Konzert-Erlebnis auf neuem Terrain (plus Fotogalerie)
Die RNZ-Sommertour führte zu den neuen Kultureinrichtungen auf den Konversionsflächen. Am Ende gab es sogar ein kleines Live-Konzert.

Von Denis Schnur
Heidelberg. Das Beste kommt bekanntlich zum Schluss: 15 RNZ-Sommertouristen erkundeten am Dienstagnachmittag die Orte, die dafür sorgen sollen, dass aus dem ehemaligen Kasernengelände in der Südstadt nicht nur ein Wohngebiet wird, sondern ein lebendiges Quartier. Und als es zum Abschluss durch den Rohbau der wichtigsten Kultureinrichtung ging – den Karlstorbahnhof –, wurden sie mit dem allerersten Konzert in dessen neuem Club überrascht. Marla und David Celia zeigten zur Freude der Teilnehmer mit ihren Gitarren und Stimmen schonmal, wie sich Live-Musik im neuen Domizil des Kulturhauses anhören kann. Davor konnten die Touristen bereits hinter die Fassaden der Gebäude und auf den großen Park blicken, die den Stadtteil prägen werden:
> Die Vorgeschichte: 2010 wurde die Stadt informiert, dass die US-Armee ihre Truppen abzieht – und zwar schnell und komplett. "Das war eine Schocknachricht", berichtete Heidelbergs Konversionsbürgermeister Hans-Jürgen Heiß, der gekommen war, um die Sommertouristen zu begrüßen. Schließlich bedeutete das massive finanzielle Einbußen. Doch mit der Zeit wurde klar, dass das auch eine "Jahrhundertchance" sei. 180 Hektar Fläche erhielt Heidelberg dazu, viel Platz für Wohnungen und Gewerbe. Von den fünf Konversionsflächen im Stadtgebiet ist dabei keine so weit entwickelt wie die Südstadt. Hier sollen schon 2025 rund 3500 Menschen wohnen.
> Das Bürgerzentrum: Früher trafen sich hier die Amerikaner zu Gottesdiensten, heute ist die "Chapel" säkularisiert. Im Innenraum sieht man zwar noch immer sofort, dass das Gebäude ein Gotteshaus war. Doch nach dem Umbau stehen vier Vereine in den Startlöchern, um es als Bürgerzentrum für die Südstadt zu betreiben. "Wir sind gerade beim lockeren Einschwingen, zwischen Bau und Inbetriebnahme", erklärte Architektin Friederike Winkler. Ab dem Frühjahr 2022 sollen sich hier unter anderem Vereine treffen, Feiern stattfinden oder Ausstellungen gezeigt werden.
Hintergrund
Berichte weiterer Sommertouren unter
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> Der Erinnerungsort: Heidelberg war für die USA nach 1945 extrem wichtig. Das zeigt sich etwa in der "Kommandantur". Von hier aus wurden alle in Europa stationierten Landstreitkräfte befehligt: "Zu Hochzeiten des Kalten Krieges 250.000 Soldaten", erklärte Uwe Wenzel den Sommertouristen. Er leitet das Mark-Twain-Center, das in das Gebäude eingezogen ist und sich der Geschichte Heidelbergs und der USA widmet – mit Forschung, Bildungsarbeit und ab Mai 2022 mit einer Dauerausstellung.
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> Der Park: Wenn die ehemaligen Ami-Flächen derzeit wirken wie eine einzige Riesenbaustelle, liegt das vor allem am "Anderen Park". Dieser zieht sich durch das gesamte Areal, verbindet dabei die kulturellen Einrichtungen – und soll bis zum Frühjahr 2022 komplett fertig sein, wie Michael Braum, Leiter der Internationalen Bauausstellung (IBA), die den Park konzipiert hat, erklärte. Die Grünfläche soll die Geschichte des Areals widerspiegeln, indem Bäume stehen bleiben und ganz viele Artefakte – etwa Kameras und Schilder – genutzt werden: "Wir wollen mit allem arbeiten, was schon damals da war." Vor allem soll der Park aber für alle Anwohner Angebote schaffen: Eine Spielwelt mit Rutschen und Matschgrube für die ganz Kleinen, "Wohnzimmer" im Grünen mit Sitzgelegenheiten für die Größeren, eine große Wiese etwa für Familienpicknicks. Auch der Funkturm der US-Army soll integriert werden: "Da wollen wir eine Rutsche hinbauen", verriet Braum.
> Das H-Gebäude: Es ist eines der spannendsten Gebäude im Areal: Die US-Amerikaner bauten zwischen zwei Zeilenbauten ein Verbindungsstück, sodass das Ensemble von oben wie ein "H" aussieht. In diesem fensterlosen und abhörsicheren Verbindungsstück befand sich der sogenannte "War Room": "Von hier steuerten die Amerikaner ihre kriegerischen Aktivitäten im Ausland", erklärte Hans-Jörg Kraus den Sommertouristen in dem gläsernen Aufbau, der mittlerweile darauf thront. Der Immobilienunternehmer hat das Gebäude gekauft und schafft darin Platz für Firmen – inklusive Coworking, einer Kita sowie einem Restaurant mit Außengastronomie. Dabei sollte es eigentlich abgerissen werden. "Da hab ich gesagt: Leute, ich bin Heidelberger. Der War Room ist meine Geschichte", so Kraus, "ich kann dieses Gebäude nicht abreißen."
> Das Kulturzentrum: Noch liegt überall Baumaterial, sind die Wände unverputzt, muss man aufpassen, nicht auf Kabel zu treten. Doch beim Rundgang durch den neuen Karlstorbahnhof konnten die Sommertouristen schon erkennen, wie das Kulturzentrum mal aussehen wird. An die ehemalige Reithalle erinnert kaum noch etwas. Stattdessen stehen im großen Saal, wo gut 800 Menschen feiern können, bereits Teile der Bühne. Auch für Theater und Kino sind die neuen Räume bereits vorbereitet. Zum Abschluss des Baustellenrundgangs lud Kai Sauter aus dem Vorstand des Karlstorbahnhofs die Touristen schließlich in den künftigen "Klub K" ein: "Jetzt gehen wir zusammen in den Club... Das habe ich auch schon lange nicht mehr gesagt." Marla und David Celia spielten nicht nur dort, sondern begleiteten danach vom Baugerüst aus auch den Ausklang der Sommertour vor dem Karlstorbahnhof musikalisch. Dort lud das Team die Teilnehmer nicht nur zu Getränken ein – sondern vor allem zum gemeinsamen Feiern nach der Eröffnung im Sommer 2022, wenn die neue Südstadt Stück für Stück zum Leben erwacht.












































