Masterplan Neuenheimer Feld

Soll der Heidelberger Gemeinderat ausgehebelt werden?

Das "Bündnis Bürgerbeteiligung" wirft den Masterplan-Projektträgern vor, am Gemeinderat und der Bürgerbeteiligung vorbeizuarbeiten.

31.05.2021 UPDATE: 01.06.2021 06:00 Uhr 1 Minute, 49 Sekunden

Das Neuenheimer Feld. Archivfoto: Kay Sommer

Heidelberg. (hob) Gärtner, Naturschützer sowie Vertreter der Stadtteile Neuenheim, Wieblingen und Bergheim – sie alle haben sich vor Jahren zum Bündnis Bürgerbeteiligung zusammengeschlossen und bringen sich in den Prozess um den Masterplan für das Neuenheimer Feld ein. Nun äußern sie Kritik an den Projektträgern von Stadt, Land und Universität. Der Vorwurf: Diese versuchten ihre Vorstellungen von der Zukunft des Neuenheimer und Handschuhsheimer Feldes durch die Hintertür umzusetzen – und damit am Gemeinderat und der Bürgerbeteiligung vorbei.

In der aktuellen Konsolidierungsphase sollen die beiden Planungsteams Astoc und Höger konkurrierende Entwürfe für die Zukunft des Campus vorlegen. So hat es der Gemeinderat in seiner letzten Sitzung vor der Sommerpause 2020 beschlossen. Zugleich machten die Stadträte den Planern konkrete Vorgaben. Was den Verkehr angeht, sollen zum Beispiel eine Seilbahn von einem Park & Ride-Platz an der S-Bahnstation Pfaffengrund/Wieblingen über den SRH-Campus in Wieblingen ins Neuenheimer Feld und eine mögliche Fuß- und Radbrücke mit Anbindung an den S-Bahnhof-Wieblingen und den Radschnellweg Mannheim-Heidelberg geprüft werden. Was den Hühnerstein angeht, entschied der Gemeinderat, dass er erst bebaut werden dürfe, wenn die Potenziale innerhalb des bisherigen Campus weitgehend ausgeschöpft sind. Nun fürchten die Bündnis-Partner, dass dieser Gemeinderatsbeschluss ausgehebelt werden könnte.

Grund für diese Annahme ist, dass Stadt, Land und Universität den Planungsteams konkrete Vorgaben machen und dies in einem "Leistungsbild" für den vorzulegenden Entwurf definieren. "Diese ,Leistungsbeschreibung’ war dem Gemeinderat aber, anders als im bisherigen Masterplanverfahren, weder vorgelegt worden, noch konnte er sie diskutieren, ändern oder beschließen", kritisieren die Bündnispartner. Sowohl Astoc als auch Höger werden von den Projektträgern unter anderem dazu verpflichtet, einen städtebaulichen Entwurf für die Bebauung des Hühnersteins vorzulegen und einen Plan für seine verkehrliche Erschließung zu präsentieren. Dabei kam Kerstin Höger in ihren bisherigen Plänen auch ohne eine Bebauung des umstrittenen Gebietes aus.

"Die Hinweise auf Berücksichtigung und möglichen Erhalt von Biotopen, Grünflächen und Bäumen verhindern ihre Zerstörung nicht", schreibt das Bündnis in einer Pressemitteilung. Entwurfsplanungen für den Hühnerstein würden in hohem Maße in die bestehende schützenswerte Umwelt eingreifen. Auch der Ausbau des Klausenpfades, der bislang das Neuenheimer vom Handschuhsheimer Feld abgrenzt, hätte die Folge, dass erhaltenswerte Bäume gefällt werden müssten.

Die Bündnispartner kritisieren noch eine ganze Reihe von weiteren Anforderungen an die Entwurfsplanungen, die im "Leistungsbild" festgeschrieben sind – unter anderem geht es darum, dass in ihren Augen zu viele und zu günstige Parkplätze auf dem Campus angeboten werden sollen. "Es wäre der korrekte Weg, wenn die Konsolidierungsphase unterbrochen wird und das Leistungsbild erst einmal in den Bezirksbeiräten und im Gemeinderat diskutiert wird", fordert Bündnis-Sprecherin Birgit Müller-Reiss. Der Hühnerstein, sollte erst überplant werden, wenn er auch wirklich gebraucht werde. Die Befürchtung: Wenn jetzt schon mögliche Nutzungen festgelegt werden, wird es auch definitiv so kommen.

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