Dielheim packt mehrere Großprojekte an
Spaziergang mit Bürgermeister Thomas Glasbrenner - Bei Leimbachtalschule, Wasserversorgung und Kindergarten Horrenberg bleibt es nicht

Von Sebastian Lerche
Dielheim. Traditionell halten wir gegen Ende des Jahres gemeinsam mit den Bürgermeistern der Region Rückschau. Im Gespräch mit der RNZ schildern sie wichtige Maßnahmen und Entwicklungen und in diesem besonderen Jahr überdies Herausforderungen, auf die sie kaum Einfluss hatten. Bürgermeister Thomas Glasbrenner geht beim Spaziergang durch seine Gemeinde auf wichtige Projekte ein.
RNZ: Wie hat die Coronakrise Dielheim getroffen?
Thomas Glasbrenner: Finanziell sind die Beeinträchtigungen für das Jahr 2020 noch recht überschaubar. Die Hilfen von Bund und Land haben uns viel weitergeholfen. Wir haben selbstverständlich Einbrüche in verschiedenen Bereichen, die wirken sich dank der Unterstützung aber nicht ganz so gravierend aus.
Fürs Jahr 2021 wird es schwieriger, da haben wir Einbrüche im Bereich der Einkommenssteueranteile in Höhe von 600.000 Euro zu verzeichnen und das ist für Dielheim ein extremer Brocken.
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Bei dem Infektionsgeschehen in unserer Bevölkerung hatten wir bisher glücklicherweise überschaubare Fallzahlen.
Was das örtliche Vereinsgeschehen angeht, war die Krise katastrophal. Dielheim hat zum Glück in normalen Zeiten ein sehr aktives Vereinsleben, das wurde durch die Coronakrise entweder ganz auf Null gefahren oder enorm erschwert.
Veranstaltungen gab es vereinzelt, teils in einer besonderen Version, das ist aber mit einer normalen Veranstaltung, wo man Leute trifft, sich unterhält, den Kopf frei kriegt von Alltagssorgen, nicht vergleichbar.

Gab es in der Krise positive Aspekte?
Wenn man wirklich von positiv sprechen kann … war das in der Verwaltung und auch bei Firmen, dass man sich von heute auf morgen mit anderen Medien beschäftigen musste. Wie man sie nutzt, um persönliche Begegnungen etwa in Besprechungen, auf ein Mindestmaß zu beschränken. Bei uns ist die Verwaltung in der Digitalisierung den einen oder anderen wichtigen Schritt gegangen. Ansonsten, muss ich ehrlich sagen, fällt mir nicht viel ein, was positiv aus der Pandemie mitzunehmen wäre.
Der Haushalt wird auch für die kommenden Jahre von mehreren Großprojekten geprägt. Würden Sie darauf näher eingehen?
Fangen wir bei der Leimbachtalschule an: Ihre Sanierung und Erweiterung ist das größte Projekt für Dielheim. Damit sind wir zeitlich bisher recht gut im Rahmen, von der Kostenseite her sieht es auch ganz gut aus. Wir sind dabei, die Kostenübersicht zu aktualisieren, um die Gemeinderätinnen und Gemeinderäte auf den neusten Stand zu bringen. Momentan laufen Verkabelungs-, Fensterbau- und Gipserarbeiten, die Estrichverlegung steht kurz bevor. Wir hatten zur Jahresmitte das Richtfest. Wir sprechen aktuell von einer Verzögerung von drei bis vier Wochen. Veranschlagt ist das Projekt mit insgesamt 15 Millionen Euro. Davon entfallen 2,5 Millionen auf die Auslagerung des Unterrichts für die Bauzeit von 1,5 bis 2 Jahren in das Ausweichquartier in Modulbauweise nebenan.

