Krebsbachtalbahn Neckarbischofsheim

Gemächliches Pendeln durch Gärten und Höfe

Der Saisonauftakt der historischen Bahn verlief so planmäßig, wie es nur ging. 330 Gäste waren am Maifeiertag unterwegs.

02.05.2021 UPDATE: 03.05.2021 06:00 Uhr 2 Minuten, 12 Sekunden
Beschauliches Reisen mit dem Roten Flitzer. Foto: Christiane Barth

Von Christiane Barth

Neckarbischofsheim. Es zischt, die Türen sind offen, eine junge Familie hat es sich am Fenster gemütlich gemacht. Ausflug in die Region. Mal was anderes. Ramona Rotengaß aus Mudau hat sich mit ihrem Mann und ihrem Sohn auf die Fahrt mit der historischen Krebsbachtalbahn gefreut. Mundschutzpflicht, Einbahnregelung und Abstandsvorschriften hin oder her: Der Auftakt des Ausflugverkehrs auf der Schienenstrecke der Schmalspurbahn ist auch im zweiten Corona-Jahr für viele ein Höhepunkt. "Wir haben uns ganz spontan dazu entschlossen", schildert Rotengaß, was sie zu einem Feiertagsausflug zum Bahnsteig Neckarbischofsheim-Nord motiviert hat.

Auf der Suche nach einer Unternehmung, die trotz Lockdown und Hygienevorschriften möglich ist, sei sie auf den Ausflugsverkehr mit dem Roten Flitzer gestoßen. "Ich habe im Internet einen Post vom Landratsamt entdeckt." Dieser habe sofort ihr Interesse geweckt und sie lud sich gleich mehrere Werbeprospekte herunter, darunter auch jenes des Fördervereins Krebsbachtalbahn. "Mal was anderes", dachte sich Rotengaß.

Das Paar aus Hilsbach mit ihrem Enkelkind hat die Zeitreise am Maifeiertag genossen.  Foto: Christiane Barth

Kurz entschlossen machte sich die Familie auf den Weg, mit dem "Uerdinger Triebwagen" zwischen Neckarbischofsheim-Nord und Hüffenhardt eine Zeitreise zu erleben. Die Corona-Regeln, die im Roten Flitzer ebenso gelten wie im öffentlichen Personennahverkehr, haben die junge Mutter nicht abgeschreckt: "Nur wenn wir einen Schnelltest hätten vorlegen müssen, um mitfahren zu dürfen, wäre es wohl schwierig geworden", meint sie.

Was sie nun bei der Fahrt mit dem historischen "Bähnle" erwartet? Es sind keine großen Sensationen, die sich die Fahrgäste wünschen. "Einfach mal so zum Gucken", beschreibt Rotengaß ihre Erwartungshaltung, die der Fahrt mit dem Bummelzug völlig gerecht wird. Ein Ehepaar aus Hilsbach sitzt mit Enkelkind zwei Sitzreihen weiter, Abstand dazwischen gibt es reichlich. Die Corona-Lage ist auch für die älteren Fahrgäste kein Hinderungsgrund, in den Roten Flitzer zu steigen. "Anstecken kann man sich ja überall", meint der Großvater.

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Schaffner Frank Czogalla ist zufrieden mit dem ersten Fahrtag der Saison: "Lief alles reibungslos, alles planmäßig." Beim Pendeln zwischen den Ortschaften sei der Zug meist gut besetzt gewesen, vorwiegend in der ersten Tageshälfte. Im Motorwagen werden auch Getränke in Flaschen verkauft.

Interessant ist der historische Schienenbus auch für Radler. Denn er zählt als "Krebsbachtaler Radexpress" zu einem Netzwerk des öffentlichen Nahverkehrs für den Fahrradtransport auf den Nebenbahnen und wird im Rahmen der "Radexpress"-Kampagne auch gesondert beworben. "Das wird auch sehr gut genutzt", weiß Hans-Joachim Vogt, Vorsitzender des Fördervereins Krebsbachtalbahn, zum Angebot. So seien im vergangenen Jahr rund 110 Fahrräder während der Saison auf der Krebsbachtalbahn transportiert worden.

Der Uerdinger Schienenbus pendelt noch bis 10. Oktober an Sonn- und Feiertagen auf der Strecke zwischen Neckarbischofsheim-Nord, der Haltestelle in der Stadt und weiter zwischen Helmhof, Untergimpern, Obergimpern, Siegelsbach und Hüffenhardt, vom nördlichen Ausläufer des Kraichgaus bis zum vorderen Odenwald – vorbei an Vorgärten, Hinterhöfen, Schrebergärten und Waldsäumen. 17 Kilometer misst die Strecke entlang des Krebsbachtals, die eine etwas andere Perspektive auf die Region gewährt – weg von reiner Funktionalität, Aktivität und Modernität, hin zu einem Schleifenlassen der Zeit.

Dennoch war der Saisonauftakt nicht so gut besucht wie in "normalen" Jahren – aber auch bei Weitem nicht ganz schlecht: "Wir hatten schon mehr Fahrgäste am Maifeiertag", gesteht Vogt. Aber der Förderverein sei auch in der zwölften Fahrsaison zufrieden mit dem Start. 330 Gäste waren diesmal eingestiegen.

Der Betrieb der Bahn ist jedes Jahr aufs Neue ein Kraftakt und eine Kooperation von der Erms-Neckar-Bahn AG als Betreiber der Strecke, dem Verkehrsverbund Rhein-Neckar, den Landkreisen Heilbronn, Neckar-Odenwald und Rhein-Neckar, den Kommunen Waibstadt, Neckarbischofsheim, Bad Rappenau, Obergimpern, Siegelsbach und Hüffenhardt sowie dem Förderverein Krebsbachtalbahn.

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