In der Gemeinde hat die Zukunft gestern begonnen
Mehr als 400 Haushalte und Firmen sind nun ans Glasfasernetz der BBV angeschlossen.

Von Caspar Oesterreich
Schwarzach. Für Bürgermeister Mathias Haas war es ein "historischer Moment". Als erste Gemeinde im Neckar-Odenwald-Kreis kann Schwarzach nun flächendeckend auf Glasfaser bauen. Mit einem symbolischen Knopfdruck wurde gestern das Netz der BBV freigegeben, mehr als 400 Haushalte und Firmen mit "unendlicher Bandbreite" versorgt.
Damit hätten die Kommunen im ländlichen Raum endlich einen Standortvorteil, betonte der Rathauschef. Mit Lichtgeschwindigkeit hebe man die Digitalisierung auf eine neue Ebene. "In Schwarzach beginnt die Zukunft", pflichtete ihm Landrat Dr. Achim Brötel bei. Die BBV-Geschäftsführer Manfred Maschek und Frank Bonnemaier sprachen von einem "wichtigen Meilenstein", und einem "Leuchtturmprojekt für die gesamte Bundesrepublik". Schließlich sei noch kein Landkreis flächendeckend durch ein Unternehmen komplett eigenwirtschaftlich mit Glasfasertechnologie ausgebaut worden.
Rund 130 Millionen Euro investiert die BBV im gesamten Kreis, mehr als zwei Millionen kostete der Ausbau in Schwarzach. "Ohne die Bereitschaft der Bürger wäre das nicht möglich gewesen", machte Haas deutlich. Ebenso dankte er dem Gemeinderat, dem Landratsamt, der BBV und den anderen 26 Bürgermeistern im Kreis. Nur gemeinsam im Schulterschluss sei dieses Infrastrukturprojekt machbar. "Lokale Alleingänge sind nicht zielführend, in einer globalisierten Welt muss man zusammenstehen."
In der Vergangenheit hatte die Qualität der Tiefbauarbeiten punktuell immer wieder für Kritik gesorgt (die RNZ berichtete). "Wo gehobelt wird, da fallen eben auch mal Späne", erklärte Maschek. Bei rund 40.000 Straßen, die man im Landkreis aufgrabe, könne es nicht immer rund laufen. Dann sei die BBV jedoch stets bemüht, die Mängel so schnell wie möglich zu beheben. "Wir haben unsere Qualitätsmaßnahmen jüngst noch einmal erhöht", ergänzte Bonnemaier.
Andere Modelle, insbesondere solche, bei denen die öffentliche Hand selbst baut, gebe es natürlich auch, so Landrat Brötel. Dafür brauche es jedoch "erhebliche Fördermittel von Bund und Land, deren nachhaltige Bereitstellung momentan aber ungewisser denn je ist"; außerdem einen "ganz massiven Einsatz zusätzlicher kommunaler Mittel, also mit erheblicher weiterer Verschuldung". Förderverfahren seien schwerfällig und überbürokratisiert, zudem müsste man dann selbst das Netz betreiben. Weder auf den Rathäusern noch im Landratsamt gebe es dafür aber die erforderliche technische Kompetenz. Diese müssten dann entweder zusätzlich erst geschaffen oder bei Dritten eingeworben werden. "Nur: warum eigentlich, wenn es doch Unternehmen gibt, die das bereits machen und die es vor allem auch nachweislich können?"
Brötel stellte diese Frage "ganz bewusst, weil auch bei uns im Neckar-Odenwald-Kreis immer wieder einmal solche Töne angeschlagen werden, insbesondere aus den Reihen der heimischen Bauwirtschaft" und betonte: "Deshalb jetzt einmal wirklich in aller Deutlichkeit: Man kann die Zukunft auch verschlafen, wenn man meint, immer an alten Strukturen und lieb gewonnenen Strickmustern kleben zu müssen." Beim Glasfaserausbau komme es nicht zuletzt nämlich auf Schnelligkeit an, so der Landrat.
Der Landkreis habe rückblickend ein enges Zeitfenster genutzt und auf die BBV gesetzt. "Solange gerade Pensionsfonds – und über solche Konstrukte reden wir ja primär, wenn es um die Geldgeber im Hintergrund geht – auf den Kapitalmärkten keine Zinsen erzielen konnten, womöglich sogar noch Gefahr gelaufen sind, Verwahrentgelte zu bezahlen, war die Bereitschaft natürlich groß, dieses Geld stattdessen ,zu vergraben’, in Telekommunikationsinfrastruktur zu investieren, um dann irgendwann später die erhoffte, nahezu sichere Rendite zu erzielen." Mit den steigenden Zinsen ändere sich das inzwischen aber gerade wieder rasend, erklärte Brötel. Die Erwartungen an BBV waren und seien groß. "Jetzt müssen Sie deshalb auch liefern. Genau daran wird man Sie nämlich am Ende messen", sagte der Landrat an BBV-Geschäftsführer Maschek gewandt. In Schwarzach hat es geklappt, 26 weitere Kommunen im Kreis müssen noch folgen.