Hintergrund Dieffenbacher Eppingen Jubiläum

20.09.2023 UPDATE: 19.09.2023 06:00 Uhr 1 Minute, 13 Sekunden

Die Firmenhistorie

> Wenige Meter von der heutigen Firmenzentrale am Eppinger Bahnhof entfernt, hatte der Schlosser Jakob Dieffenbacher 1873 das Saatkorn für das Unternehmen gelegt, als sich der 26-Jährige mit der Herstellung von Obst-, Wein- und Ölpressen selbstständig machte. Einige dieser Pressen seien bei Winzern noch immer im Gebrauch, sagte sein Urururenkel Christian Dieffenbacher bei der Feier, andere zieren heute als Relikte aus alten Landwirtschaftstagen einige Kreisverkehr-Inseln.

Aus der gut gehenden Manufaktur wurde mit den Jahren eine Industriefirma, und die zweite Generation, Wilhelm und Friedrich Dieffenbacher, stellten in den 1920er-Jahren bereits Pressen für die damals neu aufgekommenen Kunststoffe her, beispielsweise für die Formung von Bakelit. Später kamen Formpressen für weitere Materialien hinzu, und inzwischen bietet das Eppinger Unternehmen die größte Vielfalt an Herstellungsverfahren für die Fertigung von Verbundwerkstoffen auf dem Markt.

Zu Weltgeltung gelangte die Firma unter Gerhard Dieffenbacher und seinem Cousin Albert, die in den 1950er-Jahren eine Anlage zur Fertigung von Spanplatten auf den Markt brachten. Unter der vierten Generation mit Wolf-Gerd Dieffenbacher verstetigte sich der Erfolg – auch dank innovativer Entwicklungen wie kontinuierliche Pressen für die Holzindustrie –, und in Eppingen wurden bald ganze Anlagen gebaut, groß wie Einfamilienhäuser.

2014 kam als dritte Unternehmenssparte Recycling hinzu, erneut vorwiegend für die Holzindustrie, die mit Dieffenbacher-Anlagen Altholz sortiert und aufbereitet. Inzwischen können die Pressen selbst aus Reis-Stroh oder Palmwedeln Verbundfaserplatten herstellen – wichtig vor allem für Schwellenländer.

Die Firmengruppe wuchs weiter, auch durch Zukäufe, und beschäftigt heute weltweit etwa 1850 Mitarbeiter. Nachhaltigkeit spielt auch bei der Ende 2022 unter der Regie von Christian Dieffenbacher hinzugekommenen vierten Unternehmenssparte die zentrale Rolle: Durch die Übernahme der insolventen österreichischen Bertsch Energy GmbH & Co KG (RNZ berichtete) entstand Dieffenbacher Energy, die sich seither der nachhaltigen Energiegewinnung widmet und Kraftwerksanlagen baut.

Diese sind so groß wie Mehrfamilienhäuser und werden von ausgefeilter Spitzentechnologie gesteuert. Begonnen hat aber alles mit einer kaum einen Meter durchmessenden, handbetriebenen Presse. Dessen ist man sich bei Dieffenbacher nicht nur im Jubiläumsjahr immer bewusst. (guz)

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