Die ersten Geflüchteten sind in PHV angekommen
Andere sind bei Familie oder Freunden untergekommen. Die Stadt ist offen für eine Vergrößerung des Ankunftszentrums.

Von Denis Schnur
Heidelberg. Mehr als eine halbe Million Menschen sind laut einer Schätzung der Vereinten Nationen bisher aus der Ukraine geflohen – und in Heidelberg sind bereits einige davon angekommen. "Vereinzelt haben sich Menschen bei den Ordnungsbehörden gemeldet", bestätigt ein Stadtsprecher der RNZ. Es handele sich um eine recht kleine Zahl von Ukrainern, die am Wochenende nach Heidelberg gekommen seien. Sie seien alle bei Freunden und Verwandten untergekommen.
20 weitere Menschen aus der Ukraine sind bis Montag in das Ankunftszentrum für Geflüchtete in Patrick-Henry-Village (PHV) gebracht worden. Sie hatten sich am Wochenende in der Erstaufnahmestelle des Landes in Karlsruhe gemeldet und befinden sich nun – wie alle Neuankömmlinge – erstmal für zehn Tage in Quarantäne im Ankunftszentrum.
Zu diesen offiziell bekannten Ankömmlingen in der Stadt dürften nochmal deutlich mehr Menschen kommen, die sich gar nicht bei den Behörden gemeldet haben – denn das müssen sie auch nicht. Ukrainer dürfen derzeit 90 Tage ohne Visum in Deutschland bleiben – und können dann nochmal eine Verlängerung um 90 Tage beantragen. Erst danach müssten sie sich um einen Aufenthaltstitel bemühen. Und derzeit gehen die Verantwortlichen auch davon aus, dass- der Großteil der Kriegsflüchtlinge bei Verwandten und Freunden in Deutschland unterkommt.
Für Menschen, die alleine keine Bleibe finden, bemüht sich die Stadt bereits um Unterkünfte. Am Wochenende hat das Land zudem beschlossen, dass auch die Landeserstaufnahmestellen für Geflüchtete (LEAs) zur Unterbringung genutzt werden. Wie das Regierungspräsidium Karlsruhe bestätigt, gilt das auch für das Heidelberger Ankunftszentrum. "Ausnahmsweise können die Menschen direkt dorthin gehen und werden dort untergebracht", so eine Sprecherin, "auch wenn sie kein Asyl beantragen."
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Aktuell ist die Kapazität der Landeseinrichtung in PHV auf 2000 Plätze beschränkt. Darauf hatten sich Stadt und Land in den vergangenen Jahren geeinigt. Doch das zuständige Justizministerium hatte vergangene Woche angekündigt, dass man eine Ausweitung aller Erstaufnahmestellen prüfe, um auch auf größere Zugangszahlen reagieren zu können. Gerade in der weiträumigen Heidelberger Einrichtung wäre eine Aufstockung relativ schnell umsetzbar.
Dagegen würde sich auch die Stadtverwaltung – die ein größeres Ankunftszentrum bisher immer abgelehnt hatte – wohl nicht wehren, wie ein Sprecher gegenüber der RNZ betont: "Wir sind bereits in engem Austausch mit dem Regierungspräsidium und natürlich offen für Gespräche, wenn es um nötige und konkrete Hilfsmaßnahmen für die Geflüchteten aus der Ukraine geht."
In Stuttgart will man aber noch an einer anderen Stellschraube drehen, um mehr Menschen einen Platz in den LEAs anbieten zu können: "Wir prüfen, die Corona-Beschränkungen anzupassen, um die Belegung in den Einrichtungen zu erhöhen", so Justizministerin Marion Gentges. Bislang könne man diese nämlich nur zu 60 Prozent auslasten.