So läuft die virtuelle Kandidatenrunde
Die Vorstellung der Bewerber wird auf Video aufgezeichnet, Wahlberechtigte können Fragen einreichen.

Von Lukas Werthenbach
Sandhausen. Professionelle Videoaufzeichnung, separate Studios, Fragen per Post: Mit einem ausgeklügelten Format gibt die Gemeinde den acht Bürgermeisterkandidaten die Möglichkeit, sich vor der Wahl am 18. April den Sandhäusern vorzustellen – Corona-konform und dennoch transparent. Die "Spielregeln" dafür hat der Gemeinderat in seiner jüngsten Sitzung abgesegnet. Nun sind alle Beteiligten gespannt, ob die Technik ebenso "mitspielt" wie möglichst viele wahlberechtigte Bürger.
Auch für Wahlkämpfer gab es schließlich schon bessere Zeiten als die allgegenwärtige Pandemie. Dass eine Kandidatenvorstellung im klassischen Format aktuell nicht zu verantworten wäre, leuchtet wohl jedem ein. So erinnerte der am 30. Juni aus dem Amt scheidende Bürgermeister Georg Kletti nun im Gemeinderat daran, dass bei der Vorstellungsveranstaltung zur Wahl 2005 rund 1400 Bürger in der Festhalle anwesend waren. Im Rathaus entschied man sich jetzt dafür, als neutraler Ausrichter dennoch den kandidierenden Petra Weiß, Hans-Jürgen Moos, Jürgen Rüttinger, Hakan Günes, Günther Köhler, Timo Wangler, Gerhard Müller und Samuel Speitelsbach Gelegenheit zur Wahlwerbung zu geben.
Und so läuft die ab 8. April als Internet-Video zu sehende Vorstellung ab, deren Regeln die Räte einhellig zustimmten: "Jeder Kandidat hat maximal zehn Minuten Zeit, sich bei Abwesenheit aller anderen Kandidaten vorzustellen", erklärte die stellvertretende Hauptamtsleiterin Iris Scheffczyk dem Gremium. Anschließend sollen jedem Bewerber dieselben zehn Fragen gestellt werden, für deren Beantwortung jeweils eine Minute Zeit ist. Am Ende hat jeder noch einmal eine Minute für ein "Schlussplädoyer".
Die Veranstaltung soll am 7. April in der Festhalle stattfinden – unter Ausschluss der Bürgerschaft. Ab dem Mittag des 8. April ist die vollständige und ungeschnittene Videoaufzeichnung per Internet zu sehen (siehe "Info" hinten). Laut Sitzungsvorlage sind für die Produktion drei Studios in der Festhalle vorgesehen: ein "neutrales" für den Moderator und den Wahlausschuss-Vorsitzenden Kletti, eines für die jeweils einzelne Vorstellung der Kandidaten und eines für die Fragerunde mit allen Bewerbern.
Auch interessant
"Unter dem Link wahl.sandhausen.de wird ein Formular hinterlegt, mit dem wahlberechtigte Bürger bis zum 6. April Fragen einreichen können", erklärte Scheffczyk weiter. Ausschließlich in einem verschlossenen Umschlag im Briefkasten des Rathauses eingeworfene Fragen werden dabei berücksichtigt. Persönliche Fragen an einen der Kandidaten sind nicht möglich. "Jede Frage wird jedem Kandidaten gestellt", verdeutlichte Kletti noch einmal auf Nachfrage aus dem Gremium. Jeder Wahlberechtigte darf nur eine Frage stellen, was über die anzugebende Wählernummer auf dem Formular sichergestellt werden soll. "Die Fragen kommen in eine separate Urne", erläuterte Scheffczyk, "der Wahlausschuss lost dann zehn Fragen aus". Dies geschehe am Abend der Aufzeichnung unter den Augen der eingeladenen Medienvertreter.
Neben einem Moderator wird auch ein Team der Gemeindeverwaltung vor Ort sein. Dieses soll etwa die Einhaltung des Zeitlimits überwachen und dafür sorgen, dass die Kandidaten während der Vorstellung räumlich und akustisch voneinander getrennt sind.
Rathauschef Kletti betonte, dass man lange auch über eine Übertragung per Live-Stream nachgedacht habe. Wenn dann aber mitten in der Veranstaltung etwa ein Internet- oder Stromausfall geschehe, wäre möglicherweise die Vorstellung eines Kandidaten nicht vollständig zu sehen. Das wiederum könne im schlimmsten Fall dazu führen, dass die Wahl "anfechtbar" wäre. Mit der Videoaufzeichnung dagegen sei man auf der sicheren Seite.
Thorsten Krämer (SPD) trieb indes die Frage um, wie insbesondere der ältere Teil der Bevölkerung ohne Internetzugang an das Video gelangt. Seinen Vorschlag, DVDs zu brennen, lehnte Kletti unter Verweis auf die begrenzten Ressourcen der Gemeindeverwaltung ab. Als Alternative nannte er ein privates Beispiel: "Meine Mutter hat sich schon angemeldet, dass sie samstagabends bei mir die Kandidatenvorstellung guckt." Entsprechend bat der Rathauschef alle Sandhäuser, den älteren Mitbürgern mit derartigen Angeboten zu helfen.
Info: Das Formular für die Fragen an die Bewerber können alle Wahlberechtigten ab sofort im Internet unter www.wahl.sandhausen.de ausdrucken, um es auszufüllen und bis 6. April im Rathaus einzuwerfen. Auf der Seite ist ab 8. April, 12 Uhr, auch das Video der Veranstaltung abrufbar.



