Tairnbach

Die neue Schule soll praktisch, bedarfsgerecht und ohne Schnickschnack sein

Der Ortschaftsrat besprach das Ergebnis des Architekturwettbewerbs. Insgesamt gab es fünf Preisträger.

21.10.2022 UPDATE: 21.10.2022 06:00 Uhr 2 Minuten, 23 Sekunden
Hell und vielfältig nutzbar, dabei bedarfsgerecht, kompakt und zum dörflichen Umfeld passend: So stellt sich der Sieger des Architektenwettbewerbs die neue Tairnbacher Schule vor. Einstimmig hat die Jury dafür votiert, am kommenden Donnerstag entscheidet Mühlhausens Gemeinderat. Grafik: Architekturkollektiv „Rohware im Studio“ V.G. Martin, München

Von Sebastian Lerche

Tairnbach. Das Votum war eindeutig: Die neue Tairnbacher Grundschule soll ein Zweckbau werden, der den Anforderungen gerecht wird, ansprechend wirkt, bei Bedarf erweiterbar sein wird und erschwingliche Bau- und laufende Kosten mit sich bringt. Und so hat mit 11:0 Stimmen das Architekturkollektiv "Rohware im Studio" aus München den Architekturwettbewerb der Gemeinde Mühlhausen für sich entschieden.

Damit ist noch keine endgültige Entscheidung gefallen. Zum einen muss der Gemeinderat am Donnerstag, 27. Oktober, sein Plazet geben, was der Tairnbacher Ortschaftsrat jetzt einhellig empfohlen hat. Zum andern müssen Vergabegespräche mit allen Bewerbern geführt werden, denen die Jury Preise zugedacht hat, um Details wie die Anpassbarkeit des Entwurfs und die Honorare zu besprechen.

Die Jury mit sechs Architekten einerseits und Bürgermeister Jens Spanberger, Ortsvorsteher Rüdiger Egenlauf, Vertretern von Verwaltung, Gemeinde- und Ortschaftsrat, entscheidend beraten von Rektorin Aline Busch und begleitet vom Planungsbüro "Sternemann und Glup", hatte die Auswahl aus ursprünglich 60 anonymisierten Einreichungen, die anhand von vorher festgelegten Kriterien auf 19 eingedampft wurden. Fünf Preise wurden schließlich verliehen: Der erwähnte erste Platz war mit 15.500 Euro dotiert. Für Rang 2 erhielt "Element-5, Homfeld und Schwarz" aus Karlsruhe 10.500 Euro, als Dritten wurden "Glaser Architekten" aus München 6500 Euro zugeteilt, "Rossmann + Partner" erhielten für den 4. Platz 4500 Euro und das Münchener Architekturbüro Schmuck bekam als Fünfter 3000 Euro Preisgeld.

Die Jury lobt am Siegerentwurf, wie "wohltuend selbstverständlich die Arbeit sich ins dörfliche Umfeld einfügt". Kompakt und klar konzipiert, lasse die Planung die mögliche Erweiterung des Gebäudes schon jetzt vorstellbar werden, so die Jury. Das und die flexible Raumaufteilung gewährleiste, dass sich das Haus an die Bedürfnisse der Schulgemeinschaft selbst, etwa wegen steigender Schülerzahlen, aber auch an wechselnde pädagogische Konzepte anpassen lasse. Hell, da nach Süden ausgerichtet, sind die Klassenzimmer, das Giebeldach lässt eine Fotovoltaik-Anlage zu.

Auch interessant
Mühlhausen: Sanierung in Rettigheim läuft auf Hochtouren
Mühlhausen: Das Ehrenamt macht die Gemeinde so wunderbar
Tairnbach: Mühlhausen unterstützt das Dorflädl

Das Wertungsgremium wünscht sich den Hauptzugang über den Schulhof, "was aufgrund der flexiblen Gebäudestruktur auch gut umsetzbar scheint": Damit gingen die Kinder vom Dorfplatz ins Innere, nicht von der Straße her. Ein abtrennbarer Mehrzweckbereich, auch für kleinere öffentliche Veranstaltungen geeignet, gehört wie erhofft dazu, außerdem eine Küche mit Mensa, deren Platzierung aber nach Ansicht der Preisrichter auch noch überdacht werden sollte.

Ebenso missfällt die gewendelte Außentreppe als zweiter Rettungsweg: Der Bürgermeister hat Zweifel, ob das rechtlich zulässig ist, andere Jurymitglieder kritisieren Lage und Gestaltung mit Blick aufs Gesamtbild. Was momentan nur angedeutet wurde: die Außenanlage. Der Entwurf legt aber Wert auf "den Erhalt des wertvollen Baumbestands", wie die Fachleute loben.

"Der Wettbewerb hat sich gelohnt", freute Bürgermeister Spanberger sich über die interessante Ideensammlung. Manche Arbeiten seien aber "übers Ziel hinausgeschossen", fand er. Die Ausstellung zum Wettbewerb im Schloss zeigt Modelle mit künstlerisch ansprechenden fragmentierten Fassaden, fensterreichen Gebäudeflügeln und lebhaft strukturierten Dachformen – aufwendig und teuer, war dabei zu befürchten.

"Kein Schnickschnack", lobte daher auch Ralf Kau (Grüne), der in der Jury war: Der Siegerentwurf passe ins Umfeld, wirke einfach, aber wertig, sei "schmucklos, aber praktisch" und von den Kosten her wohl überschaubar.

Jedoch: Die schon über zwei Jahre alte Schätzung von 4,75 Millionen Euro ist angesichts von Inflation, Preisexplosionen bei Energie und Material, Fachkräftemangel und Lieferengpässen nicht mehr realistisch. Das wurde deutlich, obwohl auf die Finanzierbarkeit geachtet wurde. Gerade mit der Holzständerbauweise, die Spanberger auch aus Zeitgründen begrüßte: Die vorgefertigten Module könnten zügig zusammengesetzt werden. "Wir wollen schon Gas geben", erklärte er.

Trotzdem schätzte er konservativ: Konkrete Planung, Abstimmung mit Behörden und Zuschussanträge dürften das Jahr 2023 überdauern, bis zur Ausschreibung der Bauarbeiten könnte es 2025 werden, 2027 wären dann der Einzug geschafft und die Abrechnung erfolgt.

"Wir stehen unter Druck", machte Ortsvorsteher Egenlauf deutlich: Er verwies auf den Platzmangel im alten Schulgebäude, das schon durch Containermodule für zwei Klassenzimmer und Kernzeitbetreuung erweitert werden musste.

(Der Kommentar wurde vom Verfasser bearbeitet.)
(zur Freigabe)
Möchten sie diesen Kommentar wirklich löschen?
Möchten Sie diesen Kommentar wirklich melden?
Sie haben diesen Kommentar bereits gemeldet. Er wird von uns geprüft und gegebenenfalls gelöscht.
Kommentare
Das Kommentarfeld darf nicht leer sein!
Beim Speichern des Kommentares ist ein Fehler aufgetreten, bitte versuchen sie es später erneut.
Beim Speichern ihres Nickname ist ein Fehler aufgetreten. Versuchen Sie bitte sich aus- und wieder einzuloggen.
Um zu kommentieren benötigen Sie einen Nicknamen
Bitte beachten Sie unsere Netiquette
Zum Kommentieren dieses Artikels müssen Sie als RNZ+-Abonnent angemeldet sein.