Wieblinger beschweren sich über "Feierbad"-Lärm
Durch den Lärm seien Unterhaltungen in Garten und Wohnzimmer nicht mehr möglich klagen Anwohner. Die Stadt hingegen sieht keine besonders hohe Lärmbelästigung.

Von Anica Edinger
Heidelberg. Hunderte Jugendliche feiern seit dem 31. Juli immer freitags und samstags beim "Feierbad 21" auf dem Gelände des ehemaligen Schwimmbadclubs – ausgelassen, aber friedlich. Das Angebot wurde von Jugendorganisationen, der Stadt, Heidelberg Marketing und Nachtbürgermeister Jimmy Kneipp als Reaktion auf die Ausschreitungen am Neuenheimer Neckarufer ins Leben gerufen. Die Ziele: Die Massen dort entzerren, so für mehr Ruhe sorgen – und nicht zuletzt ein Angebot für junge Menschen zum Ausgehen schaffen. An den nächsten beiden Wochenenden, bis zum 4. September, soll im "Feierbad" noch – von 19 Uhr bis Mitternacht – gefeiert werden. Wie es danach weitergeht, ist offen.
Doch nun regt sich Widerstand gegen das Angebot – aus Wieblingen. Anwohner besonders der Mannheimer Straße, des Neckarhamms oder auch der Adlerstraße beschweren sich wegen anscheinend unerträglichen Lärms, der vom "Feierbad" über den Neckar nach Wieblingen schalle. Man könne freitags und samstags weder im Garten noch im Wohnzimmer sitzen und sich nicht unterhalten, berichtet Renate Buyer, eine der Beschwerdeführerinnen. Ein "Höllenlärm", sagt sie, dränge in den Stadtteil.
Selbst bei geschlossenen Fenstern sei es nicht mehr möglich, ein erholsames Wochenende zu verbringen, berichtet auch Frank Suttkus aus Wieblingen. Besonders störten "Anfeuerungsdurchsagen" der DJs – "die dann auch noch dazu führen, dass das Mitgegröle der Partygäste lautstark zu hören ist", so Suttkus. Er befürworte zwar grundsätzlich die Förderung einer regionalen Clubkultur, allerdings müsse dies im Einklang mit Lärmschutz stehen.
Die Beschwerdeführer wollen deshalb unter anderem, dass die Lautstärke beim "Feierbad" nach 22 Uhr reduziert wird, die Bässe heruntergeregelt und die Anfeuerungsdurchsagen unterlassen werden.
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Tatsächlich werden einige dieser Wünsche von den Organisatoren des "Feierbads" längst umgesetzt. "Wir nehmen es ernst, wenn sich Heidelberger durch das Angebot belästigt oder gestört fühlen", sagt Nachtbürgermeister Kneipp auf RNZ-Anfrage. Deshalb wurde die Anlage bereits leiser gestellt – "bis 91 Dezibel dürften wir rein rechtlich gehen", sagt Kneipp, "wir machen aber nur zwischen 80 und 85 – und nach 23 Uhr fahren wir die Lautstärke weiter stark runter", so Kneipp. Das sei auch eine Reaktion auf ein Treffen mit den Anwohnern vor zwei Wochen gewesen, bei dem auch der Lärm gemessen wurde: Dabei erreichte die Lautstärke auf Wieblinger Seite laut Kneipp nur um die 30 Dezibel.
Auf Nachfrage bei der Stadt erklärt ein Sprecher, dass das Ordnungsamt auch vergangenen Freitag um 21.20 Uhr in Wieblingen Lärm gemessen habe. "Es wurden keine Werte festgestellt, die auf eine Beeinträchtigung über Gebühr schließen lassen", so der Stadtsprecher. "Die gemessenen Durchschnittswerte lagen bei 52 Dezibel, der Höchstwert betrug 55." Damit seien die maximal zulässigen Tagwerte für ein allgemeines Wohngebiet von 55 Dezibel eingehalten worden.
Kneipp sagt, man habe sich bei der Standortauswahl für das "Feierbad" bewusst für das Gelände am Tiergartenbad entschieden – "weil es keine direkten Anwohner gibt". Wenn nun auch das verboten werde, gebe es bald "gar nichts mehr, wo Jugendliche feiern können", so Kneipp. So weit dürfe es nicht kommen. Auch aus dem Rathaus heißt es: "Die Stadt und die beteiligten Partner wollen auch in Zukunft vergleichbare Angebote fördern." Denn: "Das ,Feierbad’ ist ein großer Erfolg."



