Neckarsteinacher dürfen sich nicht im nahen Heidelberg impfen lassen
Nächste Anlaufstelle in Hessen ist Darmstadt - "Immense Zumutung"

Neckarsteinach. (cm) Seit Ende Dezember werden in Heidelberg über 80-Jährige und zum Beispiel Mitarbeiter in der Pflege gegen das Coronavirus geimpft – was auch hinter der nahen Landesgrenze in Hessen aufmerksam verfolgt wird. Denn dort wird der begehrte Impfstoff bisher ausschließlich an Menschen in Alten- und Pflegeheimen verabreicht. Die gute Nachricht: Am 19. Januar soll sich das ändern. Dann eröffnen die ersten Impfzentren in Hessen. Die schlechte: Die Impfung bleibt für die Neckarsteinacher dennoch in weiter Ferne. Genauer: über 70 Kilometer weit weg. Denn das nächste hessische Impfzentrum ist in Darmstadt.
Der Wunsch der Neckarsteinacher, sich die Spritze im nur 17 Kilometer entfernten Heidelberg geben zu lassen, bleibt wohl noch lange unerfüllt. Aber warum eigentlich? "Die Zuständigkeit liegt bei den Bundesländern", erklärt Johannes Bunsch, Sprecher des Landratsamtes des Kreises Bergstraße. Der wenige Impfstoff, der zur Verfügung steht, soll zuerst an die "eigenen" Einwohner verabreicht werden. "So ist die Lage", sagt Bunsch. "Ob sich das ändert, bleibt abzuwarten." Der Landkreis hat zwar ein eigenes Impfzentrum im immerhin nur 50 Kilometer entfernten Bensheim aufgebaut. Doch wann dieses geöffnet wird, ist laut Bunsch "noch nicht absehbar". Dies geschehe, wenn genügend Impfstoff vorhanden ist.
"Ich werde derzeit permanent zum Impfen befragt, weil es in Heidelberg schon möglich ist", berichtet Neckarsteinachs Bürgermeister Herold Pfeifer. Es werde zwar auch im Kreis Bergstraße geimpft, aber nur in Alten- und Pflegeheimen – und ein solches gibt es in Neckarsteinach nicht. "Dort würden ohnehin keine externen Personen geimpft", so Pfeifer.
Der Bürgermeister hält es für eine "immense Zumutung", dass über 80-Jährige zum Impfen nach Darmstadt fahren sollen – oder auch irgendwann nach Bensheim. "Ich werde mich vehement dafür einsetzen, dass wir auch nach Heidelberg können", betont er. "Und zwar so schnell wie möglich." Er sei gerade dabei, die Möglichkeiten zu prüfen. "Wichtig ist, dass so nah wie möglich geimpft wird", so Pfeifer. "Heidelberg wäre psychologisch am besten." Noch besser wäre nur ein kleines Impfzentrum im Neckartal, was aber – zumindest zunächst – unwahrscheinlich sei. Pfeifer schwebt vor, dass auch Bürger aus dem benachbarten Hirschhorn nach Heidelberg können. Im Landratsamt gebe es ähnliche Überlegungen – auch für die Kommunen Viernheim und Gorxheimertal, für die das Impfzentrum des badischen Rhein-Neckar-Kreises in Weinheim näher wäre sowie für Lampertheim, das an der Grenze zu Rheinland-Pfalz liegt. "Das muss aber auf Landesebene abgeklärt werden", weiß Pfeifer. "Darum kümmert sich das Landratsamt." Es sei noch völlig unklar, ob – und wenn ja, wann – es eine Lösung gibt.
Die über 80-Jährigen in Neckarsteinach sollen aber über ihre Möglichkeiten informiert werden. Es seien derzeit viele unterschiedliche Informationen im Umlauf, sagt Pfeifer, der für Klarheit sorgen will. Deshalb sollen die Senioren persönlich angeschrieben werden – von der Stadt oder vom Landratsamt. "Ich habe mir schon die Adressen heraussuchen lassen", erzählt der Bürgermeister, dem wichtig ist: "Es soll niemand hinten herunterfallen." So solle es auch Lösungen für nicht mehr mobile Bürger geben, die aber noch im eigenen Haus und nicht in einem Pflegeheim leben und die keine Angehörigen haben. Eine Busfahrt zum Impfzentrum wurde wegen der Ansteckungsgefahr ausgeschlossen. Es seien aber Fahrdienste mit Taxis denkbar. "Das wird alles noch geprüft", meint Pfeifer. "Es wird aber eine Lösung geben."
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Pfeifer, der vor einigen Jahren einmal mit seiner Stadt von Hessen nach Baden-Württemberg wechseln wollte und damit für Schlagzeilen gesorgt hat, sagt: "So ist halt Föderalismus." Und fügt hinzu: "Er ist aber nicht immer schlecht."
Info: Wer sich ab 19. Januar in Darmstadt impfen lassen möchte, kann hierfür ab Dienstag, 12. Januar, einen Termin vereinbaren – entweder unter Telefon 116.117 oder im Internet unter www.impfterminservice.de



