Weinheim

Industriekletterer "eroberten" Siloturm

Spezialisten wurden per Hubschrauber und Seilkabine auf die Mauerkrone des Siloturms gebracht. Sie untersuchten Bausubstanz.

02.12.2021 UPDATE: 02.12.2021 20:30 Uhr 1 Minute, 38 Sekunden
Zweifellos eine spektakuläre Szene: Ein Hubschrauber ließ die Spezialisten auf der Mauerkrone des rund 130 Jahre alten Mühlenensembles ab. Foto: Kreutzer

Von Philipp Weber

Weinheim. Der Anblick überraschte: Über den Türmen von Peterskirche und Hildebrand’scher Mühle kreiste ein Hubschrauber, eine mit Menschen besetzte Kabine schwebte an einem Seil. Es handelte es sich um einen Einsatz am Industriedenkmal Hildebrand’sche Mühle: Bei den per Hubschrauber beziehungsweise Seilkabine transportierten Personen handelte es sich um ausgebildete Industriekletterer.

> Wer die Spezialisten sind: Die Kräfte kamen von einer Luftreederei aus dem Heilbronner Umland sowie von einem Mannheimer Unternehmen, das Industriekletterer beschäftigt. Vor Ort waren eine Kraft, die den Korb für die Kletterer zum Startplatz brachte, die drei Personen zählende Helikopterbesatzung und fünf Kletterer.

Die Ergebnisse der Untersuchungen bestimmen wohl, was mit der Mühle passiert. Foto: Kreutzer

> Was auf dem Turm zu tun war: Die Spezialisten landeten auf der Mauerkrone des markanten Siloturms der Industriemühle. Ihre Mission bestand aus mehreren Komponenten. Sie sollten das 1987 zum Denkmal ernannte Gebäude von Bewuchs befreien: So kann man seit Jahren selbst vom Boden aus erkennen, dass der Wuchs kleiner Bäume den 1891/92 errichteten Turm zusätzlich "ziert". Außerdem mussten sich die Industriekletterer um Mauerteile kümmern, die herabfallen könnten. Ihr Auftrag lautete zudem, die Bausubstanz zu untersuchen.

> Die Auftraggeber: Städtischen Informationen zufolge hat das Landesamt für Denkmalpflege (LAD), das dem Regierungspräsidium in Stuttgart zugeordnet ist, den Einsatz angeordnet. Eine vorherige Ankündigung für die Öffentlichkeit gab es offenbar nicht. Der derzeitige Eigentümer des Gebäudeensembles war jedoch in die Operation einbezogen, ebenso wie die Stadt Weinheim. Das Gelände wurde abgesperrt, der Verkehr auf der nahe gelegenen Birkenauer Talstraße verlangsamt.

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So faszinierend der Baumwuchs auf dem Turm ausschaut: Gewünscht ist er nicht. Foto: Kreutzer

> Die offiziellen Stellungnahmen: Die Behördenvertreter von Stadt und Land ordnen die Aktion als eine Art Bekenntnis zum Denkmalschutz ein. Es zeige sich, dass der Eigentümer und die Vertreter des Denkmalschutzes ein hohes Interesse an der Erhaltung des Siloturms hätten, so Michael Hascher vom LAD. Auch Weinheimes Erster Bürgermeister Torsten Fetzner begrüßte die Maßnahme als "ein gutes Zeichen für eine positive Entwicklung der Mühle". Das städtische Amt für Baurecht und Denkmalschutz sowie das Amt für Stadtentwicklung waren in die Aktion eingebunden.

> Wie es weitergeht: Die Erkenntnisse der Untersuchung sollen nun ausgewertet werden und in "die weiteren Beurteilungen einfließen", teilt die Stadt Weinheim mit. Ziel sei "eine Bewahrung des Turms als Wahrzeichen". Wirklich Licht ins Dunkel bringen könnten nur der Gebäudeeigentümer und dessen Projektentwickler. Namen liegen der Redaktion vor, sind aber noch nicht bestätigt. Die Stadt teilt mit, dass der Investor noch nicht genannt werden wolle: "Es ist vereinbart, dass er das Projekt zu gegebener Zeit im Gemeinderat vorstellt." Die ehedem aktive Projektgruppe aus Frankfurt am Main ist demnach raus.

Ort des Geschehens

Update: Donnerstag, 2. Dezember 2021, 20.30 Uhr

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