Marriott-Hotel Heidelberg

Roland Ernst will die Stadträte überzeugen

Nach dem Nein des Bauausschusses schreibt der Projektentwickler an die Mitglieder des Gemeinderates. Die Entscheidung soll am Donnerstag fallen.

17.05.2021 UPDATE: 22.06.2021 20:30 Uhr 2 Minuten, 38 Sekunden
Das Heidelberger Marriott-Hotel in der Vangerowstraße. Foto: Philipp Rothe

Von Holger Buchwald

Heidelberg. Roland Ernst gibt nicht auf: Mit Briefen an Oberbürgermeister Eckart Würzner und die Heidelberger Stadträte versucht der bekannte Projektentwickler, den von ihm geplanten Erweiterungsbau für das Marriott-Hotel vor der entscheidenden Gemeinderatssitzung an diesem Donnerstag doch noch zu retten. Nachdem Würzner dieses Hotelprojekt im März als "Fehlinvestition" bezeichnet hatte, sprach sich der Bauausschuss dafür aus, den Bebauungsplanbeschluss vom Dezember 2015 nach fast sechs Jahren aufzuheben.

In das Bestandsgebäude am Bergheimer Neckarufer müssten die Marriott-Gruppe und die Eigentümergesellschaft laut Ernst rund zehn Millionen Euro investieren. Der Mietvertrag läuft 2026 aus. Markus Lehnert von Marriott habe in Aussicht gestellt, bereits jetzt diesen Vertrag um weitere 20 Jahre zu verlängern, sollte der Gemeinderat dem Neubau auf einer Teilfläche des Penta-Parks zustimmen. "Marriott sichert damit auch eine beträchtliche Zahl an Arbeitsplätzen", schreibt Ernst an den Gemeinderat. Und er verweist in dem Brief auch auf den besonderen Charakter des Projekts.

Marriott plant in dem Erweiterungsbau nämlich nicht etwa ein herkömmliches Hotel, sondern ein "Residence Inn", eine Unterkunft für Langzeitgäste mit 160 Zimmern und integrierter Küchenzeile. "Es ist ein Angebot für solche Gäste, die sich ansonsten eine Unterkunft über Airbnb oder andere Dienstleister suchen", so Ernst: "Somit handelt es sich um ein Angebot im Sinne der städtischen Wohnungspolitik." Will heißen: Kommt die Marriott-Erweiterung werden weniger Privatwohnungen für touristische Zwecke missbraucht.

Ernst verweist auch darauf, dass seine Projektentwicklungsgesellschaft immer auf die Wünsche des Gemeinderats eingegangen sei. Bedenken, dass Bergheim-West mit dem Neubau die Frischluftzufuhr abgeschnürt werde, seien unbegründet. Das gebe das Klimagutachten von 2015 nicht her. "Ich möchte Sie deshalb bitten, nicht den Eindruck der Willkür und der Beliebigkeit zu hinterlassen", fordert Ernst von den Stadträten. Bei der Umsetzung der Pläne im Detail sei der Projektentwickler gerne zu weiteren Gesprächen bereit.

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An Würzner gewandt kündigte Ernst der Stadt eine Schadenersatzklage an, sollte der Gemeinderat sich nicht doch noch einmal umentscheiden. "Ich habe es ausgerechnet: Wir haben bereits 1,6 Millionen Euro in die Planungen investiert", sagte Ernst auf Anfrage der RNZ. Die wolle er nicht nur wiederhaben, Heidelberg entgingen bei einem "Nein" zum Marriotneubau 2,95 Millionen Euro – der Kaufpreis für das Grundstück und weitere 400 000 Euro als Zuwendung für die Aufwertung des Neckarufers. Etwas anderes könne die Stadt mit dem Penta-Park ohnehin nicht anfangen. Denn im Untergrund betreibt Ernst schon jetzt eine Tiefgarage. Der Erbpachtvertrag dafür läuft noch weitere 75 Jahre.

Update: Dienstag, 22. Juni 2021, 20.39 Uhr


Würzner bleibt beim Nein zur Hotelerweiterung

Heidelberg. (hob) "Ich kann die emotionalen Äußerungen verstehen" – mit diesen Worten reagiert Oberbürgermeister Eckart Würzner auf die harsche Kritik des Baulöwen Roland Ernst an seiner Person. Seit acht Jahren arbeitet der Projektentwickler zusammen mit den SSV Architekten an der Erweiterung des Marriott-Hotels am Neckar. Nachdem Würzner diese im März öffentlich als "Fehlinvestition" bezeichnet und davor gewarnt hatte, man dürfe den Heidelberger Hotelmarkt nicht überhitzen, sprach sich der Bauausschuss des Gemeinderates gegen das Vorhaben aus. Ernst sagte daraufhin gegenüber der RNZ, der OB habe dem Projekt den "Todesstoß" versetzt, er könne Würzner nicht mehr sehen und trete deshalb aus dem Heidelberg Club International aus.

Liegen im Clinch: Roland Ernst und OB Eckart Würzner (v.l.). Foto: Hentschel/Rothe

Der Bebauungsplanbeschluss, den der Gemeinderat nun auf Vorschlag des Bauausschusses aufheben soll, stammt vom Dezember 2015. Bis dahin hatte Ernst einige Male auf ausdrücklichen Wunsch des Gemeinderates umgeplant, es gab einen Fassadenwettbewerb, der Projektentwickler sagte eine öffentliche Neckarpromenade und eine Aufwertung des Penta-Parks zu. "In der Zwischenzeit sind aber sehr viele weitere Hotelbetten in Heidelberg dazugekommen, gegen die wir planungsrechtlich nichts unternehmen konnten", begründet Würzner seine Ablehnung für das Marriott-Vorhaben. Und in all den Jahren habe er auch nicht den Eindruck gehabt, dass die Hotelgruppe das Projekt mit Hochdruck verfolgt. Am 8. April hatte Marriott in einem Schreiben an "Heidelberg Marketing"-Chef Mathias Schiemer aber für das geplante "Residence Inn" für Langzeitgäste geworben und einen Verbleib in Heidelberg davon abhängig gemacht.

Ort des Geschehens

"Das Thema Verlässlichkeit ist in der Politik ein hohes Gut", gibt Würzner zu. Wenn der Bebauungsplanbeschluss aufgehoben werde, müsse man mit Entschädigungszahlen rechnen. Roland Ernst sagte dazu am Montag auf Nachfrage, dass dies teurer werden könnte als von der Stadt bisher gedacht: "Wir schätzen unsere bisherigen Investitionen auf 1,6 Millionen Euro."

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