Wieblingen geht für Hallenbad-Neubau auf die Barrikaden
Noch 2020 war dies fest eingeplant: Es gab einen Vormietvertrag mit dem Verein Campus Sports. Die SRH Holding unterschrieb aber nie.

Von Sarah Hinney
Heidelberg. Wieblingen geht auf die Barrikaden. Die Nachricht, dass die SRH Holding das gut 50 Jahre alte Hallenbad abreißen und nicht – wie ursprünglich geplant – neu bauen will, sorgt für Empörung beim Verein Campus Sports, den Bezirksbeiräten und in der Bürgerschaft. Laut SRH Holding hätten nur die "ersten konkreten Überlegungen" ein Hallenbad im neuen Sportkomplex vorgesehen. Weiter teilte ein Sprecher auf RNZ-Nachfrage mit: "Bau und Unterhalt eines Hallenbades sind für den bisherigen Träger Campus Sports wirtschaftlich nur dadurch profitabel, dass die SRH die Miete und Instandhaltung seit Jahren massiv subventioniert."
Der RNZ liegen nun Unterlagen und Informationen vor, die eine andere Sprache sprechen. Von einer "massiven Subventionierung" könne keine Rede sein, heißt es aus den Reihen des Vereins. Und im Bauplan des Architekturbüros aus dem Jahr 2019 ist das Hallenbad eine feste Größe, also keineswegs nur eine "erste Überlegung". "Um im Sportkomplex großzügige Flächen zu schaffen, ist das Schwimmbad im Souterrain verortet", ist nach wie vor im Entwurf auf der Internetseite der Allmann Sattler Wappner Architekten aus München nachzulesen. Überdies hat die SRH Holding dem Verein noch Anfang 2020 einen Vormietvertrag für den Neubau des Sportzentrums inklusive Einfeldsporthalle, Fitnessstudio, Schwimmbad und Sauna vorgelegt.
Im Rahmen einer Delegiertenversammlung hatte Campus Sports dem Vormietvertrag zugestimmt. Und das, obwohl der Vertrag eine massive Erhöhung der Pacht bedeutete. Aktuell zahlt Campus Sports 9000 Euro Pacht an die SRH Holding pro Monat, für den Neubau sah der Vormietvertrag eine Summe von 36.500 Euro pro Monat vor. Der Verein war und ist sich indes sicher, diese Summe stemmen zu können und hatte der SRH Holding eine Kostenkalkulation vorgelegt. Nur hatte die SRH Holding danach offenbar selbst kein Interesse mehr, ihren eigenen Vormietvertrag zu unterschreiben. Zum Vertragsabschluss kam es nie.
Im Rahmen einer Videokonferenz teilte die SRH Holding stattdessen am 23. März 2021 mit, dass das Schwimmbad nicht mehr Teil der Planung sei. Für den Verein Campus Sports, der sich 2005 letztlich nur gegründet hatte, um das Schwimmbad in Wieblingen zu erhalten, war das ein Schlag ins Gesicht. Der RNZ liegen Zahlen aus dem Jahr 2019 vor, aus denen hervorgeht, dass – neben den Mitgliedsbeiträgen – die Schwimmbadvermietung die größte Einnahmequelle des Vereins ist. Ohne Bad ließen sich Angebote wie Turnhalle und Fitnessstudio nicht mehr wirtschaftlich fortführen.
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Auch in der jüngsten Sitzung des Bezirksbeirats Wieblingen am Dienstag war das Schwimmbad Thema. "Es ist nicht nachvollziehbar, weshalb die SRH nach jahrelanger Planung und nach entsprechenden Zusagen an die Öffentlichkeit auf einmal feststellt, dass ein Schwimmbad ein gewisses Investitionsrisiko darstellt", sagte Bezirksbeirat Dennis Röhner (FDP). Mit dem Verlust des Schwimmbads entfiele der seit über 30 Jahren gepflegte Schulschwimmsport in Wieblingen. Rund zehn Schulen nutzen das Bad. Aber die Badschließung beträfe nicht nur die Schüler. Im Wieblingen finden überdies zahlreiche Kinderschwimmkurse statt. Paralympisches Schwimmen, Tauchkurse und Reha-Schwimmen gibt es dort ebenfalls.
Der Bezirksbeirat hat sich nun einstimmig und nachdrücklich für den Erhalt des Bades im Stadtteil ausgesprochen und Unterstützung von der Stadtverwaltung und von Oberbürgermeister Eckart Würzner erbeten.



