Hintergrund Hans-Pfitzner-Straße Schriesheim
Wie andere Kommunen mit Hans-Pfitzner-Straßen umgehen
In ihrer Beschlussvorlage zur Umbenennung der Hans-Pfitzner-Straße orientierte sich die Stadtverwaltung an anderen Kommunen, die vor demselben Problem standen. Dabei gibt es im Grunde vier Alternativen: gar nichts machen, Nicht-Umbenennen oder Umbenennen mit einer Erklärtafel, und Umbenennen ohne ein Extra-Schild. Dabei kamen für Bürgermeister Oeldorf nur die Optionen "Nicht-Umbenennen mit Erklärtafel" und "Umbenennen mit Erklärtafel" in Frage.
Die Mehrzahl der deutschen Kommunen, etwa 30, hat sich bis dato dazu entschieden, ihre Hans-Pfitzner-Straßen umzubenennen – und zwar ohne Erklärtafel. Nur in Lübeck gibt es im Zuge des neuen Namens auch eine Erklärtafel. Doch in Wien entschied man sich anders: Auch dort gab es, wie in Düsseldorf (siehe oben), eine Historikerkommission, die 2013 einen 350-seitigen Abschlussbericht vorstellte: Unter den 4400 untersuchten Straßen- und Plätzen fand sie 159 Personen, die eine problematische Einstellung zum Antisemitismus oder Nationalsozialismus hatten. 28 wurden als "Fälle mit intensivem Diskussionsbedarf" eingestuft. Allerdings entschied man sich generell gegen eine Umbenennung: Die Geschichte der Stadt, die auch in Straßennamen dokumentiert sei, solle sichtbar gemacht werden, erklärte Ende 2016 Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny (SPÖ). Man wolle "nichts verschleiern und nichts vertuschen", sondern sich "kritisch mit den Schattenseiten von Leuten auseinandersetzen, die auch etwas für Wien geleistet" hätten.
Allein auf weiter Flur ist Wien aber nicht: Erst in diesem Monat folgte das oberbayerische Schondorf – hier hatte Pfitzner eine Zeit lang gelebt – diesem Modell: Im Mai waren die Bewohner der dortigen Hans-Pfitzner-Straße vom Bürgermeister angeschrieben und nach ihrer Meinung zur Umbenennung befragt worden: Eine Mehrheit lehnte das ab. Allerdings soll das Pfitzner-Denkmal umgestaltet werden.