Das SRH-Hallenbad in Wieblingen war ein Millionengrab
Die SRH-Holding legt Zahlen und Verträge vor: Demnach zahlte der Verein "Campus Sports" weniger Pacht als vereinbart.

Von Sarah Hinney
Heidelberg. Die Aufregung um das Hallenbad in Wieblingen ist seit Wochen groß. Entgegen der ursprünglichen Planung will die SRH Holding das Bad, das seit vielen Jahren vom Verein SRH Campus Sports betrieben wird, nicht neu bauen. Dass das Gebäude, in dem auch das Schwimmbad untergebracht ist, abgerissen werden soll, steht schon länger fest. Im Zuge des Masterplan-Prozesses soll dort neu gebaut werden, die ursprünglichen Pläne des Architekturbüros sahen auch wieder ein Schwimmbad vor.
Nun hat die SRH Holding aber beschlossen, den Neubau ohne Schwimmbad zu errichten. Rund zehn Schulen nutzen das Hallenbad zum Schulschwimmen, außerdem findet Reha- und Kinderschwimmen dort statt. Die SRH Holding argumentiert indes damit, dass das Bad seit Jahren von der Holding "massiv subventioniert" wird.
Mitglieder im Verein Campus Sports gehen nun seit Wochen auf die Barrikaden. Sie bestreiten, dass die SRH Holding den Verein subventioniert und haben sowohl der RNZ als auch dem Bezirksbeirat Wieblingen umfangreiche Zahlen vorgelegt, die zeigen sollten, dass das Bad schwarze Zahlen schreibt. Zahlen, die in sich schlüssig sind und eine Pacht von 9000 Euro pro Monat an die SRH Holding beinhalten.
Die SRH Holding hat nun auf RNZ-Nachfrage eigene Zahlen und den ursprünglichen Pachtvertrag mit dem Verein Campus Sports aus dem Jahr 2007 vorgelegt. In dieser Vereinbarung zwischen SRH Holding und Campus Sports sind aber keine 9000 Euro Monatsmiete festgelegt, sondern 23.000 Euro. Diese Summe hat der Verein aber nie an die SRH Holding bezahlt.
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Im ersten Jahr stundete die SRH dem Verein die Pacht in Gänze, 2008 zahlte der Verein 5000 Euro im Monat. In späteren Jahren wurde die Pacht stückweise erhöht – bis auf besagte 9000 Euro im Monat. Vertragsergänzungen legten die jeweilige Pacht fest. Insgesamt hat Campus Sports von 2007 bis 2020 rund 2,5 Millionen Euro weniger Pacht an die SRH Holding bezahlt, als ursprünglich vertraglich vereinbart war. Mit diesen Zahlen argumentiert jetzt die SRH Holding.
Die RNZ hat mehrere Vereinsmitglieder, die sich für den Erhalt des Schwimmbads einsetzen, mit den Zahlen konfrontiert – die zeigten sich geschockt und gaben an, vom ursprünglichen Pachtvertrag nichts gewusst zu haben. In den Delegiertenversammlungen sei von einer solchen Summe nie die Rede gewesen. Auch argumentieren sie, dass die Holding kaum Geld in das Schwimmbad investiert habe. Ob das stimmt, lässt sich nicht nachvollziehen. Laut SRH Holding sind die Zahlen nicht mehr abrufbar.
Unabhängig davon erklärt ein SRH-Sprecher, dass die Pachtvereinbarung in 2007 "kostendeckend kalkuliert" gewesen sei. "276.000 Euro im Jahr sind nicht viel, wären für eine nachhaltige Bewirtschaftung der Immobilie aber schon nötig gewesen", so der Sprecher weiter. Er betont außerdem: "Dass wir nicht auf die Erwirtschaftung eines Gewinns aus sind, ist angesichts dieser Zahlen selbsterklärend."
Unklar ist indes, warum die Holding dem Verein noch 2020 einen Vormietvertrag für den Neubau des Sportzentrums inklusive Einfeldsporthalle, Fitnessstudio, Schwimmbad und Sauna vorgelegt hat. Unklar ist auch, warum die Pachtvereinbarung innerhalb des Vereins nicht kommuniziert wurde – spätestens in dem Moment, als sich Mitglieder an politische Entscheidungsträger und die RNZ wandten, um für den Erhalt des Bads zu kämpfen.
Der Vereinsvorsitzende Bernd Frey argumentiert gegenüber der RNZ, dass es nie um die ursprüngliche Summe von 23.000 Euro gegangen sei und es immer eine Absprache mit der Holding gab – Vertrag hin oder her. Der Verein sei stets von den 9000 Euro ausgegangen und habe schließlich in das 50 Jahre alte Gebäude auch kräftig investiert.
Ganz vom Tisch ist der Hallenbad-Neubau wohl trotz allem nicht. So sagte Oberbürgermeister Eckart Würzner im Rahmen der jüngsten Gemeinderatssitzung: "Wir haben natürlich ein Interesse daran, die bestehenden Bäder zu erhalten – auch die privaten. Wir sind intensiv dran, die SRH zu überzeugen, das Bad neu zu bauen." Eventuell könnte das auch mit Beteiligung der Stadt geschehen.



