Stanislawski: "Wir sind im Moment Mittelmaß"
Ein desillusionierter Holger Stanislawski stellt seine Spieler an den Pranger
Ein desillusionierter Holger Stanislawski stellt seine Spieler an den Pranger
So enttäuscht hat man Holger Stanislawski nach einem Bundesligaspiel im Kraichgau noch nicht erlebt. Zugegeben, nach nur zwölf Bundesligaspieltagen keine große Sache, doch in dieser kurzen Zeit hat der TSG-Coach beinahe alles mit seiner Mannschaft durchlebt. Stanislawskis Expedition Hoffenheim ist eine Achterbahnfahrt mit ihrem vorläufigen Tiefpunkt am vergangenen Samstag zu Hause gegen den 1. FC Kaiserslautern.
"Wir haben alles falsch gemacht, was man falsch machen kann", musste Stanislawski nach dem Spiel eine "unterirdische" Leistung seines Teams erklären. "Es ist wie mit den Lottozahlen. Sie sind immer wieder neu und auch unsere Leistung ist immer wieder neu." Doch was einige seiner Jungs auf dem Platz verzapften, sei "schwer erklärbar" gewesen, so der Trainer.
Stanislawski brachte die bittere Erkenntnis aus der Begegnung Neunter gegen Dreizehnter im ZDF auf den Punkt: "Wir sind im Moment Mittelmaß." Die TSG mit dem 1:1 gegen kämpferisch stabile Lauterer noch gut bedient. "Wir haben einen Punkt gestohlen", so der Trainer, der auch für die Zukunft nicht gerade optimistisch dreinblickt: "Wenn wir die Leistung von heute zugrunde legen, deutet die Tendenz klar nach unten."
Stanislawski, der solide, bodenständige Arbeiter, war schockiert von den blutleeren Alleingängen seiner hoch bezahlten Stars. Babel und Obasi waren an diese Tag Sinnbilder für die unterschiedlichen Wertordnungen, in denen sich Trainer und Teile der Mannschaft bewegten. Den Teamgeist, den Stanislawski über alles stellte, warfen einige seiner Profis getrost über Bord.
Man fühlt sich unweigerlich zurückversetzt in die Vorbereitung. Schon in den Testspielen gegen Ettlingenweier oder Mingolsheim kritisierte Stanislawski zu Beginn seiner Amtszeit das mangelnde Zusammenspiel als Mannschaft. "Viele Dinge, die wir anders sehen wollten, haben wir nicht so gemacht, wie ich mir das wünsche", sagte Stanislawski damals und es klingt im Vergleich zum vergangenen Wochenende noch milde! Jetzt, da die Gegner Kaiserslautern, Schalke oder Stuttgart heißen - ist sein Team wieder dort angekommen, wo die Reise vor gut 19 Wochen losging und bekommt die Rechnung präsentiert für fehlende mannschaftliche Geschlossenheit.
"Es ist Bundesliga. Das ist eine der stärksten Ligen in Europa. Da muss man sich drauf freuen, heiß sein, zu spielen, marschieren, miteinander spielen und sich Dinge erarbeiten", konnte der Trainer die Mentalität einiger seiner Profis überhaupt nicht nachvollziehen. "Jetzt stehen alle auf dem Prüfstand", sagte Stanislawski nach der grottenschlechten Partie auf Schalke. Einige seiner Spieler sind knallhart durchgefallen.
Stanislawski wirkte am Samstag desillusioniert. Er warf alles in die Waagschale, investierte teils vierzehn oder fünfzehn Stunden Arbeit in seine Mannschaft pro Tag, wollte Wille und Leidenschaft vorleben und wurde dafür von einigen Profis mit Missachtung gestraft. Stanislawskis Konsequenzen wird wohl gnadenlos sein: "Wir können jetzt alle wieder in Watte packen, jeden in den Arm nehmen und streicheln. Das ist mir zu einfach! So ein Spiel ist der Höhepunkt der Woche und am Höhepunkt der Woche sind wir nicht auf dem Höhepunkt. Wenn man sieht, wie bei dem ein oder anderen auf dem Platz die Körpersprache ist, dann ist Fußballspielen in dem Moment nicht so wichtig. Man muss es irgendwie nochmal biegen wollen. Das muss man zeigen. Es geht nicht ums Reden, sondern ums Handeln!"
Stanislawski wird den Konkurrenzkampf noch einmal verschärfen. Wer damit nicht klarkommt, gehört in keine Bundesligamannschaft: "In jeder Bundesligamannschaft ist Konkurrenzkampf da. Uns fehlte das Zusammenspiel. Mit dem Konkurrenzkampf muss jeder leben. Dem muss sich jeder stellen. Wer damit nicht umgehen kann, der muss nicht in der Bundesliga Fußball spielen. Das muss jeder ab können."