Ist die Krise das Ende der Bäder?
Die meisten Hallenbäder werden mit Gas beheizt, aber wie lange noch? Die RNZ hat nachgefragt.

Von Anja Hammer
Region Wiesloch. Der Kanzler stimmt auf harte Zeiten ein, der Bundeswirtschaftsminister warnt vor einem möglichen Lieferstopp von russischem Gas und das baden-württembergische Innenministerium spricht davon, dass zig Bäder im Land von der Schließung bedroht sind. Doch was bedeutet das für die Bäder der Region? Die RNZ hat nachgefragt.
> Wiesloch, Baiertal und Schatthausen: Ganz aktuell hat die Stadt Wiesloch einen internen Stab gegründet, der sich in der kommenden Woche zum ersten Mal treffen und sich intensiv mit der Energiekrise befassen wird. In diesem Arbeitskreis Energie sind auch die Wieslocher Stadtwerke vertreten, die das Freibad "Wietalbad" betreiben. "Bei dem Treffen wird es darum gehen, alle Einsparmöglichkeiten der Kommune zu beleuchten und auf den Prüfstand zu stellen", sagt eine Sprecherin der Stadt. Momentan gebe es noch keine konkreten Ergebnisse oder Beschlüsse, aber natürlich würden Freizeiteinrichtungen wie die Lehrschwimmbecken in Baiertal und Schatthausen sowie das Wietalbad – wie vom Land gefordert – besonders in den Fokus genommen. Als "durchaus wahrscheinlich" sieht die Stadtsprecherin Maßnahmen wie die Absenkung der Wassertemperatur in den Becken des Freibades oder eine frühere Schließung bei kühlerer Witterung im September an. Ausgeschlossen sei dagegen eine Preiserhöhung in der laufenden Saison. "Dies wäre dann für 2023 zu prüfen und festzusetzen", heißt es aus dem Wieslocher Rathaus.
> Walldorf: Der Aqwa-Bäderpark wird über Fernwärme beheizt – und diese ist größtenteils gasbasiert. Deshalb sagt Matthias Gruber, Geschäftsführer der Stadtwerke Walldorf, die das Aqwa betreiben: "Wir gehen davon aus, dass wir von einer Schließung betroffen sein könnten." Zwar gebe es noch keine derartige Anordnung von Bund oder Land, doch Gruber will nicht ausschließen, dass so etwas noch kommt. Die Stadtwerke würden derzeit ohnehin schon überlegen, was sie freiwillig tun könnten. "Wir haben schließlich eine Verantwortung gegenüber der Nation", so Gruber. Eine Überlegung sei, das Freibad nicht mehr zu heizen. Übernächste Woche gebe es eine Aufsichtsratssitzung, da würde das zur Diskussion gestellt werden. Im Moment gebe es ohnehin noch keine Eile für so einen Beschluss, da bei dem Wetter das Freibad nicht geheizt werden müsse. Gruber: "Wenn wir das Heizen einstellen, dann würde man das erst zum Ende der Saison merken." Was die Zukunft des Hallenbads angehe, so hänge alles von den russischen Gaslieferungen ab. Natürlich wäre es bitter, wenn man das Bad schließen müsse, meint der Chef der Stadtwerke: "Aber bevor die ganze Wirtschaft den Bach runtergeht..."
> Malsch: Das kleine Malscher Schwimmbad wird über ein Blockheizkraftwerk mit Gas beheizt. Dass der Gasengpass und die explodierenden Kosten Thema sind, will Hauptamtsleiter Frank Herrmann nicht bestreiten. Doch er betont: "Es gibt noch keinen Beschluss vom Gemeinderat." Die Verwaltung werde das Thema spätestens in den nicht-öffentlichen Haushaltsberatungen im November ansprechen. "Wir machen uns Gedanken und beobachten die Situation der Gaslieferungen ganz genau." Zum jetzigen Zeitpunkt könne man einfach nicht sagen, was im Winter ist. Im Moment sei das Hallenbad geöffnet und das bleibe auch so bis zur regulären Pause in den Sommerferien. Danach, so der Plan, soll es wieder normal öffnen – so lange kein technischer Defekt oder Personalmangel dem einen Strich durch die Rechnung macht.
Auch interessant
> Rettigheim: Für Ortsvorsteher Ewald Engelbert steht fest: "Das Rettigheimer Schwimmbad bleibt ein Lehrschwimmbecken und wird kein Leerschwimmbecken." Schließlich ginge es im Mühlhausener Ortsteil nicht ums Vergnügen, sondern darum, dass Kinder schwimmen lernen. Und deshalb ist er nach Rücksprache mit dem Bürgermeister überzeugt, dass das Schwimmbad auch über den Winter in Betrieb bleibt. Zudem sei das Bad erst vor wenigen Jahren aufwendig saniert worden.
> St. Leon-Rot: Für die Öffentlichkeit ist das St. Leon-Roter Hallenbad "Badespaß" schon seit Monaten geschlossen. Zuletzt hatte das Bad Anfang Mai für zwei Wochen geöffnet. Ansonsten sind die Becken seit Wochen nur noch für den Schulsport und die Vereine nutzbar. "Das liegt aber am Personalmangel", erklärt Bianca Mader, die im St. Leon-Roter Rathaus für das Hallenbad zuständig ist. Die Badeaufsichten seien derzeit am St. Leoner See im Einsatz. Erst wenn dort die Saison ende, nach den Sommerferien, soll auch wieder das "Badespaß" öffnen. Das ist zumindest der Plan. "So lange wir Gas bekommen, ist es keine Frage, dass wir öffnen", sagt Mader. Denn auch, wenn auf dem Dach des "Badespaß" eine Fotovoltaikanlage sei, so laufe die Heizung über Gas. Auch aktuell noch, denn die Becken werden weiter normal beheizt, nur die Hallentemperatur ist angesichts der aktuellen Außentemperaturen nicht mehr ganz so hoch. Ab nächster Woche geht das Bad dann in die Sommerpause – auch für Schulen und Vereine, dann wird das Wasser aus dem Schwimmer- und Nichtschwimmerbecken abgelassen, so wie es bereits schon vor Wochen in den beiden kleinen Kinder-Spaßbecken getan wurde. "Allein dadurch haben wir in den letzten Wochen schon Wasser und Energie gespart", so Mader.
> Wo Sie überall in der Region ins kühle Nass eintauchen können, lesen Sie hier.