Am Sonntag gibt es ein historisches Bahnerlebnis
Nach längerer Pause fährt wieder ein historischer Dampfzug auf der Krebsbachtalbahn

Siegelsbach/Neckarbischofsheim. (rnz) Rund 76 Tonnen schwer, 790 PS stark, 90 Stundenkilometer schnell und fast 13 Meter lang – das sind die technischen Daten der Dampflok, die am Sonntag, 26. Juli, auf der Krebsbachtalbahn fahren wird, denn nach einigen Jahren Pause ist es dem Förderverein Krebsbachtalbahn wieder gelungen, den Einwohnern der Region eine besondere Dampfzug-Attraktion zu bieten.
In Zusammenarbeit mit dem Verein Ulmer Eisenbahnfreunde – Lokalbahn Amstetten-Gerstetten gibt es am kommenden Sonntag neben dem "Roten Flitzer" auch eine Dampflok der Baureihe 75 zu bestaunen. Sie wurde im Jahr 1921 in Karlsruhe gebaut und war bis 1967 bei der Deutschen Bundesbahn im Einsatz. Von der badischen VIc wurden von der Maschinenbaugesellschaft Karlsruhe zwischen 1914 und 1921 insgesamt 135 Stück gebaut. Die sehr leistungsfähigen und universell einsetzbaren Tenderloks waren auch außerhalb Badens im Einsatz, beispielsweise bei der Berliner S-Bahn und in Mecklenburg.
Nach dem Zweiten Weltkrieg kamen 66 dieser Lokomotiven zur Bundesbahn, wo sie unter anderem bei den Betriebswerken Freiburg, Offenburg, Radolfzell, Singen, Waldshut, Karlsruhe und Villingen beheimatet waren. Im Jahr 1967 schied die 75.1118, so lautet die offizielle Bezeichnung der Dampflok, als letzte ihrer Gattung aus dem Betriebsbestand und wurde an die Technische Hochschule Karlsruhe abgegeben. Die Hochschule stellte die Lok schließlich den Ulmer Eisenbahnfreunden zur Verfügung.
Nach der umfangreichen Aufarbeitung absolvierte sie im Juni 1988 die Jungfernfahrt auf der Albtalbahn-Strecke nach Marxzell. Bestückt ist der Zug stilecht mit sogenannten Donnerbüchsen – das sind keine Gerätschaften zum Schießen, sondern Personenwagen aus der Zeit um 1921 und Spantenwagen von 1958 bis 1961.
Um 10.32 Uhr führt am Sonntag nun die erste Fahrt der Lok vom Bahnhof Hüffenhardt über Siegelsbach nach Neckarbischofsheim Nord. Von dort geht es um 12 Uhr zurück nach Hüffenhardt. Interessant wird das Rangiermanöver der 75.1118, die in Hüffenhardt vom einen Ende des Zuges an das andere umsetzen muss. Wenn das erfolgreich bewerkstelligt und Wasser gefasst ist, geht die letzte Fahrt um 14.32 Uhr von Hüffenhardt nach Neckarbischofsheim Nord.
Für den Dampfzug gelten als Sonderfahrt auch besondere Fahrpreise. Fahrausweise der Deutschen Bahn und des VRN gelten nicht. Die einfache Fahrkarte kostet für einen Erwachsenen zehn Euro, die Hin- und Rückfahrkarte kostet 15 Euro; Kinder bis zum 15. Geburtstag fahren mit einem Erwachsenen kostenlos mit. Die Fahrkarten sind im Zug erhältlich. Getränke werden ebenfalls angeboten. Der Förderverein weist darauf hin, dass Dampfzüge betriebsbedingt schmutzig und nicht behindertengerecht sind. Kinderwagen können aufgrund der schmalen Türen und Gänge nur zusammengeklappt als Handgepäck mitgenommen werden. Außerdem muss auf den Bahnsteigen und in den Zügen eine Mund-Nasen-Bedeckung getragen werden.



