"Wir wollen weiter wachsen"
Die Wohnungsbaugesellschaft zieht Bilanz: Neben Neubau und Bestandssanierung nimmt der Klimaschutz großen Stellenwert ein.

Von Olivia Kaiser
Mannheim. Bezahlbarer Wohnraum in Mannheim ist knapp. Dem will die städtische Wohnungsbaugesellschaft GBG entgegenwirken und vergrößert deshalb schon seit einigen Jahren den eigenen Bestand. Gleichzeitig werden vorhandene Wohnungen saniert und Schrottimmobilien aufgekauft. Doch auch Stadtentwicklung und Klimaschutz hat sich die GmbH auf die Fahnen geschrieben. Bei der Bilanzpressekonferenz gab GBG-Geschäftsführer Karl-Heinz Frings am Dienstag einen Überblick über die Aktivitäten des Jahres 2020.
> Bestand: 19.211 Wohnungen befinden sich derzeit im Besitz der GBG. Die durchschnittliche Miethöhe lag 2020 bei 6,78 Euro pro Quadratmeter bei einem Mietspiegel von 8,37 Euro. Die GBG hält zwölf Prozent am Mannheimer Wohnungsmarkt. Laut Frings ein vergleichsweise hoher Wert. "Wir wollen aber weiter wachsen", betont er. "Unser Ziel sind 20.000 Wohnungen." Die wird es wohl auch brauchen, denn laut einer Prognose soll die Einwohnerzahl in den nächsten Jahren um etwa 25.000 zunehmen.
> Neubau: Das angestrebte Wachstum will die GBG vor allem durch Neubauten erreichen. Der Fokus liegt dabei auf bezahlbarem Wohnraum, wie Frings erklärte. Gerade sind im Quartier Franklin 250 Wohnungen fertig geworden. Im Stadtteil Schönau entstehen derzeit Reihenhäuser, um Wohnraum für Familien zu schaffen. Mehrere alte GBG-Wohnhäuser – Teile der Benz-Baracken – im Stadtteil Waldhof wurden abgerissen. An gleicher Stelle sollen 147 neue Wohnungen entstehen. Für den Wohnungsbau hat die GBG im vergangenen Jahr 61 Millionen Euro investiert.
> Sanierung: Mehr als 50 Prozent der vorhandenen GBG-Wohnungen stammen aus den 1950er- und 1960er-Jahren. Dementsprechend sei die Bausubstanz oft von geringer Qualität, die Grundschnitte der Wohneinheiten nicht mehr zeitgemäß. Deshalb modernisiert die GBG kontinuierlich ihren Bestand. Dabei geht es um die Sanierung der Bäder, Modernisierung der Technik und den Rückbau von Barrieren wie Treppen und Schwellen. Eine offizielle Barrierefreiheit könne meist nicht erreicht werden, so der GBG-Chef. "Doch schon erweiterte Türrahmen helfen unseren mobilitätseingeschränkten Mietern." 74 Millionen Euro habe man 2020 in Modernisierung und Instandsetzung investiert", bilanziert Karl-Heinz Frings. Dabei greife man so oft wie möglich auf Fördermittel zurück, um die Mieten stabil halten zu können.
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> Stadtentwicklung: Vor allem im Jungbusch und der Neckarstadt-West engagiert sich die GBG seit einigen Jahren. Seit 2018 hat die Wohnungsbaugesellschaft in den beiden Vierteln und den angrenzenden Quadraten 20 Objekte erworben – darunter Schrottimmobilien wie die Beilstraße 19 im Jungbusch, die von Grund auf saniert wurde. So soll neuer günstiger Wohnraum entstehen und die Quartiere aufgewertet werden. Das Gebäude Hafenstraße 66 wurde abgerissen. Der Neubau ist kurz vor der Fertigstellung. In H 7 erwarb man die Räume der ehemaligen Bankfiliale. Dort öffnete 2020 die Prince House Gallery. Das Haus Ecke Mittelstraße und Jean-Becker-Straße in der Neckarstadt-West wird derzeit saniert, im Erdgeschoss, wo sich früher ein Wettbüro befand, öffnete bereits ein Projektbüro der GBG. Auch eine Marktkauf-Filiale soll dort einziehen. In der Mittelstraße 40 renovierte die GBG den Bürgerservice und die Stadtteil-Bibliothek. Neustes Projekt ist der Umbau des Gebäudes Beilstraße 15.
> Klimawende: Ein Schwerpunkt bei den Bestandsmodernisierungen ist die energetische Sanierung, um den CO2-Ausstoß zu senken. Um die Nutzung erneuerbarer Energien auszubauen, werde bei Bestandssanierungen jetzt stets geprüft, ob eine Fotovoltaik-Anlage auf dem Dach installiert werden kann, erläutert Frings. "Oft ist das machbar und wirtschaftlich." Die Mieter nehmen das gern an, denn so nutzen sie nicht nur lokal produzierte nachhaltige Energie, sondern sparen auch. "Der Preis bei diesen Mieterstrommodellen muss per Gesetz zehn Prozent unterhalb des normalen Strompreises liegen", erläutert er. "Bei uns sind es 15 Prozent."
> Kindertagesstätten und Schulen: 16 Kindertagesstätten (Kitas) hat die GBG bereits für die Stadt errichtet. Drei Einrichtungen in der City, auf der Hochstätt und in der Neckarstadt wurden 2020 fertiggestellt. Vier weitere befinden sich in der Planungsphase. Die Tochtergesellschaft BBS ist für die Schulsanierungen verantwortlich. Für 124 Millionen Euro saniert Mannheim derzeit seine Schulgebäude. 24 Millionen Euro kommen vom Bund, dafür muss das Projekt Ende 2022 abgeschlossen sein. Auch bei der Digitalisierung der Schulen mischt die BBS mit: Datenleitungen werden verlegt, Datenschränke erweitert oder neu aufgestellt. Ziel sei es, so der GBG-Chef, dass in jedem Klassenzimmer digital gearbeitet werden kann. Sukzessive sollen die Schulen so internetfit gemacht werden.
> Finanzen: Mit den Neubauten und den Sanierungen steigen auch die Vermögenswerte. So hat die GBG zum Jahresende erstmals die Bilanzsumme von einer Milliarde Euro überschritten. Die Finanzierung von Projekten sei kein Problem, man nutze unter anderem Kredite und Fördergelder. Mehr Geld von städtischer Seite sei laut Frings nicht nötig. Hemmschuh bei den Immobilienankäufen seien die hohen Preise. Man würde gern mehr Immobilien in der Neckarstadt oder dem Jungbusch erwerben, aber eben nicht zu jedem Preis: "Die Mieten sollen schließlich bezahlbar bleiben."



