Bestnoten für "Bummeln und Shoppen" in Mannheim
Unter den Städten von vergleichbarer Größe hat Mannheim einen Spitzenplatz.

Von Volker Endres
Mannheim. Es sind gerade keine einfachen Zeiten für den stationären Handel. Umso erfreulicher die Nachrichten, die Mannheim aus Köln erreicht haben: Das Marktforschungs- und Beratungsunternehmen IFH (Institut für Handelsforschung) Köln hat der Innenstadt in puncto Einkaufsqualität nach einer Passantenbefragung erneut nahezu durchgehend Bestnoten ausgestellt.
Demnach ist Mannheim ein "Ort zum Bummeln und Shoppen", wie knapp 92 Prozent der Befragten angaben, ein "Ort zum Wohlfühlen und Leute treffen" (81 Prozent), und "ein Ort zum Ausgehen" (85,6 Prozent). Mit allen Werten liege Mannheim deutlich über dem Durchschnitt oder sogar an der Spitze von 13 Städten vergleichbarer Größe im Bundesgebiet, wie IFH-Sprecher Nicolaus Sondermann erläutert. In Sachen Auswahl der Geschäfte spiele Mannheim sogar in einer Liga mit deutlich größeren Kommunen. "Das sind alles Kriterien, die eine attraktive Innenstadt ausmachen", lobte Sodermann und verwies auf die Schulnote 2,4, die Mannheim erreicht habe, und damit das Ergebnis von 2018 (2,3) nahezu bestätigen konnte. Unter den Orten vergleichbarer Größe, also zwischen 200.000 und 500.000 Einwohnern, liegt Mannheim an der Spitze.
Entsprechend erfreut nahm Wirtschaftsbürgermeister Michael Grötsch (CDU) die ermittelten Werte zur Kenntnis: "Ich freue mich, dass die Befragten sich erinnern, was in Mannheim sonst geboten wird und was hoffentlich bald auch wieder möglich ist." Er wusste aber auch, dass die Befragung, die im September 2020 genau die Phase zwischen den beiden erzwungenen Lockdowns erwischt hatte, auch die Schwachstellen ausleuchtete. "Wir dürfen uns in der aktuellen Situation nicht zu sehr an den Onlinehandel gewöhnen. Wir müssen den Handel vor Ort stärken und sobald es wieder möglich ist, wieder lokal einkaufen."
Als Unternehmer und Präsident der IHK Rhein-Neckar freute sich Manfred Schnabel zwar ebenfalls über die ermittelten Werte, er verwies jedoch auf die offenen Baustellen. So wurde während der Befragung der Branchenmix in der Mannheimer Innenstadt gelobt. "Es ist jetzt die Frage, ob dieser Branchenmix auch so bestehen bleibt." Ziel müsse es sein, möglichst allen Unternehmen ein Überleben zu sichern. "Dafür brauchen wir dringend eine verbindliche, zeitliche Perspektive für die Wiedereröffnung." In einem anderen Bereich sah Swen Rubel als Geschäftsführer des Handelsverband Nordbaden hingegen die Kommune gefordert. So ergab die Umfrage, bei der an einem Donnerstag und einem Samstag 1000 Passanten befragt wurden, dass ein Großteil der Besucher von außerhalb in die Quadrate kommt.
Auch interessant
"Man könnte fast von einer Magnetwirkung sprechen", so Sondermann. Die 55 Prozent auswärtigen Gäste, die samstags gezählt wurden, stellen einen Spitzenwert dar. "Wenn diese Gäste ausbleiben, stirbt die Innenstadt", gab Rubel zu bedenken. Er erhofft sich deshalb ein Signal, "dass diese Besucher auch in Zukunft bequem und sicher in die Stadt und auch wieder nach Hause kommen." Die angekündigte Durchfahrtsperre könne dieses Signal nicht sein.
Immerhin: Fast 45 Prozent der Besucher kommen schon heute mit dem öffentlichen Nahverkehr in die Quadratestadt. Das sind zwar weniger als bei der Befragung 2018 (50 Prozent), aber noch immer deutlich mehr als der Durchschnitt in der Vergleichsgröße. Der Rückgang könne coronabedingt sein, vermutet der Fachmann. "Aber gerade am Samstag steigt der Anteil motorisierter Besucher", erklärte Sondermann und sah einen Zusammenhang mit dem größeren Anteil auswärtiger Besucher.
Ein Großteil der Besucher informiert sich vorab über das Angebot – auch das ergab die Umfrage: "Gerade ein jüngeres Publikum macht das über das Internet", sagte der IFH-Sprecher. Google sei dabei die bevorzugte Plattform. Aber auch der Anteil der Information über Prospekte und die lokalen Printmedien sei hoch. Auch Nicolaus Sondermann warnte vor dem Onlinehandel: "Der ist immer mehr gestiegen, aber im vergangenen Jahr war der Anstieg überproportional."



