Mit 32 Sachen in der Tempo-10-Zone geblitzt
Ordnungsamt legt Messstellenstatistik vor - Spitzenreiter mit 64 km/h in der Fridola - Überschreitungen rückläufig

Von Peter Bayer
Eberbach. Am Donnerstagabend legte Bärbel Preißendörfer dem Gemeinderat die Messstellenstatistik für das Jahr 2020 vor. Bei 29 Messtagen mussten 2340 Verwarnungs bzw. Bußgeldverfahren eingeleitet werden. Die Gesamteinnahmen belaufen sich auf 53.888 Euro.
Die höchsten Geschwindigkeitsüberschreitungen in den 30er-Zonen gab es in der Friedrichsdorfer Landstraße (Fridola), wo am häufigsten, an 21 Tagen, kontrolliert wurde. Hier wurden Verkehrsteilnehmer an drei verschiedenen Tagen mit 63, 64 bzw. 62 Stundenkilometern geblitzt – waren also mehr als doppelt so schnell wie erlaubt. Sie wurden mit je 160 Euro zur Kasse gebeten, zusätzlich gab es ein einmonatiges Fahrverbot. Mehr als drei Mal so schnell wie die erlaubten 10 km/h fuhr in den Morgenstunden des 21. Juni ein Verkehrsteilnehmer durch die Bahnhofstraße. Dass in der Zwingerstraße bei der Dr-Weiß-Schule ebenfalls nur zehn Stundenkilometer erlaubt sind, ignorierte ein Fahrzeuglenker, der am 24. Juli zur Zeit des Schulbeginns mit 32 "Sachen" durchfuhr. Dafür gibt’s laut Bußgeldkatalog 80 Euro.
Insgesamt so Preißendörfer gab es jedoch einen Rückgang an Verstößen zu verzeichnen. So wurden pro Stunde im Schnitt 10,1 Fahrzeuge geblitzt, ein Jahr zuvor waren es noch 11,3.
Dr. Dietmar Polzin (Freie Wähler) regte an, die eine oder andere Messstelle auszubauen. Angesichts von 37 Seiten Statistik schlug er vor, die Ergebnisse "knackig mit Änderungen zum Vorjahr zusammenzufassen". Er stellte auch die Grundsatzfrage "wie wollen wir den innerstädtischen Verkehr gestalten?" Es brauche ein Gesamtkonzept mit Radwegen und öffentlichem Personennahverkehr.
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Angesichts der auffallend prozentual meisten Überschreitungen in der Friedrichsdorfer Landstraße regte Klaus Eiermann (SPD) an, von den fünf beantragten Messgeräten zwei in dieser Straße aufzustellen. Zu den angesprochenen fest installierten Blitzern, merkte Bürgermeister Peter Reichert an, dass man sich genau überlegen müsse, wo diese stehen. Eine Alternative wären Blitzanhänger, die für vier Wochen 10.000 Euro kosten. Bei einem festen Blitzer spreche man von 120.000 Euro. Eiermann regte darauf an, ob man nicht im Zuge der Kanalsanierung Umbaumaßnahmen vornehmen könne.
Da die Friedrichsdorfer Landstraße breit, gerade und lang sei, lade sie zum schnellen Fahren ein, so Peter Stumpf (AGL). Vielleicht sollte man sie doch umbauen, da die Einhaltung von Tempo 30 wichtig sei. Patrick Schottmüller (Freie Wähler) pflichtete dem im Prinzip bei, bei Staus seien solche Maßnahmen für Rettungsfahrzeuge aber kontraproduktiv. Peter Wessely (Freie Wähler) bezeichnete Kontrollen an Kindergärten und Schulen zu gefährlichen Zeiten als "kein Raubrittertum" und sprach sich für eine Ausweitung der Kontrollen aus. Rolf Schieck (SPD) erinnerte an die Friedrichstraße, wo bei Tempo 10 geblitzt wurde und die Tempoüberschreitungen zurückgegangen wären. "Die Leute gewöhnen sich daran."
"Verkehrssicherheit ist eine vielschichtige Arbeit", so Parick Joho (CDU). Mobile oder feste Blitzer würden wenig bringen. Er regte an, auf Beschwerden der Bürger einzugehen und mittelfristig Messstellen flexibler zu legen, auch wenn dies Geld koste.
Ralf Lutzki (Freie Wähler) sprach die Situation in der Ortsdurchfahrt Pleutersbach an. Von Allemühl kommend, seien die Autos so schnell unterwegs, dass man sich oft nicht traue, beim parkenden Auto die Tür aufzumachen.
Geringere Fahrzeug-Geschwindigkeiten führen zu einem geringeren Kraftstoffverbrauch und dadurch zur Abnahme der CO2-Emissionen, Im Folgeschluss führt daher eine überhöhte Geschwindigkeit zu höheren CO2-Emissionen. Schon aus klimarelevanter Sicht ist daher zu schnelles Fahren zu kritisieren und bei entsprechender Überschreitung auch finanziell zu ahnden. Mit Geschwindigkeitsmessungen würden die Fahrzeugführer zusätzlich daran "erinnert", innerorts die vorgeschriebenen 30er-Zonen zu beachten. Diese Ausführungen des Ordnungsamts zur Klimarelevanz bezeichnete AGL-Stadtrat Lothar Jost als erfreulichen Nebenaspekt.