Otto-Graf-Realschule Leimen

Martin Kohler erhielt den "Deutschen Lehrkräftepreis"

Er holt Geschichte ins Hier und Jetzt. Sein Erfolgsrezept: Vertrauen und Respekt.

20.03.2022 UPDATE: 21.03.2022 06:00 Uhr 2 Minuten, 18 Sekunden
Martin Kohler. Foto: privat

Leimen. (pau) "Ganzheitliche Bildung kann sich nicht auf die Mauern des Klassenzimmers oder des Schulgebäudes begrenzen, sondern muss Räume öffnen, die Brücken in die Lebenswelt schlagen." Mit diesem pädagogischen Verständnis hat der Leimener Realschullehrer Martin Kohler viel bewegt. Vor allem in den Köpfen und Herzen seiner Schützlinge. Dank der Bewertung seiner ehemaligen Absolventen wurde Kohler nun mit dem "Deutschen Lehrkräftepreis – Unterricht innovativ" in der Kategorie "Ausgezeichnete Lehrkräfte" prämiert.

Der Preis wurde 2009 vom Deutschen Philologenverband und der Vodafone Stiftung Deutschland zur Anerkennung und Wertschätzung von Lehrkräften und Schulleitungen initiiert. Eine Jury bewertet dabei die von Schülern eingebrachten Vorschläge. In Martin Kohlers Fall wurde beispielsweise auch die Stimme seiner ehemaligen Leimener Schülerin Vanessa Schell laut: "Herr Kohlers Art zeichnet ihn einfach aus, da ich keinen anderen Lehrer kenne, der sich so viel Zeit für seine Schüler nimmt und ihnen zu jeder Zeit beisteht. Für mich ist er der beste Lehrer!" Daniel Schnabel meinte, Kohler habe ihm das Wissen gegeben, Politik selbst mitgestalten zu können: "Die Art und Weise, wie Herr Kohler den Unterricht gestaltet hat, hat mich dazu bewegt, mich selbstständig, aus meinem Interesse heraus, mit Themen zu befassen und zu recherchieren, über die ich sonst nie nachgedacht hätte."

Solche Bewertungen machen den Lehrer dankbar: "Man unterrichtet ja nicht mit dem Ziel, einen Preis zu erhalten. Man überlegt sich Methoden und Wege, um die jungen Menschen für ihr Leben vorzubereiten und um sie zu politisch mündigen Menschen zu erziehen." Dass dies offensichtlich Früchte getragen habe, stimmt Kohler, der besonderen Wert auf die Beziehung zu seinen Schülern legt, stolz. "Wenn die Beziehungen zu den Schülern von Vertrauen und gegenseitigem Respekt geprägt sind, kommt das Lernen von ganz allein", so die Erfahrung des 44-Jährigen. Vertrauen brauche aber Begegnung auf Augenhöhe, Momente, Erlebnisse, die eine Gemeinschaft ausbilden und festigen können. Corona sei daher eine Herausforderung für den Lernalltag an der Otto-Graf-Realschule gewesen. Das, was Lehrer und Schüler sonst zusammenbringt, sei erst einmal auf der Strecke geblieben.

Eigentlich liebt der Deutsch- und Gemeinschaftskundelehrer gemeinsame Ausflüge. "Schule ist mehr denn je aufgerufen, Geschichte ins Hier und Jetzt zu holen", findet Kohler. Für seine Klassen bedeutet das Besuche in Niederbronn-les-Bains im Elsass, bei denen die Jugendlichen die wechselhafte deutsch-französische Geschichte vor Ort begreifen und erfahren können. "Ich schätze den Lern- und Erfahrungsraum und das gesamte Team vor Ort sehr", so Kohler, der derartige Ausflüge als "wertvolle Grundlage für die Friedenserziehung" erachtet. Dies lehre, geschichtliche Entwicklungen zu verstehen, den brüchigen europäischen Frieden wertzuschätzen sowie gesellschaftliche Entwicklungen kritisch zu beobachten. "Mein großer Dank gilt meiner Kollegin Andrea Wilde, mit der ich seit Jahren Friedenserziehung innovativ im Team denken und gestalten darf."

Außerdem dankt Martin Kohler seinem Kollegen Selahattin Cetin. Mit ihm hat er zwei Fußball-AGs ins Leben gerufen – in Kooperation mit der TSG Rohrbach als AOK-Girls-Treff und mit dem SV Sandhausen eine Jungen-AG. Beim Fußball und bei Klassenfahrten würden die Schüler lernen, über sich hinauszuwachsen. Sie würden merken, dass sie individuell sein können, aber auch, dass das Team als Einheit wichtig ist. Als Vorbild würde Martin Kohler heute seinen Sportlehrer benennen. Der hätte damals schon stets ein offenes Ohr für die Schüler gehabt – eine Handhabung, die dem 44-Jährigen auch im Privaten mit seinen beiden Söhnen wichtig ist.

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Dass er eine Offiziersausbildung hat und in der Feldjägertruppe der Bundeswehr eingesetzt war, wissen die wenigsten. "Da habe ich viel gelernt und viel erlebt." Als Quereinsteiger absolvierte Kohler 2013 sein Referendariat, kam im Schuljahr 2015/2016 nach Leimen. "Und hier fühle ich mich nun beruflich und auch mit meiner Familie zu Hause."

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