Das neue BGB nimmt immer mehr Form an
Baustellenrundgang zum Start ins neue Schuljahr. Das Selbstlernzentrum soll spätestens an Weihnachten fertig sein.

Von Rüdiger Busch
Buchen. Wenn jetzt Heinz Rühmann um die Ecke kommen und sich in die erste Reihe setzen würde, wäre der nostalgische Eindruck perfekt. Doch es handelt sich nicht um eine Aufführung des Filmklassikers "Die Feuerzangenbowle", sondern um einen Baustellenrundgang im Buchener Burghardt-Gymnasium (BGB). Solche Ecken wie den alten Physiksaal in Bauteil 1, die den Charme längst vergangener Pennäler-Zeiten versprühen, gibt es an der Schule nur noch wenige. Drei Jahre nach Beginn des Mammutprojekts ist an vielen Stellen schon zu erkennen, wie sich das BGB nach der endgültigen Fertigstellung im Sommer 2024 präsentieren wird.
Beim Vor-Ort-Termin stellten Bürgermeister Roland Burger, bauleitender Architekt Nico Hofmann, Schulleiter Jochen Schwab und sein Stellvertreter Achim Wawatschek, Beigeordneter Benjamin Laber, Technischer Dezernent Hubert Kieser und Fachdienstleiter Jens Keppner der RNZ den Baufortschritt vor und zeigten auf, welche Arbeiten in den nächsten Monaten noch anstehen.
Rechtzeitig zum Schulbeginn am Montag wurde der neue Haupteingang fertiggestellt. "Bei jedem Besuch der Baustelle sind Fortschritte zu erkennen", erklärt Bürgermeister Burger, schränkt aber sogleich ein: "Wir wären aber gerne schon weiter!" Dies unterstreicht auch Nico Hofmann, der zugleich auf die Gründe für die Verzögerungen eingeht. Insgesamt gehen die Verantwortlichen aktuell von einer Bauzeit von fünf Jahren aus: Statt zu den Sommerferien 2023 soll nun alles ein Jahr später fertig sein. Die Gründe seien vielschichtig: Corona habe ebenso zu Verzögerungen geführt wie der Ukraine-Krieg und Lieferschwierigkeiten.
Hinzu kommen zusätzliche Arbeiten, die sich erst während des Umbaus als notwendig erwiesen hätten, wie etwa eine aufwendige Schadstoffsanierung im Bauteil 1. Schadstoffsanierung? "Das ist nichts Dramatisches", erklärt Jens Keppner. Es handle sich nicht um Schadstoffe, die eine potenzielle Gefahr für Schüler gewesen seien, sondern um verbaute Stoffe, bei deren Rückbau besondere Sicherheitsvorkehrungen getroffen werden müssten. "Bei einem Umbau gibt es immer Überraschungen", erklärt Beigeordneter Laber, erst recht bei einem Projekt dieser Größenordnung und einem über Jahrzehnte angelaufenen Sanierungsstau.
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Nicht nur der Zeitplan, sondern auch die Kostenkalkulation war deshalb schnell Makulatur. Von 16,9 Millionen Euro (Kosten-Pronose 2018) ist die Investitionssumme inzwischen auf 27,5 Millionen Euro gestiegen. Rund 10 Millionen Euro gibt es aus verschiedenen Fördertöpfen, den Rest trägt die Stadt. Eine imposante Summe, die sich aber beim Rundgang durch die großen Gebäude – Nutzfläche: rund 10.700 Quadratmeter – schnell relativiert. Denn im Bestand wird Raum für Raum grundlegend modernisiert. Hinzu kommt der imposante Neubau von Trakt 2.
Dort beginnt auch der Rundgang. Direkt vom Haupteingang aus wird man nach den Herbstferien, wenn die Zwischenwand abgebrochen wird, direkt ins neue Selbstlernzentrum blicken können – das Herzstück des neuen BGB. Schon jetzt ist zu erkennen, dass hier Besonderes entsteht. In dieser Aula können die Schüler künftig verweilen, und Veranstaltungen wie Konzerte, Verabschiedungen oder Ausstellungen werden dort stattfinden. "Das bedeutet nicht nur einen Mehrwert für die Schule, sondern für die gesamte Stadt", unterstreicht Jochen Schwab. Ein solcher Treffpunkt und Veranstaltungsraum hat dem BGB bislang gefehlt. Voraussichtlich wird das neue Selbstlernzentrum bis Weihnachten in Betrieb gehen, so Nico Hofmann.
Nächste Station ist die 2006 eröffnete Schulbibliothek, die nach den Herbstferien mit einem neuen Konzept wiedereröffnet wird. So wird eine Bibliotheks-AG unter Leitung von Lehrerin Jutta Biller aus der Taufe gehoben. Neben Fachliteratur kann dort künftig Kinder-, Jugend- und Erwachsenenliteratur ausgeliehen werden. Zudem sind Lesungen und andere Veranstaltungen geplant, und Schüler sollen dort wissenschaftliches Arbeiten wie etwa korrektes Zitieren erlernen. "Die neue Bibliothek wird eine große Bereicherung für unsere Schule", freut sich Jochen Schwab
Weiter geht es im Bauteil 2 ("Südflügel") zu den vor einem Jahr in Betrieb genommenen Klassenräumen. "Die Räume werden von den Schülern geliebt", sagt Jochen Schwab bei der Besichtigung der hell und freundlich gestalteten Zimmer.
Nicht komplett neu, aber runderneuert sind die Klassenräume in Bauteil 4, die seit März fertiggestellt sind. Hier wurde der Parkettboden erhalten, und die alten Schränke wurden zu Regalen umgebaut. Neben einer herkömmlichen Kreidetafel verfügen alle Klassenzimmer auch über eine digitale Tafel. Diese Anschaffungen belasten aber nicht das Baubudget, wie der Schulleiter betont, sondern sie wurden vom Schuletat angeschafft. Nach den neugestalteten Fachräumen geht es ins Bauteil 1, wo Erdgeschoss und das erste Obergeschoss gerade in den Rohbauzustand zurückversetzt werden. Sobald dieser Trakt fertig ist, geht es mit der Sanierung des Bauteils 5 ("Ostflügel") weiter. Parallel wird die Außenanlage peu á peu auf Vordermann gebracht.
Zwei Schuljahre lang wird das BGB noch eine Großbaustelle bleiben. Ein solche Mammutprojekt bei laufendem Betrieb stellt natürlich eine besondere Herausforderung dar. "Die Kollegen tragen alle Einschränkungen mit, weil sie wissen, dass es sich lohnt und dass das Ergebnis gut wird", betont Achim Wawatschek, und Jochen Schwab stellt den Mehrwert für die Schule heraus: "Ich freue mich, dass schrittweise immer neue Verbesserungen zu sehen sind." Das sieht auch der Bürgermeister so: "Es ist eine große Kraftanstrengung für die Stadt, aber sie lohnt sich, denn damit ist die Schule auf Jahrzehnte hin auf einem guten Stand."
"Wir können guten Mutes in das neue Schuljahr gehen", fasst Roland Burger die Eindrücke des 90-minütigen Rundgangs zusammen. Auch wenn das so mancher Schüler am Montag, wenn der Wecker klingelt, ganz bestimmt anders sehen wird ...