In diesem Mehrfamilienhaus in der Nußlocher Straße wuchs Boris Becker auf. Foto: Alex
Von Christoph Moll
Leimen. Weiße Fassade, drei Geschosse, ein Penthouse: Es ist ein unscheinbares Mehrfamilienhaus am Rande der Stadt, wie es hier viele gibt. Wenn man nicht wüsste, dass es ein "besonderes" Haus ist, würde man ihm keine weitere Beachtung schenken. Doch es ist eben ein "besonderes" Haus. Ein Haus, das hier alle kennen: Von der Nußlocher Straße 51 aus startete Boris Becker seine große Karriere. Die RNZ begab sich auf Spurensuche.
Den Namen Becker sucht man auf den Klingelschildern heute vergebens. Stattdessen findet man Rodriguez, Kolb und andere. Mutter Elvira Becker wohnt seit Langem weiter oben am Berg. Doch ganz verschwunden ist der Name Becker hier nicht. Ein silbernes Schild weist den Weg zum "Karl-Heinz Becker Büro für Planung u. Bauleitung" um die Ecke. Tatsächlich existiert das Büro von Beckers im Jahr 1999 verstorbenen Vater nach wie vor. Die dortige Klingel funktioniert, der Briefkasten steht noch, hinter den schmutzigen Fenstern und den weißen Vorhängen lassen sich Akten erahnen. Hier scheint die Zeit stehen geblieben zu sein. Beckers Vater hat das Haus gebaut, als Boris noch klein war. 1973 wurde es fertiggestellt, so steht es mit den Initialen des Vaters an der Fassade.
Eine Bewohnerin öffnet für die RNZ die Haustür. Durch dieses Treppenhaus - Steintreppe, weiße und grüne Wände - ist also auch Boris früher gegangen. "Die Beckers haben im ersten Stock gewohnt und zwei Wohnungen vereint", erzählt die Miteigentümerin des Hauses, die kurz nach Fertigstellung einzog. Heute sind die Wohnungen wieder getrennt vermietet. "Ich weiß noch, dass Boris als Kind etwas eigensinnig war", erinnert sich die Frau. Einen besonderen Kontakt mit der Familie Becker habe es nicht gegeben. "Wenn wir uns gesehen haben, haben wir ,Guten Tag‘ gesagt." Lebhaft erinnert sich die Frau noch an die Tage, nachdem Becker zum ersten Mal in Wimbledon triumphierte. Damals belagerten Fans und Medien das Haus und riefen "Boris zeig dich!". "Manche haben sogar mit Leitern versucht, in die Wohnung zu schauen", erzählt sie. Inzwischen würden nur noch wenige Touristen im Jahr vorbeischauen und manchmal auch fragen, wo Boris gewohnt hat. Becker selbst sei schon ewig nicht mehr hier gewesen.
Dass der Tennisstar in dem Haus aufgewachsen ist, weiß hier jeder. Auch Oktay Gülay, der seit zehn Jahren schräg gegenüber eine Autowerkstatt betreibt: "Frau Becker schaut jeden Tag nach dem Rechten", erzählt der Wieblinger, der schon das Auto von Boris’ Mutter reparierte. "Sie ist eine sehr freundliche Frau, die auf dem Boden geblieben ist." Boris Becker hat Gülay bisher nur im Fernsehen gesehen. "Ich würde mich freuen, wenn er mal vorbeikommt", sagt er. Piero Giorgini geht noch einen Schritt weiter: Der Mannheimer würde Becker in seine Pizzeria gegenüber einladen. Am liebsten würde er sogar in das "Becker-Haus" einziehen: "Ich habe gehört, dass dort eine Wohnung frei wird."