"Wir freuen uns extrem"
Die meisten Wirte in Buchen warten mit dem Neustart aber bis nach Pfingsten.

Von Tanja Radan und Rüdiger Busch
Buchen. Fast sieben Monate mussten die Gastronomen im Neckar-Odenwald-Kreis warten, bis sie wieder Gäste empfangen dürfen. Am 1. November hatten sich die Türen der Gasthäuser im Land geschlossen – damals eigentlich nur für den Wellenbrecher-Lockdown bis Weihnachten. Es kam anders: Wenn die Restaurants und Cafés – weiterhin eine Inzidenz unter 100 vorausgesetzt – am Pfingstsonntag wieder öffnen dürfen, sind keine 40 oder 60 Tage vergangen, wie man damals, Ende Oktober, glaubte, sondern es werden exakt 203 sein. Und dennoch werden die meisten Wirte mit der Öffnung sogar noch einige Tage oder Wochen warten, wie eine Umfrage in Buchener Gaststätten ergeben hat.

"Es war an der Zeit", so kommentiert Jens Jaegle vom Hotel-Restaurant "Prinz Carl" die Öffnung der Gastronomie. Am liebsten würden sie sofort – also an Pfingsten – loslegen. Aber die Vernunft lässt sie noch einige Tage länger warten: "Wir werden am Mittwoch starten", verrät Karin Jaegle. Der Respekt vor den organisatorischen Herausforderungen der Corona-Vorgaben in Verbindung mit dem Kaltstart nach so langer Pause habe zu dieser Entscheidung geführt: "Wir möchten ja schließlich, dass die Gäste zufrieden nach Hause gehen!" Anders als zuletzt beispielsweise in anderen Städten, wo der Ansturm nach der Wiedereröffnung teilweise zu chaotischen Zuständen geführt habe.
Wie groß die Herausforderungen sind, die auf die Wirte zukommen, habe sie gerade erst bei einem Online-Seminar des Hotel- und Gaststättenverbandes erlebt. Wie viele Gäste dürfen ins Restaurant? Wer darf an einem Tisch sitzen? Werden Geimpfte mitgezählt? Fragen über Fragen. "Theoretisch bräuchten wir einen hauptamtlichen Corona-Beauftragten", sagt Jens Jaegle lächelnd. Praktisch übernehmen die Chefs diese Aufgabe. "Wir freuen uns aber extrem", ergänzt Karin Jaegle.
Ähnlich sieht es einen Steinwurf weiter aus: "Wir freuen uns, dass es wieder losgeht", sagt Alexandra Vogt vom Gasthaus "Zur Sonne" in Buchen. "Es ist aber auch Zeit geworden, denn der Kontakt zu den Gästen fehlt, und auch der Trubel und der Stress." Über Pfingsten öffnet die "Sonne" aber nicht: "Das war uns zu kurzfristig!" Sofern es die Werte zulassen, wird in dem beliebten Gasthaus in der Innenstadt ab Dienstag wieder bewirtet. Alexandra Vogt hofft, dass die Gäste dann auch wieder in Scharen strömen werden. Und sie hofft auf Wetterbesserung, da sie davon ausgeht, dass viele Gäste lieber außen als innen sitzen werden. "Wir haben deshalb auch neue Tische und Stühle für außen bestellt", sagt die Wirtin. Acht Tische werden den Gästen dann außen zur Verfügung stehen.
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Voraussichtlich bis Mitte Juni möchte die Familie Bechtold vom Gasthaus "Zur Wanderlust" in Hettingen mit der Öffnung warten. Der Grund: Die Vorgaben (ein Gast pro 2,5 Quadratmeter) ließen aufgrund des begrenzten Platzes in ihrem Gastraum derzeit keinen vernünftigen Betrieb zu. Deshalb setzen sie darauf, dass Mitte Juni weitere Lockerungen greifen. Eine Öffnung des Biergartens wäre aktuell auch nicht die Lösung, erklärt Tanja Bechtold: "Dort könnten wir aufgrund des geforderten Abstandes nur vier von acht Tischen nutzen." Angesichts des großen Aufwands – Impfnachweise, Testnachweise, Genesenennachweis – möchten die Bechtolds lieber noch etwas abwarten.
Auch Familie Gutekunst, die in Eberstadt die "Seeterrasse" betreibt, wird noch abwarten. "Wir wollen auf der sicheren Seite sein", sagt Beate Gutekunst. Der Hintergrund ist, dass Gäste laut Corona-Verordnung nur mit negativem Schnelltest, der von einer Teststation durchgeführt wurde, vollständiger Impfung oder nachgewiesener Genesung kommen dürfen. "Wir fragen uns, inwiefern die Gäste das annehmen werden und warten deshalb noch ab." Aktuell ist geplant, am 5. Juni zu öffnen.
Das Buchener Restaurant "Reichsadler" wird am Sonntag ebenfalls noch nicht öffnen – aber aus anderen Gründen: "Wir sind gerade dabei, unsere Terrasse komplett umzubauen", berichtet Christian Reinhardt. Auf der Terrasse werden dann bald rund 100 Personen sitzen können. Auch ein Ausschank ist geplant. "Wir gehen davon aus, dass die Gäste die Terrasse in der aktuellen Situation sehr gut annehmen werden", so Reinhardt. Der Wirt plant, den "Reichsadler" am 5. Juni zu öffnen. Die Terrasse wird dann noch nicht komplett fertig sein. "Aber die Gäste werden draußen sitzen und sich wohlfühlen können."
Zu den Gastronomen, die am Sonntag gleich loslegen werden, gehört Christian Ullmer, der das Bistro "Waldeck" in Buchen betreibt. "Ich kann meine Gäste kaum noch vertrösten", freut er sich. Auch die große "Waldeck"-Terrasse wird natürlich geöffnet. Dort werden dann rund 80 Personen im Freien sitzen können. "Die Terrasse ist den Gästen sehr wichtig. Es gibt auch Gäste, die momentan grundsätzlich nicht in Innenräumen sitzen möchten", berichtet der Bistro-Inhaber.
Die "Löwen"-Wirte freuen sich ebenfalls sehr darauf, ihre Gäste wieder begrüßen zu dürfen. Sie öffnen am Dienstag. "Wir sind gerade am Vorbereiten und dabei, Waren und Wein zu bestellen", sagt Lukas Gauer. Da im Innenraum des "Löwen" aktuell aufgrund der Auflagen nur 26 Personen sitzen dürfen, empfehlen die Wirte eine Reservierung. "Das ist jedoch kein Muss", sagt Lukas Gauer. Im "Löwen" kommt ab Dienstag auch die "Luca"-App zum Einsatz. Es ist jedoch weiterhin möglich, seine Kontaktdaten handschriftlich zu hinterlassen.



