Pandemie senkt Kriminalitätsrate erneut
Weniger Straftaten, hohe Aufklärungsquote, Respektlosigkeit gegen Polizeibeamte.

Von Martina Birkelbach
Eberbach. "Mit insgesamt 725 registrierten Straftaten bleibt das Polizeirevier Eberbach im vergangenen Jahr deutlich unter dem Fünfjahresdurchschnitt aller registrierten Straftaten", so der Leiter des Polizeireviers Ralf-Peter Schwindt in der jetzt veröffentlichten Kriminalstatistik. Im Vergleich zum Vorjahr wurden 46 Straftaten weniger registriert. Schwindt: "Wie bereits im vergangenen Jahr dürften sich die Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie auch diesmal auf die Fallzahlen und die Kriminalitätsentwicklung im Dienstbezirk des Polizeireviers Eberbach ausgewirkt haben".
Trotz dieser erschwerten Bedingungen haben sich die positiven Trends der Vorjahre auch 2021 fortgesetzt. So konnte die hohe Aufklärungsquote mit 68,8 Prozent gehalten und insbesondere die Gewalt- und Straßenkriminalität weiter gesenkt werden. Schwindt: "In beiden Kriminalitätsfeldern wurde dabei der niedrigste Wert in den letzten fünf Jahren erreicht und liegt mit 86 Fällen deutlich unter dem Fünfjahresdurchschnitt (115). Die Bekämpfung der Gewalt- und Aggressionsdelikte, der Sexualdelikte und der Straßenkriminalität sind laut dem Revierleiter weiterhin Schwerpunkte der polizeilichen Arbeit, denen die Polizei Eberbach auch in Zukunft durch "lageorientierte Präsenz- und Einsatzmaßnahmen" begegnen wird.
Hintergrund
> Die Anzahl der erfassten Straftaten in Baden-Württemberg im Jahr 2021 liegt mit 486.331 (538.566) auf dem niedrigsten Stand seit 30 Jahren.
> Im Vergleich zum Vorjahr wurden 9,7 Prozent weniger Straftaten
> Die Anzahl der erfassten Straftaten in Baden-Württemberg im Jahr 2021 liegt mit 486.331 (538.566) auf dem niedrigsten Stand seit 30 Jahren.
> Im Vergleich zum Vorjahr wurden 9,7 Prozent weniger Straftaten verzeichnet. Die Kriminalitätsbelastung in Baden-Württemberg reduzierte sich somit ein weiteres Mal auf 4380 Straftaten je 100 000 Einwohner (4852).
> Im Rhein-Neckar-Kreis sanken die Straftaten um 12,1 Prozent auf 20 736 erfasste Fälle.
> Die Aufklärungsquote im Bereich des Rhein-Neckar-Kreises wird in der Statistik mit 60,7 Prozent ausgewiesen.
> Beim Polizeipräsidium Mannheim sind die Straftaten deutlich um 15,9 Prozent zurückgegangen. Insgesamt wurden 10 496 Fälle weniger als im Vorjahr registriert.
Wie auch in den Vorjahren nahmen die Eigentumsdelikte mit insgesamt 17,2 Prozent den größten Anteil der Gesamtkriminalität beim Polizeirevier Eberbach ein. Der Anteil der Rauschgiftkriminalität hat mit 62 Fällen weniger im Vergleich zum Vorjahr den größten Rückgang zu verzeichnen.
Gegenüber dem Vorjahr reduzierte sich die Anzahl der ermittelten Tatverdächtigen von 428 auf 354. Auch die Zahl der tatverdächtigen Erwachsenen verkleinerte sich von 314 auf 275; davon waren 268 männlich und 86 weiblich. 79 Tatverdächtige zählen zu den "Jungtätern" und waren zur Tatzeit unter 21 Jahren alt.
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2021 wurden 244 Tatverdächtige deutscher Nationalität und 110 nichtdeutsche Tatverdächtige ermittelt. Unter den nichtdeutschen Tatverdächtigen wurden insgesamt 21 Asylbewerber bzw. Flüchtlinge registriert.
