Hier wird Gabriele Slabschi am 22. Dezember auf der Buchener Intensivstation gerade für ihren Transport mit dem Hubschrauber ins Universitätsklinikums nach Heidelberg vorbereitet. Fotos: Neckar-Odenwald-Kliniken
Mudau/Buchen. (pm) Es begann am 12. Dezember mit einem hartnäckigen Husten, den Gabriele Slabschi aus Mudau den kalten Temperaturen zuschrieb. Als sie montags zur Arbeit kam, wurde sie jedoch informiert, dass es im Betrieb einen Coronafall gibt und sie sich als Kontaktperson in häusliche Quarantäne begeben müsse.
Auf dem Heimweg machte sie in Walldürn bei ihrem Hausarzt Station und ließ sich testen. Was sie da noch nicht wusste: Sie war mit Sars-CoV-2 infiziert, und die Erkrankung nahm bei ihr einen schweren, zwischendurch sogar dramatischen Verlauf. Dank des guten Zusammenspiels der Kliniken vor Ort und in Heidelberg hat sie Covid-19 inzwischen glücklicherweise überstanden.
Was ihren Fall besonders macht: Ihre Infektion und die Ansteckung mehrerer Kollegen sind möglicherweise auf einen gravierenden Verstoß einer außenstehenden Person gegen Quarantäne-Auflagen zurückzuführen. Dieses fahrlässige Verhalten beschäftigt mittlerweile auch die Behörden, da dadurch andere Menschen in Gefahr gebracht wurden.
Am 15. Dezember hatte die 58-jährige dann Gewissheit: Das Ergebnis des PCR-Abstrichs vom Vortag war positiv. Zunächst plagte sie weiter nur der Husten, aber ab Donnerstag bemerkte sie eine zunehmende Kurzatmigkeit bei geringster Anstrengung, während Fieber als Symptom zunächst völlig fehlte. Am 18. Dezember wurde sie auf die Isolierstation A31 im Buchener Krankenhaus aufgenommen, wo eine Lungenentzündung diagnostiziert wurde. Zwei Tage später wurde sie bei zunehmenden Atembeschwerden auf die Intensivstation verlegt und erhielt hochdosierten Sauerstoff. Eine chronische Nierenerkrankung, die sie im Alltag bis dahin nicht weiter beeinträchtigt hatte, stellte in diesem Zusammenhang einen nicht zu unterschätzenden Risikofaktor dar.
Das Atmen fiel Gabriele Slabschi immer schwerer, die Sauerstoffgabe reichte nicht mehr: Zwei Tage vor Weihnachten, am Morgen des 22. Dezember erfolgte bei zunehmender Atemnot die Intubation, also die Platzierung eines Beatmungsschlauches in die Luftröhre, damit ein Beatmungsgerät angeschlossen werden konnte. Aufgrund des raschen Verlaufs nahmen die Ärzte der Intensivstation in Buchen Kontakt mit der "KOST-COVID", der Koordinierungsstelle für den nordbadischen Bereich vom Rhein-Neckar- über den Neckar-Odenwald- bis zum Main-Tauber-Kreis am Universitätsklinikum Heidelberg auf. Sehr schnell konnte ein Bett auf der Intensivstation an der Uniklinik gefunden werden. Die Patientin wurde noch am Vormittag mit dem Rettungshubschrauber Christoph 53 aus Mannheim verlegt.
Rettungshubschrauber Christoph 53 steht schon bereit. Fotos: Neckar-Odenwald-KlinikenFür diese Phase der Behandlung fehlen Gabriele Slabschi sämtliche Erinnerungen, sie wurde erst am nächsten Tag in Heidelberg allmählich wach. Am Tag vor Heiligabend konnte sogar der Beatmungsschlauch wieder entfernt werden, nachdem sich ihr Zustand nicht wie befürchtet weiter verschlechtert hatte. Allerdings waren noch einige Tage Behandlung auf der Intensivstation notwendig, da die Atembeschwerden weiter bestanden und die Lunge stark verschleimt war.
Besonders in Erinnerung geblieben ist ihr die Oberärztin der Intensivstation, Dr. Mascha Fiedler, die sie mit ihrer freundlichen Art immer wieder aufmunterte und nebenbei die Verbindung in die Heimat sicherstellte. Über die gemeinsame Tätigkeit in der Studentenausbildung ist sie sehr gut bekannt mit Anästhesie-Chefarzt Dr. Harald Genzwürker, der Gabriele Slabschi wiederum durch ihre langjährige ehrenamtliche Tätigkeit beim DRK schon seit 1990 kennt. Das Personal in den Kliniken ist ihr ganz besonders wichtig: "Egal ob in Buchen oder in Heidelberg – alle waren super freundlich und haben sich toll um mich gekümmert, obwohl spürbar war, wie groß die derzeitige Belastung ist", freut sie sich über das Engagement. "Alle haben dazu beigetragen, dass ich mich so schnell wieder erholen konnte!"
Der Ärztliche Leiter der Neckar-Odenwald-Kliniken in Buchen und Mosbach, Priv.-Doz. Dr. Genzwürker, lobt ausdrücklich die hervorragende Zusammenarbeit zwischen den Kliniken der Region. "Die Häuser der Grund- und Regelversorgung spielen eine wichtige Rolle bei der Pandemiebewältigung – für schwerwiegende Fälle benötigen wir aber die Expertise der Schwerpunktkliniken." Oberärztin Dr. Mascha Fiedler von der Klinik für Anästhesiologie des Universitätsklinikums Heidelberg, selbst erfahrene Hubschrauber-Notärztin, unterstreicht den Stellenwert eines eng verzahnten Versorgungskonzepts: "Wir können selbstverständlich Intensivmedizin auf einem sehr spezialisierten Niveau betreiben, benötigen aber umgekehrt wieder die Kollegen der Kliniken in der Peripherie, die uns Patienten wieder abnehmen, damit die Kapazitäten bei uns nicht erschöpft werden."
Am 29. Dezember ging es dann für Gabriele Slabschi zurück in den Odenwald, zunächst noch auf die Intensivstation im Buchener Krankenhaus. Silvester verbrachte sie bereits auf der Isolierstation A31, und nach zwei Nächten ohne Sauerstoffgabe konnte sie am 4. Januar nach Hause entlassen werden.
"Immer noch habe ich allerdings mit den Folgen der Infektion zu kämpfen. Bei der kleinsten Anstrengung merke ich, dass die Lunge angeschlagen ist." Was sie besonders ärgert ist die Tatsache, dass sie vermutlich durch Unvernunft und die Nichteinhaltung von Quarantäneregeln durch einen Infizierten angesteckt werden konnte und in Lebensgefahr geriet. "Für Menschen, die diese Erkrankung nicht ernstnehmen und die notwendigen Maßnahmen nicht einhalten, fehlt mir jedes Verständnis!"