"Boulevard Bou" kritisiert Heidelberger "Lust4Live"-Festival
Ein Kultursommer ohne Jugendliche? Gemeinderäte: "Lust4Live" spricht junge Menschen nicht an. OB Würzner hält dagegen: "Für alle etwas dabei".

Heidelberg. (dns) Es ist ein riesiges Kulturfestival mit Bühnenprogramm fast überall in der Stadt. Doch wurden die Jugendlichen, die in 16 Monaten Pandemie so viele Entbehrungen auf sich nehmen mussten, bei der Planung von "Lust4Live" vergessen? Das wirft nicht nur der Heidelberger Musiker und DJ Bülent Teztiker – besser kannt als "Boulevard Bou" – den Organisatoren vor. Auch einige Stadträte im Haupt- und Finanzausschuss, kritisierten, dass sich die Angebote nur an eine gewisse Klientel richte.
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Teztiker hatte bereits am Mittwochmittag seinen Ärger bei Facebook kundgetan: "Ach Heidelberg. Seit Monaten gibt es Probleme mit jungen Menschen, die nicht wissen wo sie sich treffen und ein wenig feiern sollen, und ihr stellt ein ,Lust4Live Festival’ auf die Beine das wenig bis gar kein Angebot für diese Klientel bereitstellt?", schrieb er in dem sozialen Medium. "Waren 500.000 Euro Fördergelder nicht genug, um denen auch mal ein Angebot zu machen, die sich seit 16 Monaten solidarisch zurückhalten?"
Als es im Ausschuss um den richtigen Umgang mit den Krawallen auf der Neckarwiese ging, stießen mehrere Stadträte in dasselbe Horn. Zwar sei man froh, dass es dieses Festival gebe und man den Bürgerinnen und Bürgern endlich wieder etwas bieten könne, aber: "Die Jugendlichen gehen da nicht hin. Da gehe ja nicht mal ich hin – und ich habe Germanistik studiert und bin kulturell interessiert", kritisierte etwa Marilena Geugjes (Grüne) – mit 29 Jahren eine der Jüngsten im Stadtrat. Ihr Fraktionskollege Felix Grädler, der in der Halle 02 selbst Partys für junge Menschen organisiert, erklärte ebenfalls, dass Freddy Wonder zwar ein guter Musiker sei, aber: "Für Jugendliche ist das auch nichts." Auch Sören Michelsburg (SPD) gestand ein: "Lust4Live ist nicht für Unter-25-Jährige. Das ist klar." Noch deutlicher wurde Björn Leuzinger ("Die Partei"): "Wir haben einen Kultursommer, aber ich weiß nicht, wo die Jugendlichen geblieben sind bei diesem Angebot." Er vermisse etwa DJs oder Musiker, die auch bei jüngeren Menschen beliebt sind. In Richtung von OB Würzner sagte er: "Das Problem ist, dass Sie denken, Sie wüssten, was die Jugendlichen wollen."
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Der wollte die Kritik so aber nicht stehen lassen. Die Stadt habe das Programm bewusst mit anderen Akteuren gemeinsam erstellt – etwa mit dem Karlstorbahnhof, der auch bei jungen Menschen beliebt sei. "Das ist ein ganz breites Angebot, da ist für alle etwas dabei", so das Stadtoberhaupt.



