Eppingen

Beim Stadtgespräch gab's Lob für die Gartenschau

Beim Stadtgespräch der Heimatfreunde warnten Bernd Welz und Volker Kugel vor dem Klimawandel und lobten die Gartenschau.

30.06.2022 UPDATE: 01.07.2022 06:00 Uhr 2 Minuten, 30 Sekunden
Fürs zweite Stadtgespräch hatten die Moderatoren Wolfgang Kächele (l.) und Reinhard Ihle (r.) von den Heimatfreunden Volker Kugel, den Direktor des „Blühenden Barock“ (2. v. l.), und Dr. Bernd Welz von der Klima-Arena auf die Bühne des Schwanensaals geladen. Foto: Angela Portner

Von Angela Portner

Eppingen. Beim zweiten Stadtgespräch der Heimatfreunde hatten die Moderatoren Reinhard Ihle und Wolfgang Kächele den Klima-Arena-Chef Bernd Welz und den Direktor des "Blühenden Barock" Volker Kugel ins Bühnenwohnzimmer des Schwanensaals geladen. Welz hatte früher in der Fachwerkstadt das Tanzbein geschwungen und outete sich jetzt als "Landkind mit Fokus auf Nachhaltigkeit". Die Verbindung zum Ludwigsburger Gartenexperten, dem man gleich "zehn grüne Finger" in die Wiege gelegt hat, blieb dagegen bis zum Schluss eine Überraschung.

Dafür gibt er an diesem Abend Bestnoten für die Gartenschau: "Ich habe es wirklich genossen." Kugel hat bereits viele Gartenschauen gesehen. Für die in Eppingen hat er sogar sein Arbeitsprogramm über den Haufen geworfen und findet, dass der "Erlebenswert" mit den großen Schauen durchaus mithalten könne. Er lobte die gelungene Verbindung zur Stadt und den Bürgern: "Da steckt so viel Herzblut und Leben drin." Die üppig blühende Wechselflorbepflanzung sei das Gegenteil von dem, was er vor sechs Wochen auf der "Floriade Expo" in Holland erlebt habe, die immerhin als wichtigste Gartenbauausstellung der Welt gilt: "Da musste ich jede Tulpe suchen." Stattdessen habe man eine riesige Fläche für Parkplätze versiegelt, auf der in Spitzenzeiten höchstens 400 Autos standen. Ein Irrsinn angesichts des Klimawandels, dessen Auswirkungen Kugel jeden Tag hautnah miterleben muss. Wegen der Trockenheit sei man immer auf der Suche nach Pflanzen, die das aushalten können: "Es ist wirtschaftlicher Wahnsinn, das alles zu bewässern."

"Wir bringen uns systematisch um unsere Lebensgrundlage, wenn wir Flächen zerstören", weiß auch Welz, der Chef der Klima-Arena in Sinsheim. Statt mit "erhobenem Zeigefinger" vor den Auswirkungen des Klimawandels zu warnen, werden in dieser Einrichtung vor allem Emotionen angesprochen. Bereits beim Eintritt bekommt man mit der Multimedia-Show über den Amazonas eine Idee, wie die Zukunft aussehen wird, wenn weiterhin so viel CO2 produziert wird. Ein Klima-Supermarkt, digitale Planspiele zur Mobilität oder Tipps zum nachhaltigen Wohnen und Leben machen deutlich, was kleine Veränderungen bewirken können. "Es ist die Verantwortung jedes Einzelnen, etwas zu tun", betont Welz.

Dass das "Leuchtturmprojekt" seinen Bildungsauftrag eher spielerisch und digital angeht, passt zum Lebenslauf des Informatikers. Als Kind haben ihn die "unappetitlichen Schaumkronen" an der Neckarschleuse schockiert, die ersten Computerspiele machten ihn neugierig, und im Studium hat ihn die Künstliche Intelligenz fasziniert. Nach 22 Jahren bei der SAP ist der Familienvater aus Mauer vor drei Jahren mit der Klima-Arena noch einmal durchgestartet: "Ich will die Erde für die Kinder erhalten." Längst liegt bei ihm weniger Fleisch, dafür mehr regionales Gemüse auf dem Teller, im Badezimmer liegen Zahnputztabletten, auf dem Dach ist eine Solaranlage installiert und im Keller eine Wärmepumpe.

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"Erfolg ist, wenn Besucher bei uns einen Aha-Effekt erleben", sagt Welz, der nicht nur informieren, sondern die Menschen "ins Handeln bringen" will. Viele wüssten gar nicht, dass eineinhalb oder zwei Grad Erderwärmung einen Riesenunterschied machen. Man sei auf direktem Weg in die Katastrophe, warnte der Klimaexperte: Menschen sterben an Hitze, der Grundwasserspiegel sinkt, und die Situation in Afrika nimmt Dimensionen an, die wir uns nicht vorstellen können: "Wollen wir so eine Welt haben?"

Gartenarbeit für den kriegsversehrten Vater und des Nachbars "erbärmlich stinkende Lauge" aus Knoblauch und Schachtelhalm: Auch Kugels Karriereweg wurde früh gelegt. Weil er wegen seines "Bomben-Abiturs" weder Landschaftsgärtner noch Förster werden konnte, absolvierte er eine "knochenharte" Ausbildung als Gärtner: "Dagegen war die Bundeswehr ein Kinderfasching." Für den grünen Chefsessel im "Ludwigsburger Barock" hat Kugel die meterhoch wuchernden Disteln im Schlosspark in Kauf genommen. Es habe viele Jahre gedauert, bis man das wieder "in der Spur" hatte: "Ich will den Menschen ein Stück gepflegte Natur bieten."

Heute sind seine Tage mit "unerfreulichen Personalgesprächen", Radiointerviews und Arbeitskreisen gefüllt. Umso mehr freute er sich, dass an diesem Abend sein ehemaliger Sportlehrer im Publikum saß: Der Eppinger Heimatfreund Heinrich Vogel, für den die Schüler oft "Lebberworschtbrödle" beim Metzger kaufen mussten. "Sein Dialekt war für uns völlig fachfremd", sagte Kugel schmunzelnd und war froh, dass Vogel keine weiteren Geschichten zum Besten gab.

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