Muslimische Akademie kommt in die Bahnstadt
Ein Standort für den IBA-Kandidaten ist gefunden. Der Architekturwettbewerb soll im Herbst oder Winter starten. Infoveranstaltung am Donnerstag.

Von Philipp Neumayr
Heidelberg. Sie soll eine Stätte der Begegnung sein und muslimisches Leben in Heidelberg sichtbar machen: Die Muslimische Akademie Heidelberg. Gemeinsam mit der Internationalen Bauausstellung (IBA) Heidelberg und der Stadt hat der Verein "Teilseiend" in den vergangenen Monaten nach einem geeigneten Ort gesucht, um das Projekt baulich umzusetzen. Nun, kurz vor Start der IBA-Abschlusspräsentation am 29. April, ist dieser Ort gefunden: Die Akademie soll in der Bahnstadt gebaut werden, am westlichen Ende der Straße "Langer Anger", oberhalb der Calisthenics-Anlage.
Im Frühjahr 2013, ein Jahr nach Start der IBA, gründete sich unter dem Namen "Teilseiend" eine Initiative Heidelberger Muslime – unter anderem mit dem Ziel, eine muslimische Akademie, einen Ort der politischen Bildung und der Demokratieförderung in muslimischer Trägerschaft, ins Leben zu rufen, nach dem Vorbild christlicher Akademien. Neun Jahre danach, nach Förderungen des Projekts durch die Bundeszentrale für politische Bildung, die Stiftung Mercator und die Robert Bosch Stiftung, und nachdem es Ende letzten Jahres der städtischen Wohnungsbaugesellschaft GGH vorgestellt wurde, wird es nun konkret.
Mit dem Baufeld im Westen der Bahnstadt habe man einen Ort gefunden, der aus städtebaulicher Perspektive "sehr prominent" und "weithin sichtbar" ist, sagt IBA-Geschäftsführer Michael Braum. Es sei ein Ort, "an dem eine anspruchsvolle Gestaltung ihren räumlichen Niederschlag finden muss", wie Braum es ausdrückt.
Noch ist offen, wie die Akademie am Ende aussehen wird. Diese Frage soll ein Architekturwettbewerb beantworten, den "Teilseiend" im kommenden Herbst oder Winter ausloben möchte. Für die Initiatoren des Projekts steht bislang nur eines fest: Das Gebäude soll nicht an eine Moschee erinnern. "Auch christliche Akademien sehen ja nicht aus wie Kirchen", sagt Braum. Seinen Vorstellungen nach soll es sich um ein "wertiges Gebäude" handeln, "das den Zukunftsfragen des gesellschaftlichen Wandels einen architektonischen beziehungsweise einen städtebaulichen Ausdruck gibt". Das Gebäude soll für Braum "einladend" und "zeitgemäß" daherkommen, "nicht zu dick auftragen" und sich in seiner Umgebung "gut benehmen". Als Vorbilder dafür, wie so etwas gelingen kann, nennt er das Bürgerhaus B3 am Gadamerplatz in der Bahnstadt oder auch die Hochschule für Jüdische Studien in der Altstadt.
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Auch Yasemin Soylu, Kommissarische Geschäftsführerin der Muslimischen Akademie in Gründung, weiß noch nicht, wie das Gebäude am Ende aussehen wird. Wichtig ist ihr: Es soll Offenheit und Transparenz ausstrahlen, nicht mit orientalischen Assoziationen und Bildern spielen. Und es soll ein Ort sein, an dem sich die gesamte Gesellschaft willkommen fühle, an dem ein lebendiger Austausch zwischen Menschen verschiedenen Hintergrunds stattfinden könne. Soylu wünscht sich, dass das Gebäude sowohl die muslimische als auch die Heidelberger Mentalität verkörpern wird. "Wir sind gespannt, welche Vorschläge uns die Architekten machen", sagt Soylu.
Sie und ihr Team haben hohe Erwartungen an das Projekt. Es gehe darum, eine Antwort auf die Frage zu finden, in welcher Gesellschaft man miteinander leben wolle. Die Akademie soll eine Plattform sein für zivilgesellschaftliches Engagement von Muslimen und "eine neue Form des städtischen Miteinanders von Muslimen und Nichtmuslimen schaffen". Muslime könnten so stärker in die Gesellschaft eingebunden werden, sagt Soylu. Sie ist überzeugt: "Für eine zukunftsfähige Gesellschaft braucht es auch die Teilhabe von Muslimen."
Dass dieses bundesweit einzigartige Modellvorhaben in Heidelberg umgesetzt werden soll, ist für IBA-Chef Michael Braum kein Zufall. "Heidelberg mit seiner offenen Gesellschaft ist ideal geeignet." Und auch Yasemin Soylu sagt: "Keine andere Stadt kommt dafür für uns infrage."
Info: Eine Infoveranstaltung zu dem Projekt findet am Donnerstag, 7. April, 18.30 Uhr, in der Halle 02 statt. Anmeldung per E-Mail: anmeldung@teilseiend.de.



