Die Science Spreaders befassen sich mit der Zukunft der Künstlichen Intelligenz. Cyan Ching, Henrik Reinstädtler, Janne Frenz, Aline Reuter, Lera Dragan, Stephanie Metz und Nathalie Carcache (v.l.) zeigen stolz das Plakat zum bevorstehenden Symposium. Foto: Philipp Rothe
Von Xenia Miller
Heidelberg. Wer nicht zufällig Informatik studiert, der kann mit dem Begriff Künstliche Intelligenz (KI) meist wenig anfangen. Das wollen die "Science Spreaders" ändern. Die interdisziplinäre Studierendengruppe, die aus den Fachschaften entstanden ist, veranstaltet am Samstag ein Symposium, das mit Fakten gegen Irrtümer über KI ankämpfen soll.
Auch in den letzten beiden Jahren kamen kontroverse Themen auf die Tagesordnung: 2017 ging es um CRISPR/CAS9 – die sogenannte Genschere – und 2018 drehte sich alles um Biohacking. Die Gruppe sucht sich jeweils die am stärksten diskutierten Entwicklungen der Naturwissenschaft. Dazu beobachteten die "Science Spreaders" über das vorangehende Jahr verschiedene Medien.
Den Organisatoren ist dieses Mal aufgefallen, dass es beim Thema KI eine Lücke zwischen der öffentlichen Meinung und dem wissenschaftlichen Stand gibt. Für sie vor allem problematisch: KIs werden in Film und Literatur stark vermenschlicht dargestellt. Janne Frenz, ebenfalls Initiatorin und Studentin der Mathematik, erklärt: "Es werden oft menschliche Verben zur Beschreibung der künstlichen Intelligenz benutzt. Ihr werden auch oft Gefühle zugeschrieben." Aline Reuter, Studentin der Molekularen Biotechnologie, fügt hinzu: "Was man oft sieht, sind diese humanoiden Roboter." Diese hätten mit den real angewendeten KIs aber wenig zu tun.
Im Alltag begegnen wir der künstlichen Intelligenz beispielsweise auf Google oder bei Amazon, aber auch Sprachassistenten wie Siri oder Alexa beruhen auf maschinellem Lernen und Algorithmen. "Es wirkt, als würde KI keine große Rolle im Alltag spielen. Aber das basiert auch darauf, dass man kein wirkliches Verständnis davon hat", erklärt Frenz. Diese Unklarheit darüber, was eine KI eigentlich macht, soll mit dem Symposium ihr Ende finden. Denn ein Problem sieht Frenz auch darin, dass Ängste geschürt werden, wenn das Wissen über KI konfus bleibt. "Dass mit KIs gigantische Mengen an Daten ausgewertet werden, halte ich für weniger angsteinflößend", meint Frenz.
Los geht das Symposium am Samstagvormittag mit einem Vortrag von Ullrich Köthe, dessen Vorlesungen über KIs und Algorithmen an der Uni Heidelberg stets bis auf den letzten Platz belegt sind. Er wird die Grundlagen von KIs von Null an erklären, sodass auch Besucherinnen und Besucher ohne Vorwissen viel lernen können. "Wir verstehen uns als Wissenschaftskommunikatoren. Uns ist es wichtig, dass auch fachfremde Personen mitgenommen werden", betont Reuter.
Auf Basis dieser Einführung wird aus verschiedenen Blickwinkeln rund um die Künstliche Intelligenz referiert und diskutiert. Abgedeckt werden die Bereiche Medizin, Kunst, Rechtsprechung und Einzelhandel. Gerade fachfremde Personen sollen angesprochen werden. Die Prinzipien des maschinellen Lernens, einer Grundlage von Künstlicher Intelligenz, können hautnah erlebt und durchleuchtet werden. Um das theoretische Wissen greifbarer zu machen, werden im Anschluss Anwendungsbeispiele live programmiert. Zum Abschluss gibt es eine Podiumsdiskussion.
Die "Science Spreaders" hoffen damit, ein solides Basiswissen als Grundlage für angstfreie Diskussionen über KI schaffen zu können. Frenz freut sich auf "spannende Vorträge, interessante Fragen aus dem Publikum und eine sehr lebhafte Diskussion".
Info: Das Symposium "Quo vadis KI – Wie sieht unsere digitale Zukunft aus?" findet am Samstag, 9. November, im Kirchhoff-Institut für Physik (INF 227) statt. Der Eintritt ist frei, eine Anmeldung nicht erforderlich.