Nationaltheater Mannheim

Und schon wieder eine Saison im Ausnahmezustand

Wegen der gerade begonnenen Sanierungsarbeiten nutzt das Nationaltheater Mannheim Ersatzspielstätten. Die Oper am Luisenpark steht erst im April zur Verfügung.

21.09.2022 UPDATE: 21.09.2022 06:00 Uhr 2 Minuten, 27 Sekunden
Foto: Uwe Anspach/dpa-Archiv

Von Marco Partner

Mannheim. Das Mannheimer Nationaltheater (NTM) ist nun eine Großbaustelle, der Goetheplatz mit Zäunen umstellt, im Haus selbst übernehmen die Handwerker die Regie. Die Saison 2022/23 startet dennoch planmäßig. An acht verschiedenen Adressen wird während der Generalsanierung gespielt. Nicht nur in Mannheim, sondern auch in Ludwigshafen und Schwetzingen. Ein großer logistischer Aufwand – Schauspieler, Sänger, Tänzer und Musiker blicken aber optimistisch auf eine aufregende Spielzeit. Obgleich es Probleme gibt: Die Opernhalle im Luisenpark wird erst im Frühjahr eröffnen.

"Wir ziehen mit Euch um die Häuser": Einen positiven Slogan hat das NTM-Ensemble für die Ausweich-Saison auserkoren. Bewährte Orte wie das Studio Werkhaus, das Junge NTM in der Alten Feuerwache, das Tanzhaus oder den Musensaal im Rosengarten können die Künstler nutzen. Aber es gibt auch neue Bühnen zu entdecken, wie die Alte Schildkröt-Puppen-Fabrik in Neckarau, das ehemalige US-Kino auf dem Franklin-Areal, das am 10. Februar 2023 mit der Brecht-Inszenierung "Der gute Mensch von Sezuan" eröffnet werden soll.

Eigentlich war auch die Eröffnung der Oper am Luisenpark (Opal) für den 17. Dezember vorgesehen. Lieferengpässe und Materialmangel aber führen zu Verzögerungen. Nun wird die Premiere von "Créations – eine Schöpfungsgeschichte" im April 2023 erwartet. "Besenstrich für Besenstrich", zitiert Opern-Intendant Albrecht Puhlmann aus Michael Endes "Momo" – und will sich noch nicht auf ein festes Datum festlegen. Dafür rechnet er fest mit der Premiere der "Hugenotten" im Pfalzbau in Ludwigshafen am 22. Januar. Laut Puhlmann der ideale Ausweichort für ein Ensemble mit 35 Sängern. Das Schlosstheater in Schwetzingen sei hingegen das geeignete Interimsquartier für kleine Opern wie Mozarts "Hochzeit des Figaro" am 26. Februar. Vor allem die Oper-Sparte muss viele auswärtige Gastspiele bestreiten. Doch nicht nur für das Ensemble, auch für die Besucher ist die dezentral ausgerichtete Saison eine Umstellung. Zur besseren Übersicht sind die jeweiligen Spielorte in den Programmheften sowie auf der Homepage farblich unterlegt.

"Wir vertrauen darauf, dass uns das Mannheimer Stammpublikum folgt, und für die Pfälzer ist der Weg zu uns nun nicht mehr so weit", sagt Puhlmann augenzwinkernd Richtung Ludwigshafen. Die Sanierung beinhalte auch die Chance der kurzen Verschmelzung zweier Kulturhäuser auf beiden Seiten des Rheins. NTM-Operngänger können so den Pfalzbau für sich entdecken, gleichzeitig viele Pfalzbau-Besucher die Mannheimer Oper auf heimischen Boden genießen.

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Denn davon gibt es viele, etwa die Opern "Don Quijote" (16. Dezember) oder Puccinis "Le Villi" (28. Mai) im Rosengarten. Mit Büchners "Woyzeck" am 20. Oktober, Mary Shelleys "Frankenstein" (13. Januar) oder "Eine Volksfeindin" nach Henrik Ibsen (4. März) warten berühmte Stoffe auf die Schauspielfans. Außerdem geplant: "Casablanca" (28. April im Alten Kino Franklin) oder "Wilhelm Tell" zur Eröffnung der Schillertage (22. Juni, Seebühne im Luisenpark). Die neue Hausautorin Anastasiia Kosodii will mit ihrem Stück "How To Become The King Of Ukraine" den Blick auf den Krieg in der Ukraine lenken.

In der Tanz-Produktion "Schrei" verknüpft Intendant Stephan Thoss am 5. und 6. November in der Schildkröt-Fabrik Frédéric Chopin mit aktuellen Ängsten wie Flucht und Unsicherheit. Am 9. Dezember wird im Tanzhaus ein Weihnachtsmärchen-Ballett als "Nüsseknacker" in die Mehrzahl gesetzt und anlässlich des 99. Geburtstags von Loriot mit Sketchen versehen. Auch das Junge Nationaltheater hat von Franz Kafka bis zum Kindertheater für Zweijährige große und kleine Unterhaltung im Gepäck. "Einige Stücke warten seit zwei Jahren auf ihre Premiere", sagt Intendantin Ulrike Stöck.

Doch wenn die Bühnenchefs während der Corona-Pandemie eines gelernt haben, dann ist das die Flexibilität. Schauspiel-Intendant Christian Holtzhauer geht in sein fünftes Mannheimer Jahr. "Davon waren vier im Ausnahmezustand. Ich bin fest gewillt, die neue Saison mit viel Optimismus und Humor anzugehen", betonte er auf und hofft wie so viele, dass sich die Auswärtsspiele auf zum Teil noch fremdem Terrain für Künstler und Besucher schnell heimisch anfühlen.

Info: Der komplette Spielplan ist unter www.nationaltheater-mannheim.de abrufbar. Die neue Theaterkasse und das dazugehörige Abo-Büro befinden sich nun in den Quadraten in O7, 18.

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