Sportlerwahl bekannt gegeben werden. Unter den besten Drei ist sie schon einmal, so viel steht fest. Aber reicht es auch für den Sieg? Heinzmann hat ihre Hände vor dem grünen, eng anliegenden Kleid mit den Puffärmelchen verschränkt. Als ihr Name aufgerufen wird und feststeht, dass sie Sportlerin des Jahres ist, strahlt sie erst verhalten und dann über das ganze Gesicht. Dabei kommen ihre Grübchen zum Vorschein.
Später im Interview sagt die 17-Jährige, dass diese ganze Aufmerksamkeit, die sie nun bekomme, ein tolles Gefühl sei. Das täte gut zwischen dem vielen Training und den Vorbereitungen auf das Abitur, das sie im nächsten Jahr macht. Heinzmann ist selbstbewusst und nimmt kein Blatt vor den Mund. Das würde ihr oft als Arroganz ausgelegt, erzählt sie. Dabei möchte die Dreispringerin einfach nur ehrlich sein. Was sie meint, wird klar, als Heinzmann auf die Frage antwortet, ob sie damit gerechnet hätte, zu gewinnen. "Ich hätte mich fast gewundert, wenn nicht", sagt sie und lacht dabei. Sie habe Vertrauen in ihre Freunde und den Umkreis. Sie selbst sagt von sich, dass sie ein zielorientierter Mensch sei. Kein Wunder also, dass sie Werbung für die Abstimmung gemacht hat. Der Dreisprung liegt ihr eben am Herzen.
Wie viel Leidenschaft sie für diesen Sport hat, wird klar, als sie beginnt, von ihrer Disziplin, die sie erst seit einem dreiviertel Jahr betreibt, zu erzählen. Beim Dreisprung fühle sie sich locker und befreit. Das sei nicht so wie beim Weitsprung, bei dem sie zu viel Zeit habe, um zu denken. Wenn sie so erzählt, kommt Heinzmann ins Schwärmen. Ihr Bewegungen werden dann größer, sie gestikuliert mehr. "Dreisprung ist einfach eine schöne Disziplin", sagt die 17-Jährige. Die Erfolge habe sie auch ihren Trainern zu verdanken, die sie extrem fördern würden. Vielleicht ein Leichtes, bei einer talentierten Sportlerin. Heinzmann betreibt erst seit zweieinhalb Jahren Leichtathletik. "Ich habe nie realisiert, dass man das trainieren kann." Schon in der sechsten Klasse ist sie Teil des Schulteams "Jugend trainiert für Olympia" gewesen. Trotzdem ist sie ihrer damaligen Sportart, dem Fußball, treu geblieben. Ihr kam nicht in den Sinn zu wechseln. Erst Jahre später und durch Verletzungen gebutelt, habe sie sich getraut sich vom "Fußball zu lösen".
Zur Leichtathletik ging Heinzmann aber trotzdem erst einmal nicht. Sie habe Angst gehabt, dass sie doch nicht so gut sei, wie sie denke, und sich daher gedrückt. Also hat die Mutter das Probetraining organisiert. Überhaupt haben die Eltern sie bei all ihren sportlichen Dingen unterstützt. Ausprobiert hat Heinzmann einiges. Von Jazzdance bis Reiten war alles dabei. Nun sagt sie aber: "Ich habe meinen Sport gefunden." Und dafür tut sie viel. Fünf mal die Woche trainiert Heinzmann, jeweils zwischen zwei und zweieinhalb Stunden. Vor allem in den Sommermonaten kommen dann am Wochenende noch Wettkämpfe dazu.
Überhaupt will die Sportlerin im nächsten Sommer so richtig durchstarten, denn dieses Jahr war sie einige Male verletzt. Aktuell ist es ihr Nacken, der ihr zu schaffen macht. Ein blöder Unfall im Trainingslager ist schuld daran. Da hat sie einen doppelten Salto rückwärts auf dem Bungee-Trampolin gemacht, die Seile waren schlecht gespannt – Heinzmann landetet ungeschickt. Die Verletzung hält sie aber nicht davon ab, groß zu denken. "Wer groß denkt, kann auch Großes erreichen", sagt sie und fügt hinzu: "Für mich gibt es nur das größte Ziel, das möglich ist." Das sind zunächst die 13 Meter, die sie in der kommenden Saison springen möchte. Und mittelfristig? Heinzmann überlegt eine Millisekunde und sagt dann: "Paris 2024." Mit viel Förderung, Training und einem starken Willen, ist sie sich sicher, schafft sie es zu den Olympischen Spielen. (paw)