Heidelberg

Mit städtischer Förderung ist das Bad barrierefrei

Sabine und Kirsten Haferkorn haben umgebaut. OB Eckart Würzner war bei dem Paar zu Gast.

15.09.2022 UPDATE: 15.09.2022 06:00 Uhr 3 Minuten, 7 Sekunden
Sabine und Kirsten Winterkorn (v. l.) in ihrem barrierefreien Bad. Anstelle der unpraktischen Badewanne wurde eine bodentiefe Dusche mit Sitz eingebaut, die Toilette ist mit dem Rollstuhl gut zu erreichen und durch eine verschobene Wand gibt es mehr Platz. Foto: Philipp Rothe

Von Steffen Blatt

Heidelberg. Möglichst lange in der eigenen Wohnung bleiben, wer möchte das nicht? Wenn sich jedoch körperliche Einschränkungen einstellen – durch Alter, Krankheit oder Unfall –, passen die Räume häufig nicht mehr zu den neuen Bedürfnissen. Um einen Umzug zu vermeiden, muss die Wohnung umgebaut werden – und genau dafür gibt es ein Förderprogramm der Stadt, das Oberbürgermeister Eckart Würzner jetzt vorstellte.

Dazu war das Stadtoberhaupt bei Sabine Haferkorn und ihrer Frau Kirsten zu Gast. Die beiden leben in einer Hochparterre-Wohnung in Kirchheim. Sie sind chronisch krank, Sabine ist auf den Rollstuhl angewiesen. Sie kann zwar auch noch selbst gehen, doch besonders das alte Bad in ihrer Wohnung machte Probleme: kein Platz, eine hohe Badewanne, die Toilette mit dem Rolli kaum erreichbar. Das Paar beschloss: Das Bad muss barrierefrei werden, und für den Umbau nahmen sie das Förderprogramm "Barrierefreie Lebenslaufwohnungen" in Anspruch, aus dem sie 5000 Euro Zuschuss erhielten.

Beim Pressegespräch in ihrem gemütlichen Garten lobt Sabine Haferkorn das Programm und die Zusammenarbeit mit der Fachstelle im Baurechtsamt. "Wir haben einige Angebote von Handwerkern eingeholt und konnten immer gut Rücksprache mit dem Amt halten. Die Antragstellung lief problemlos." Diese Koordination mit der Verwaltung ist wichtig, denn der Umbau darf erst starten, wenn der Zuschuss genehmigt ist.

Im April 2020 begannen bei den Haferkorns die Arbeiten – pünktlich zum ersten Corona-Lockdown. Weil auch eine Wand versetzt wurde, musste das Paar für drei Monate ausziehen und kam in der Ein-Zimmer-Souterrain-Wohnung einer Bekannten unter. "Zum Glück konnten wir beide weiterarbeiten, weil wir in systemrelevanten Berufen tätig sind, und mussten nicht die ganze Zeit zu Hause herumsitzen. Sonst wären wir wohl nicht mehr verheiratet", lacht Sabine Haferkorn.

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Doch die Entbehrungen haben sich gelohnt: Statt der unpraktischen Badewanne befindet sich jetzt eine ebenerdige Dusche mit Sitz im Bad, die Toilette wurde versetzt, alles ist barrierefrei – und die Haferkorns sind froh, dass sie in dem Haus wohnen bleiben können, in dem Sabine schon seit 1997 lebt.

Dass Würzner gerade jetzt zu Besuch kommt, hat natürlich auch mit der OB-Wahl am 6. November zu tun. Denn das Förderprogramm ist nicht neu, es existiert schon seit einigen Jahren. "Viele Privatleute kennen es aber nicht, zum großen Teil wird es von den Wohnungsgesellschaften in Anspruch genommen. Darum ist es mir wichtig, es bekannt zu machen", sagt Würzner. Und Sabine Haferkorn pflichtet ihm bei: "Das Programm ist ein echtes Alleinstellungsmerkmal für Heidelberg. Und der Name ist ganz wichtig, denn im Lauf eines Lebens kann sich einiges verändern."

Genau darum sei es wichtig, sich frühzeitig um den barrierefreien Umbau der eigenen Wohnung zu kümmern, eben bevor die körperlichen Einschränkungen zu groß werden, ergänzt Reingard Cuba Ramos von der städtischen Fachstelle für barrierefreies Planen, Bauen und Wohnen. "Denn schnell geht so ein Umbau nicht." Tatsächlich muss beim Antragsteller nicht zwingend bereits eine Behinderung vorliegen, um einen Zuschuss zu bekommen. Wer über 60 Jahre alt ist, hat grundsätzlich einen Anspruch. Baubürgermeister Jürgen Odszuck betont, wie wichtig die Förderung ist, um einigermaßen genügend barrierefreie Wohnungen in der Stadt zu haben. "Allein mit Neubauten ist das nicht zu stemmen."

Sabine Haferkorn kennt das Förderprogramm schon lange. Früher war die Sozialarbeiterin beim Verein Bibez tätig, einer Beratungsstelle für Frauen mit Behinderung oder chronischen Krankheiten. Dort bekam sie quasi "live" mit, wie das Programm unter anderem auf Anregung des Beirats für Menschen mit Behinderung ausgearbeitet wurde und an den Start ging. Nun wurde sie selbst zur Antragstellerin. "Es ist toll, dass es für so viele Menschen infrage kommt. Man merkt, dass die Perspektive von Menschen mit Behinderung berücksichtigt wurde", sagt sie.

Dann muss Würzner wieder los, der städtische Tross setzt sich langsam in Bewegung. Bei der Verabschiedung meint Sabine Haferkorn mit Blick auf die Terrasse noch zu Odszuck und Cuba Ramos: "Vielleicht kommen wir später noch mal auf sie zu." Die Stufen, die hinunter in den Garten führen, schafft sie derzeit noch zu Fuß. Aber wer weiß, was sich noch alles ändert im Lauf ihres Lebens.


> Das Förderprogramm "Barrierefreie Lebenslaufwohnungen" vergibt Zuschüsse, etwa um Bäder barrierefrei zu machen, für die Verbreiterung von Türen oder der Installation von Handläufen. Treppenlifte, Rampen und Fahrstühle können ebenfalls gefördert werden, ebenso der Neubau von barrierefreien Wohnungen. Anträge können Eigentümer, Vermieter und Mieter stellen. Wer umbauen möchte, muss schwerbehindert sein oder über 60 Jahre alt. Im zweiten Fall ist die Förderung auch an das Jahresbruttoeinkommen gekoppelt. Für Vermieter greifen diese Voraussetzungen nicht. Die städtische Förderung kann mit anderen Zuschüssen kombiniert werden, etwa von der Pflegeversicherung oder der KfW. Die Stadt fördert so den Neu- oder Umbau barrierefreier Wohnungen mit durchschnittlich 300.000 Euro jährlich. Die Fördersumme pro Antrag beträgt im Schnitt 17.000 Euro. Maximal sind 25.000 Euro bei einer Einzelwohnung und 50.000 Euro bei einem Mehrfamilienhaus möglich, zum Beispiel für den Einbau eines Aufzugs.

Info: Städtische Fachstelle barrierefreies Planen, Bauen, Wohnen, Telefon: 06221/5825300, E-Mail: barrierefreiheit@heidelberg.de.

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