Bei der Leimbachtalschule allein bleibt es aber nicht.
Die nächste große Maßnahme ist der Kindergartenneubau in Horrenberg. Generell ist es uns ein großes Anliegen, für Bildung und Betreuung in Dielheim die besten Voraussetzungen anbieten zu können. In Horrenberg haben wir den Bedarf an mehr Räumlichkeiten. Auch da war die Überlegung: Ergibt es Sinn, den Altbestand zu sanieren und zu erweitern oder ist ein Neubau sinnvoller?
Wir hätten tatsächlich vom bisherigen Gebäudebestand nur das Gerippe stehen lassen können und wären dann genötigt gewesen, Kompromisse einzugehen und über die Bauzeit eine Modullösung wie an der Leimbachtalschule anzustreben … Das hat alles in allem dazu geführt, dass wir entschieden haben: Wir starten mit einem Neubau durch. Der liegt bei einem Kostenvolumen von 4,3 Millionen Euro, zusätzlich kommen einige Infrastruktur-Maßnahmen dazu, im Straßenbereich.
Und das dritte Großprojekt ist die Wasserversorgung.
Da ist schon viel erreicht für die Ortsteile und für Dielheim selbst stehen wir kurz vor dem Umschluss. Der soll im Januar erfolgen. Wir sind im Zeitplan nach hinten gerutscht. Aktuell führen wir die Druck- und Dichtigkeitsprüfungen durch, die nehmen für die lange Strecke viel Zeit in Anspruch. Im Januar erfolgt noch die Desinfektion und Beprobung der Leitungen. Ende Januar sollte auch Dielheim mit dem Mischwasser aus dem Bodensee und aus unserem Tiefbrunnen versorgt werden. Von der Kostenseite her sind wir ganz gut aufgestellt, an den ursprünglichen 7,5 Millionen Euro hat sich nichts Nennenswertes verändert.
Dass die Schulden wie jetzt bei der Haushaltseinbringung prognostiziert Ausmaße von über 22 Millionen Euro annehmen, hat aber noch weitere Gründe.
Im direkten Umfeld der Schule haben wir drei Objekte, die in der Vergangenheit wenig Sanierungsmaßnahmen erfahren haben: die Leimbachhalle, die Kulturhalle und das Lehrschwimmbecken. Die drei Maßnahmen stehen in der Warteschleife, die können wir nicht Ewigkeiten vor uns herschieben. Jedes Jahr, das ins Land geht, macht’s schwieriger und teurer.
Und dann haben wir auch noch unser Innen- und Gesamtentwicklungsprojekt, da hoffen wir, in den Genuss von Fördermitteln übers städtebauliche Sanierungsprogramm zu kommen und es wird auch das eine oder andere abzuarbeiten sein: wie beispielsweise die Ortsmitten neu zu gestalten oder das eine oder andere Gebäude instandzusetzen.
Unser Kämmerer hat in der mittelfristigen Finanzplanung Mittel für diese Großprojekte eingetaktet. Wenn wir diese in dem anvisierten Rahmen durchführen, wird unsere Verschuldung tatsächlich in den kommenden Jahren stark ansteigen.

Und auf dem Horrenberger Friedhof ist gerade der Bagger unterwegs?
Das ist eins unserer langfristigsten Projekte. Umbau und Sanierung des Friedhofs sind in mehrere Abschnitte unterteilt, bis ins Jahr 2050 soll alles umgesetzt sein. Der erste Abschnitt liegt jetzt bei Kosten von rund 350.000 Euro, darin ist auch die Errichtung einer Urnenwand mit beinhaltet. Auch um Barrierefreiheit geht es, die werden wir mit dem ersten Bauabschnitt aber noch nicht ganz erzielen. Wann es danach weitergeht, hängt davon ab, welche Möglichkeiten wir haben, außerdem müssen wir Liege- und Ruhezeiten beachten.
Was hat Sie in letzter Zeit besonders geärgert?
Was mich teilweise zur Weißglut treibt, sind verkehrsrechtliche Maßnahmen, deren Umsetzung oft längere Zeiträume dauert. Fahrbahnmarkierungen, Geschwindigkeitsbeschränkungen, Parkflächen: Da wollen wir den Bürgerinnen und Bürgern recht schnelle Lösungen präsentieren, weil es auch beispielsweise um Lärmbelastung geht. Aber da handelt es sich häufig um Kreisstraßen oder wir sind auf die Verkehrsbehörde angewiesen, das sind immer zähe Vorgänge, weil wir hierbei nicht Herr im eigenen Haus sind.
Vervollständigen Sie bitte folgenden Satz: Wenn ich im Gemeinderat sitze, also zu fortgeschrittener Stunde, denke ich manchmal an …
(augenzwinkernd) Redezeitbegrenzungen.
Eins ist mir zum Abschluss noch ganz wichtig: Ich wünsche allen Bürgerinnen und Bürgern einen guten, vor allem gesunden Start ins Jahr 2021.