Neckar-Odenwald-Kreis

Nun kommt es auf das Nutzerverhalten bei der Frankenbahn an

Die Verstetigung der Vertaktung auf der Frankenbahn war ein zentrales Thema im Ausschuss für Wirtschaft, Umwelt und Verkehr.

27.04.2022 UPDATE: 28.04.2022 06:00 Uhr 3 Minuten, 1 Sekunde
Landrat Dr. Achim Brötel warb für die Nutzung der Frankenbahn. Nur so kann der aktuelle Probebetrieb tatsächlich ein vollständig vom Land Baden-Württemberg finanzierter Regelbetrieb werden. Foto: Helmut Frodl

Neckar-Odenwald-Kreis. (pm) Die Mitglieder des Ausschusses für Wirtschaft, Umwelt und Verkehr des Neckar-Odenwald-Kreises befassten sich in ihrer Sitzung in Walldürn am Montag zunächst mit der Fortführung des vertakteten Probebetriebs auf der Frankenbahn zwischen Osterburken und Lauda.

Inzwischen wurde der Vertrag mit dem Land zur Verlängerung des Probebetriebs um ein weiteres Jahr bis Dezember 2023 offiziell unterzeichnet, Verkehrsminister Winfried Hermann war hierfür Ende März eigens nach Rosenberg gekommen. Das Land als alleiniger Aufgabenträger auf der Schiene übernimmt nun erstmals die gesamten Kosten für das Verlängerungsjahr des Probebetriebs, der bislang kommunal mitfinanziert wurde. Wie Landrat Dr. Achim Brötel betonte, komme es nun in erster Linie aber auf das Nutzerverhalten in der Region selbst an, ob aus dem Probebetrieb tatsächlich ein vollständig vom Land finanzierter Regelbetrieb werde. Immerhin habe man dank der konstruktiven Gespräche mit dem Verkehrsministerium wenigstens eine Chance dafür erhalten.

Irritiert zeigte sich der Landrat deshalb auch über "massive Störfeuer" von verschiedenen Seiten. So stellt etwa der Bürgermeister von Lauda-Königshofen die Verlängerung des Probebetriebs und die Verstetigung der Vertaktung aufgrund der Rahmenbedingungen wie dem fehlenden Bahnsteig in Königshofen infrage. Der Glaube, dass die Bahn in einen Bahnsteig investieren werde, an dem momentan kein Zug hält, und von dem man auch nicht wisse, ob nach der Investition morgen oder übermorgen Züge halten werden, liege schlicht und ergreifend neben der Realität, so Brötel. Allenfalls werde umgekehrt ein Schuh daraus. Deshalb sei hier sehr wohl der erste vor dem zweiten Schritt gemacht worden. Er werde jedenfalls weiterhin dafür kämpfen, dass die Menschen ihr Auto stehen lassen und auf die Frankenbahn umsteigen. Das sahen auch die Mitglieder des Ausschusses so, wie sich in zahlreichen Wortmeldungen widerspiegelte.

Informiert wurde der Ausschuss zudem über ein ganzes Bündel von Werbemaßnahmen und Aktionen des Neckar-Odenwald- und des Main-Tauber-Kreises, um gemeinsam für den Umstieg auf die Frankenbahn zu werben. Der für ÖPNV und Schülerbeförderung zuständige Fachdienstleiter Elmar Brümmer präsentierte die Werbekampagne mit der Seite www.frankenbahntakt.de, Aktivitäten in den sozialen Medien und weiteren Werbemaßnahmen wie etwa Bauzaunbannern. Brümmer erinnerte daran, dass der Fahrgastverband Pro Bahn sogar den Landespreis "Takt in die Region bringen" im Jahr 2021 an die beiden Landkreise und die Bürgerinitiative "Frankenbahn für alle" für diese Aktion verliehen hat.

Ebenso informierte Brümmer über die beauftragte Machbarkeitsstudie zu den Themen Infrastrukturausbau und Fahrplanlagenverbesserungen auf der Frankenbahn sowie über aktuelle Infrastrukturmaßnahmen wie beispielsweise die Arbeiten am elektronischen Stellwerk in Osterburken, das im Sommer 2022 fertiggestellt werden soll. "Intention für die Studie war, mit überschaubarem Aufwand die Frankenbahn insgesamt stabiler zu machen und damit die Nutzung zu verbessern", so Brümmer. Das Ziel bleibe neben der dauerhaften Bestellung und Finanzierung eines regelmäßigen Personenverkehrs auf der Frankenbahn zwischen Lauda und Osterburken durch das Land Baden-Württemberg auch weiterhin die Verbesserung und der Ausbau der Infrastruktur auf einen zeitgerechten zukunftssicheren Standard.

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In die Infrastrukturmaßnahmen sei in der Vergangenheit kaum investiert worden, die Landkreise wurden hier oft vertröstet. Probleme könnten deshalb künftig auch die Bahnsteighöhen bereiten, erklärte Brümmer. Man werde deshalb das Forderungs- und Positionspapier von 2018 fortschreiben. Gemeinsam mit den Städten und Gemeinden wolle man den Dialog zum Verkehrsministerium aufrechterhalten. Brötel betonte, dass das Verkehrsministerium auf der Suche nach pragmatischen Lösungen bisher immer unterstützt habe.

Nachdem das Thema "Fotovoltaik" behandelt wurde, wurden einstimmig die Schlussrechnungen für den Ausbau der K 3926 zwischen Oberdielbach und Waldkatzenbach sowie für den parallel dazu verlaufenden neuen Radweg von den Ausschussmitgliedern anerkannt.

Für die Kreisräte gab es sodann einen Überblick über den Neubau der Fahrzeughalle mit Werkstatt auf dem Gelände der Straßenmeisterei Mosbach, das im Eigentum des Bundes steht. Aufgrund von Gebäudeschäden und dem fortgeschrittenen Alter der Werkstatt- und Fahrzeughalle sind der Abriss und Neubau als zukunftsfähige Alternative geplant. Im Zuge des Neubaus wird eine direkte Betriebszufahrt auf die B27 angestrebt. Das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur hat in enger Abstimmung mit dem Landratsamt die Planunterlagen erstellt. Nun soll es mit der Ausführungsplanung losgehen, freute sich Landrat Dr. Brötel. Nach Ausschreibung und Vergabe Ende des Jahres sei mit einem Baubeginn voraussichtlich Anfang 2023 zu rechnen. Die geplante Bauübergabe wäre somit im Frühjahr 2024.

Am Ende der Sitzung kündigte Landrat Brötel eine klare Haltung des Landkreises zur Verlängerung der Neckarschleusen an. Man wolle sich zunächst Klarheit über die Priorisierung des Bundes verschaffen. Würden die Neckarschleusen nicht verlängert, wären die Folgen für den Landkreis verheerend, da dann nämlich Containerschiffe nicht mehr in die Schleusen passen und der Güterverkehr auf die Straße umgeleitet werden müsste. Der Verkehrskollaps für das Neckartal wäre vorprogrammiert.

Für die Bereitstellung der Sitzungsräumlichkeiten und die Bewirtung dankte der Landrat abschließend Walldürns Bürgermeister Markus Günther.

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