Die Kriminalitätsbelastung in einem Bereich oder in einer Gemeinde wird mit der Häufigkeitszahl ausgedrückt. Diese bildet die Anzahl der Straftaten je 100 000 Einwohner. Im Jahr 2021 beträgt die Häufigkeitszahl für den Dienstbezirk des Polizeireviers Eberbach 4120. Die Belastung für die Stadt Eberbach wird mit 4780, für die Gemeinde Schönbrunn mit 1254 und für Heddesbach mit 1525 ausgewiesen. Somit ist die Wahrscheinlichkeit, in den Gemeinden Schönbrunn und Heddesbach Opfer einer Straftat zu werden, deutlich geringer als in anderen Bereichen des Rhein-Neckar-Kreises. Die Gemeinden Schönbrunn und Heddesbach zählen zu den sichersten Gemeinden des Kreises.
In Heddesbach wurden 2021 insgesamt sieben Straftaten polizeilich aufgenommen, sechs davon konnten aufgeklärt werden. Registriert wurde ein Diebstahl, eine Straftat gegen die sexuelle Selbstbestimmung, ein Rohheitsdelikt, zwei Fälle aus dem Bereich der Vermögens- und Fälschungsdelikte sowie zwei Straftaten, die unter den sonstigen Straftatbeständen geführt werden. Für die Gemeinde Schönbrunn wurden 36 Straftaten registriert. Darunter sechs Diebstahlsdelikte, vier Fälle im Bereich der Fälschungs- und Vermögensdelikte, acht Körperverletzungsdelikte sowie je zwei Sachbeschädigungen und Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz.
Im vergangenen Jahr musste die Eberbacher Polizei insgesamt in zwei Fällen wegen des Verdachtes eines versuchten Tötungsdeliktes ermitteln. Im Bereich der "Rohheitsdelikte" (Raub, Freiheitsberaubung, Nötigung, Bedrohung und Nachstellung, Körperverletzung) wurden im Vergleich zum Vorjahr 16 Fälle weniger registriert; insgesamt waren es aber noch 118 Fälle.
Bei den Körperverletzungsdelikten wurden 76 Fälle (91) registriert, bis auf einen Fall konnten alle aufgeklärt werden. Die polizeiliche Kriminalstatistik verzeichnet in diesem Bereich 15 (19) nicht-deutsche Tatverdächtige.
Die Beamten musste 2021 in elf Fällen (19) der häuslichen Gewalt einschreiten und vier Wohnungsverweise (6) gegen den Täter aussprechen. Der als Folge des Lockdowns oft befürchtete Anstieg häuslicher Gewalt ist im Zuständigkeitsbereich des Polizeireviers Eberbach im vergangenen Jahr nicht eingetreten.
Bei den Diebstahlsdelikten ist erneut ein Rückgang zu verzeichnen. Im Jahr 2021 wurde mit 125 Fällen das bislang niedrigste Niveau der vergangenen zehn Jahre erreicht (Aufklärungsquote 35,2 Prozent). Die Zahl der Ladendiebstähle ging auf elf Fälle zurück, die allesamt geklärt werden konnten. Die Anzahl der registrierten Ladendiebstähle nimmt in den letzten Jahren kontinuierlich ab, was laut der Aussage in der Kriminalstatistik "neben dem allgemeinen Sterben des Einzelhandels auch auf die teilweise geschlossenen Geschäfte des Einzelhandels während des Lockdowns zurückzuführen sein dürfte". Außerdem ist die Dunkelziffer "nach Schätzungen des Einzelhandels" erfahrungsgemäß sehr hoch. Insgesamt konnten zehn Tatverdächtige, darunter sieben Nichtdeutsche, ermittelt werden.
2021 wurden insgesamt elf gestohlene Fahrräder zur Anzeige gebracht; außerdem wurden vier Wohnungseinbruchsdiebstähle aufgenommen und es kam zu sechs Einbrüchen in Geschäftsräume. Ein Kraftfahrzeug, bzw. ein Kleinkraftrad, wurde entwendet.
Die der Straßenkriminalität zugerechneten Straftaten werden ausschließlich oder überwiegend auf öffentlichen Straßen, Wegen oder Plätzen (einschließlich öffentlicher Verkehrsmittel) begangen und "beinträchtigen im besonderen Maße das Sicherheitsgefühl der Menschen". 2021 nahmen die Delikte der Straßenkriminalität auf 86 Fälle ab, der niedrigste Wert der letzten fünf Jahre.
