Ein breiter Radweg und eine Autospur weniger
In der Mittermaierstraße müssen Autos Platz machen, denn eine Spur wird für Radfahrer umgewidmet.

Von Denis Schnur
Heidelberg. Radfahrer, die auf der Mittermaierstraße vom Neuenheimer Feld zum Hauptbahnhof fahren, dürfen sich auf mehr Platz und Sicherheit freuen. Autofahrer müssen dagegen mit noch mehr Stau rechnen. Denn in den nächsten Monaten soll im Rahmen eines Verkehrsversuchs eine Autospur in Nord-Süd-Richtung für Radfahrer umgewidmet werden.
Damit reagiert die Stadtverwaltung darauf, dass die vierspurige Straße zwar eine der wichtigsten Radachsen Heidelbergs ist – mit etwa 7800 Radlern täglich –, der Radweg dort jedoch nicht den empfohlenen Mindestbreiten entspricht. Zumal auch Fußgänger immer wieder vom schmalen Bordstein auf den Radweg ausweichen. Deshalb haben etwa der ADFC, die Interessengemeinschaft Rad (IG Rad) und die Grünen im Gemeinderat seit Jahren immer wieder Verbesserungen gefordert.
In den vergangenen Monaten kam nun auch die Initiative Radentscheid hinzu. Deren Mitglieder arbeiten gerade mit der Stadtverwaltung und Experten an der Radstrategie 2030. Parallel dazu haben sie im Frühjahr begonnen, an je einem Wochenende im Monat einen Pop-up-Radweg an je einer anderen Stelle in der Stadt einzurichten. Auf Bitten des Verkehrsamtes wurde diese Aktionsreihe jedoch eingestellt: "Nach Aussage der Verwaltung binden diese Aktionen ohnehin knappe Planungskapazität. Wir wollen das Schmiermittel für die Verkehrswende sein und nicht der Bremsklotz", betont Vertrauensperson Larissa Weigel.
Stattdessen hat sich die Initiative mit der IG Rad und der Stadt auf den Verkehrsversuch in der Mittermaierstraße verständigt. Und geht es nach dem Radentscheid, kommt er auch zügig: "Spätestens zum Beginn des Wintersemesters 2022 sollte der Verkehrsversuch aus unserer Sicht eingerichtet sein", so Weigel.
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Bei der Stadt nennt man auf RNZ-Anfrage jedoch kein Datum: "Es gibt noch keinen Zeitplan, da zunächst zahlreiche Dinge im Vorfeld abgeprüft werden müssen", betont eine Sprecherin. Es müssten etwa Gespräche mit der Verkehrspolizei, der Autobahn GmbH, der Feuerwehr und der RNV geführt werden. Außerdem sei zu erwarten, dass der Verkehrsversuch auch Probleme mit sich bringe und es für Autofahrer im Feierabendverkehr zu Verzögerungen komme. Deswegen müsse man im Vorfeld auch genau prüfen, welche Auswirkungen die Umwidmung auf die umliegenden Straßen habe. Unklar sei zudem noch, wie lange der Verkehrsversuch dauern und unter welchen Voraussetzungen daraus eine Dauerlösung werden könnte.
Beim Radentscheid sieht man das jedoch entspannt: "Während der Baustelle vor einigen Wochen hat sich bereits gezeigt: Es geht auch nur mit einer Autospur. Wir sind sicher, der Verkehrsversuch wird dieses Ergebnis bestätigen", ist Vertrauensperson Anna-Lisa Kaltenbach überzeugt. "Dann kann er zur Dauerlösung werden und dieses große Nadelöhr durch eine sichere Lösung für Radelnde und Fußgänger ersetzen." Es sei "großartig", dass die Stadt sich an dieser Stelle traue, etwas auszuprobieren, so Kaltenbach: "Mehr davon!”