Mehr Grünflächen sollen schnell in die Innenstadt
Überall Asphalt: Bei der Entsiegelung und Begrünung drücken die Stadträte aufs Tempo. Konkrete Vorschläge wurden für Bergheim vorgelegt.

Von Holger Buchwald
Heidelberg. Flirrende Hitze, schlaflose Nächte. Monatelang. Der Sommer 2022 hat einmal mehr gezeigt, wie wichtig es ist, dass sich die Städte noch besser auf den Klimawandel einstellen. Im Stadtentwicklungs- und Bauausschuss ging es nun um die Entsiegelung und Begrünung innerstädtischer Flächen.
Am Beispiel Bergheims verdeutlichte eine Fotodokumentation eindrücklich, wie viele überdimensionierte Straßenquerschnitte, unnötige Asphaltflächen und verwaiste Baumstandorte es im Stadtteil gibt. Am Ende einer lebhaften Diskussion plädierten die Stadträte einhellig dafür, schnell mehr Grün in die Innenstadt zu bringen.
Die Fotodokumentation aus Bergheim ist das Ergebnis einer ämterübergreifenden Arbeitsgruppe zur Klimawandelanpassung, die nach der Besetzung von zwei Stellen im Stadtplanungs- und im Landschaftsamt eingerichtet wurde. Ursula Röper (Grüne) bedankte sich für die "schönen Vorschläge".
Allerdings sei in der Informationsvorlage noch nirgendwo von einer konkreten Umsetzung die Rede. Daher beantragten die Grünen und die Linken, dass schon bis zu den nächsten Haushaltsberatungen Planungen und Kostenschätzungen für die Entsiegelung und Begrünung von einzelnen Flächen vorgestellt und beraten werden.
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Recht kurzfristig könnten verwaiste Baumstandorte, an denen das Grün nicht angewachsen sei, neu bepflanzt werden. "Das Bildmaterial dazu ist wirklich entlarvend", sagte Frank Wetzel (Grüne): "Anstatt, dass dort ein Baum unserem Klima hilft, haben wir bestenfalls ein Hundeklo."
Die Stadträte fordern daher einen Zeitplan, wie man schnell am Thema weiter arbeiten kann – wohl wissend, dass eine Entsiegelung von Straßenfläche manchmal auch intensive Planungen und höhere Investitionen nötig macht, wenn zum Beispiel im Untergrund Leitungen oder Kanäle liegen.

SPD-Fraktionschefin Anke Schuster verwies auf Personalengpässe beim Landschaftsamt und die angespannte Finanzlage: "Die Entscheidung kann erst im Rahmen der nächsten Haushaltsberatungen gefällt werden." Klimabürgermeister Raoul Schmidt-Lamontain (Grüne) stimmte zu: "Bei den Kollegen im Landschaftsamt gibt es einen enormen Rückstau von Aufträgen. Den ganzen Sommer über waren sie vor allem damit beschäftigt zu gießen, zu gießen und zu gießen." Erst jetzt habe man mit dem Rückschnitt der Bäume anfangen können.
Es sei utopisch, dass bis zu den nächsten Haushaltsberatungen alle Entsiegelungsstandorte mit konkreten Kosten hinterlegt werden könnte, sagte auch Stadtplanungsamtschefin Annette Friedrich. Sie schlug stattdessen eine Schätzung vor, wie viel ein einfacher und ein komplizierter Standort, an dem Leitungen verlegt und das gesamte Erdreich ausgetauscht werden müsste, kosten könnten. "Es gibt sicher aber auch ein paar Punkte, die wir zügig in Angriff nehmen können", so Friedrich. Langfristig wolle man auch ähnliche Programme für andere Stadtteile auflegen, zunächst gehe es aber um die besonders überhitzten.

Am Ende stimmte der Ausschuss einstimmig dafür, dass die Verwaltung ein Budget für die Entsiegelung und Begrünung in Bergheim in den nächsten Haushaltsentwurf einstellen soll. Wo personell möglich, soll das Landschaftsamt jetzt schon Ersatzpflanzungen in brachliegenden Beeten vornehmen.
Die Mehrheit stimmte bei drei Enthaltungen ebenfalls dafür, das Entsiegelungskonzept auf andere Stadtteile auszuweiten. SPD-Fraktionschefin Anke Schuster plädierte hingegen dafür, sich erst einmal auf Bergheim zu konzentrieren. Der Stadtteil habe das wirklich verdient.
Je nach Standort, Ausgestaltung und möglicher Pflegeintensität berechnet die Verwaltung die Kosten für Grünflächen auf 50 bis 90 Euro pro Quadratmeter. Darin sind aber die Kosten für den Rückbau, Oberflächenbefestigungen, Einfassungen und ähnliches nicht enthalten.