Die Straftaten verteilen sich hauptsächlich auf Diebstahlsdelikte (33), Sachbeschädigung (35) und Körperverletzungsdelikte (10). Die Gründe für diesen Rückgang dürften laut Revierleiter Schwindt unter anderem wieder auf die Corona bedingten Schließungen der Gastronomie und des Einzelhandels, die Ausgangsbeschränkungen und die damit einhergehende, niedrigere Frequentierung der Innenstädte, sowie die Absage sämtlicher Volks – und Straßenfeste zurückzuführen sein. Auch dürfte "die hohe Polizeipräsenz auf den Straßen und die hohe Kontrolldichte zur Durchsetzung der Corona-Bestimmungen das Entdeckungsrisiko erhöht und potenzielle Täter abgeschreckt haben".
Insgesamt mussten durch die Beamten des Polizeireviers Eberbach 100 Sachbeschädigungen (103) aufgenommen werden. Die Zahl der Vermögens- und Fälschungsdelikte ist nach dem Höchstwert im Jahr 2018 wieder leicht auf 155 Fälle angestiegen. Dazu gehören neben betrügerischen Gewinnversprechen auch die "Anrufstraftaten" durch angebliche Polizeibeamte oder sogenannten Enkeltrick. In 20 Fällen wurde wegen Warenbetrug bzw. Warenkreditbetrug ermittelt; 18 dieser Fälle konnten aufgeklärt werden.
Deutlich abgenommen hat im vergangenen Jahr der als Cybercrime erfasste Computerbetrug. Insgesamt wurden fünf Fälle (13) registriert, alle konnten aufgeklärt werden. Mit der Zunahme der Online-Einkäufe – auch Corona bedingt – erhöht sich auch naturgemäß das Risiko Opfer von Computerbetrügern zu werden.
In insgesamt 48 Fällen ermittelten die Beamten wegen Verstößen gegen das Betäubungsmittelgesetz. Nach wie vor ist dabei das häufigste festgestellte Betäubungsmittel Cannabis, gefolgt von Amphetamin und Ecstasy. In zwei Fällen (4) wurde wegen Drogenhandels ermittelt. 25,6 Prozent der ermittelten Tatverdächtigen sind jünger als 21 Jahre. Deshalb wird auch durch die Beamten des Polizeireviers an den Eberbacher Schulen Drogenprävention betrieben.
Im Jahr 2021 kam es zu insgesamt 14 angezeigten Sexualdelikten, zwölf davon konnten aufgeklärt werden. Grund hierfür sind vor allem die Verbreitung pornografischer Schriften über Messenger-Dienste oder das Internet.
Polizeibeamtinnen und Polizeibeamte sehen sich auf Streife und bei Einsätzen weiterhin mit Respektlosigkeit und Übergriffen konfrontiert. Im vergangenen Jahr waren die Beamten des Polizeireviers Eberbach in drei Fällen gegen sie gerichtete Gewaltdelikten ausgesetzt. In einem Fall wurden Strafverfahren wegen tätlichen Angriffes auf Vollstreckungsbeamte eingeleitet.
Neben einer starken polizeilichen Präsenz im öffentlichen Raum sind auch Präventionsangebote ein fester Baustein für mehr Sicherheit im öffentlichen Raum. Schwindt: "Präventionsarbeit ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe und erfordert eine enge Zusammenarbeit aller dafür in Betracht kommenden staatlicher, kommunaler und privater Einrichtungen".
Die gute Aufklärungsquote von 68,8 Prozent und die vergleichsweise niedrige Kriminalitätsbelastung sieht die Leitung des Polizeireviers Eberbach durchaus auch als Erfolg des Konzepts der kommunalen Kriminalprävention vor Ort. Darin sind neben dem Polizeirevier auch die Kommunen der Stadt Eberbach und die Gemeinden Schönbrunn und Heddesbach eingebunden. Revierleiter Ralf-Peter Schwindt: "Sie alle sind tragende Säulen einer funktionierenden Präventionsarbeit, die auch im kommenden Jahr zielgruppen- und ursachenorientiert ihre Fortführung finden wird."