Freudenberg freut sich über Rekordumsatz
Die Firma knackt 2021 erstmals die Marke von 10 Milliarden Euro. Man ist vorsichtig für das laufende Jahr.

Von Matthias Kros
Weinheim. Der Weinheimer Technologiekonzern Freudenberg hat im vergangenen Jahr erstmals mehr als 10 Milliarden Euro Umsatz eingefahren. "Es war ein starkes und sehr erfolgreiches Jahr", sagte CEO Mohsen Sohi anlässlich der Veröffentlichung der Finanzzahlen am Mittwoch. Auch beim Ergebnis ging es deutlich nach oben. Für das laufende Jahr ist Sohi wegen der steigenden Energiekosten und befürchteter Materialengpässe aber vorsichtig.
An den Ausgaben soll aber nicht gerüttelt werden: "Dank des unternehmerischen Erfolges investieren wir weiterhin auf hohem Niveau in Maschinen, Anlagen und Zukunftstechnologien", sagte er. Am Stammsitz Weinheim investierte Freudenberg schon im vergangenen Jahr rund 65 Millionen Euro, fast die Hälfte davon entfiel auf die Erweiterung der Produktion von Gasdiffusionslagen für Brennstoffzellen. Am Standort Kaiserslautern wurde zudem eine neue Meltblown-Anlage in Betrieb genommen, die Basismaterial für medizinische Gesichtsmasken der Typen FFP1, FFP2 und FFP3 produziert.
Freudenberg ist mit knapp 4000 Mitarbeitern größter Arbeitgeber Weinheims. Weitere rund 2000 Menschen sind rund um Freudenberg auf dem Industriepark Weinheim bei 28 Fremdfirmen beschäftigt. Weltweit hat das Unternehmen inzwischen knapp 50.000 Mitarbeiter, allein in Nordamerika kamen im vergangenen Jahr (hauptsächlich durch Übernahmen) rund 1300 Beschäftigte hinzu. Freudenberg ist eines der ältesten und größten Familienunternehmen Deutschlands und produziert unter anderem Dichtungen, technische Textilien, Filter, Reinigungstechnologien, Spezialchemie und medizintechnische Produkte.
Hauptkunde ist die Automobilindustrie: Rund die Hälfte des Umsatzes steuerte 2021 das Freudenberg-Geschäftsfeld "Dichtungs- und Schwingungstechnik" bei, das hauptsächlich auf diese Branche ausgerichtet ist. Hier bremsen aktuell die Halbleiterkrise und knappe Rohstoffe das Geschäft. Mehr als 1,1 Milliarden Euro erwirtschaftet Freudenberg aber auch in der bekanntesten Sparte Reinigungsprodukte ("Vielda"), die auch dank des wachsenden Bedarfs nach Bodenreinigungstüchern, Handschuhen und Tüchern in der Corona-Krise weiter wuchs.
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"Wir bauen unser Portfolio mit Blick auf die Strategie weiter aus", kündigte Sohi an. Den Schwerpunkt bei Akquisitionen setze man allerdings außerhalb Europas. "Das langfristige Ziel ist, dass sich die Umsätze ausgewogen zu je einem Drittel auf Europa, Asien und Amerika verteilen". Als gelungenes Beispiel nannte er den Bereich Filtration Technologies, der dieses Ziel im vergangenen Jahr durch zwei Akquisitionen in den USA erreicht habe. Beide übernommenen Unternehmen produzieren Luftfilter für Wohn- und Bürogebäude.
Zudem hob Sohi das Geschäft mit Batterien und Brennstoffzellensystemen hervor, das in der neuen Geschäftsgruppe Freudenberg Battery & Fuel Cell zum 1. April gebündelt werden soll. Im eigenen Brennstoffzellen-Technologiezentrum in München arbeiteten bereits heute rund 100 Experten, hieß es. Mit verschiedenen Partnern würden Anwendungen in den Bereichen Lkw und Bus entwickelt. Auch an Brennstoffzellensystemen für Hochsee-Passagierschiffe werde in Kooperationen mit der Meyer-Werft in Papenburg gearbeitet.
Für das Geschäftsjahr 2022 rechnet Freudenberg aber mit wirtschaftlichen und geopolitischen Unsicherheiten: Der Krieg in der Ukraine und die getroffenen Sanktionen ließen signifikante Störungen der weltweiten Lieferketten mit direkten und indirekten Auswirkungen auf die Freudenberg-Gruppe erwarten, heißt es. Dies werde sich unter anderem durch Materialengpässe und steigende Energiekosten bemerkbar machen, die nicht durch kurzfristige Gegenmaßnahmen kompensiert werden könnten. Dank der eigenen breiten Aufstellung dürfte der Einfluss auf Freudenberg "insgesamt aber überschaubar" bleiben.