Tristesse in der sonst so belebten Stadt: Das öffentliche Leben kommt immer mehr zum Stillstand. Symbolfoto: Armin Guzy
Von Brigitte Fritz-Kador
Heilbronn. Für Donnerstag war eine für Heilbronn durchaus wichtige Gemeinderatssitzung anberaumt. Jetzt wurde sie abgesagt, nachdem es wenige Stunden zuvor noch geheißen hatte, sie werden, um die gebotene Abstandswahrung zu sichern, in der Harmonie stattfinden. Der Vorgang ist typisch dafür, wie sich auch in Heilbronn die Dinge in Stundenfrist ändern.
Auf der Tagesordnung standen unter anderem die Präsentation zum Start für das Klimaschutzkonzept, das Mobilitätskonzept, eine Neufassung der Kulturrichtlinien und die Konzeption für das neue Literaturhaus. In sich hatte es der letzte Punkt der Tagesordnung, der fristgerecht dort stand. Die AfD-Fraktion fordert in einem Antrag vom 26. Februar, als die belastende Entwicklung der Corona-Epidemie längst absehbar war, eine "Neubildung der gemeinderätlichen Gremien sowie Umbesetzung von Aufsichtsräten und anderer Gremien in städtischen Beteiligungsgesellschaften und Institutionen".
Nachdem die vierköpfige Fraktion, wie berichtet, durch die Aufnahme von Stadtrat Alfred Dagenbach, vormals "pro Heilbronn", im Februar auf fünf Mitglieder angewachsen war, folgte, was absehbar war. Der Antrag hat das Ziel, sämtliche Sitze in Ausschüssen, Aufsichts- und Verwaltungsräten neu zu besetzen. Was die Gemeindeordnung für diesen Fall als Verfahren vorsieht, kann teilweise mit einfach Mehrheit beschlossen werden, und eine solche gegen die AfD besteht längst. Ein spezielles und unübliches Ansinnen ist zudem, dem dann eigentlich gewählten Vertreter der Fraktion gleich alle anderen Fraktionsmitglieder per Wahl als Stellvertreter zur Seite zu stellen. Der Grund dafür mag auch in der bisher überschaubaren Präsenz der Fraktionsmitglieder liegen; so hat sich beispielsweise die stellvertretende Fraktionsvorsitzende Franziska Gminder (sie sitzt für den rechten Flügel der AfD auch im Bundestag) bisher nur sehr selten in Großen Ratssaal gezeigt. Die Debatte um diesen Antrag der AfD dürfte, wann immer sie anstehen wird, spannend ausfallen.
Inzwischen hat sich Oberbürgermeister Harry Mergel auch über Youtube in einer längeren Ansprache an die Heilbronner gewandt, in der er die Vorsorgemaßnahmen gegen Corona erklärte und dafür um Verständnis warb. Zwei Tage danach konnte man fast 15.000 Aufrufe zählen, heftig kommentiert. Mergel macht darin auch klar, dass sich die Situation jederzeit ändern könne, dass dies durch die Buga "gefestigte Stadtgesellschaft" solidarisch meistern wird.
Aufgrund der aktuellen Corona-Krise schließt die Handwerkskammer in Heilbronn ihre Geschäftsstellen, auch in Schwäbisch Hall und Tauberbischofsheim und ebenfalls das Bildungs- und Technologiezentrum der Handwerkskammer (BTZ) im Heilbronner Gewerbegebiet Böllinger Höfe. Alle Kurse, Seminare und Prüfungen sind bis auf Weiteres ausgesetzt, das gilt auch für die Meisterfeier am 22. April. Die Kommunikation läuft ausschließlich über Telefon und E-Mail.
Obwohl er erst am 17. Mai stattfinden sollte, fällt der Trollingermarathon aus. Der diesjährige Lauf wäre der 20. gewesen, im letzten Jahr nahmen knapp 6000 Läufer teil.
Bei der Heilbronn Marketing GmbH (HMG) bereitet man schon seit letztem Jahr das für Anfang Juli angekündigte große Neckarfestival vor, Nachfolger des zuletzt 2014 gefeierten Neckarfestes, eines der aufwendigsten in Heilbronn. Dies will man bei der HMG noch nicht verloren geben, auch im Vertrauen auf die Anordnung aus Stuttgart, nach der solche Veranstaltungen bis 15. Juni ausgesetzt werden müssen.
Bei den sonst so aktiven Bundesgartenschau-Freunden aber geht bereits nichts mehr: "Aufgrund der aktuellen Situation und zum Schutz unserer Mitglieder müssen wir unser Freundeskreisleben erst einmal ruhen lassen" heißt es von dort.