Neuer Verein "Spielplatzpiraten" will Kindern schnell und unbürokratisch helfen
Die Familie Pfannenschwarz gründet Verein - "Wenn es brennt, dann löschen wir"

Buchen. (rüb) "Kinder brauchen eine sichere Basis, um die Welt erforschen und erobern zu können", sagt Schwester Frumentia. Die 80-jährige weiß, wovon sie spricht: Die studierte Sozialpädagogin und Psychologin beschäftigt sich seit Jahrzehnten mit dem Kindeswohl. Doch nicht in allen Familien gibt es diese sichere Basis. Hier möchte die Familie Pfannenschwarz aus Buchen – weithin bekannt als Inhaber des Naturkost-Herstellers Seitenbacher – ansetzen und mit dem wohltätigen Verein "Spielplatzpiraten" Hilfe leisten, Eltern unterstützen und damit Kinder stärken.
In Person von Schwester Frumentia haben sich die Initiatoren die perfekte Ratgeberin und Begleiterin für dieses Vorhaben ausgesucht: "Wir kennen uns seit 20 Jahren", berichtet Marion Pfannenschwarz. Ihre erste Begegnung fand damals im Rahmen ihrer ehrenamtlichen Aktivitäten für den Lions-Club Madonnenland statt. Seither trafen sie sich immer wieder, und inzwischen verbindet die Ordensschwester eine Freundschaft mit der Familie.
Schwester Frumentia trat 1961 in den Orden der Gengenbacher Franziskanerinnen ein. Sie studierte zunächst Sozialpädagogik, dann Psychologie und promovierte 1980 an der Philosophischen Fakultät der Universität Freiburg. Von 1964 bis 1986 bildete sie Erzieherinnen und Heilpädagoginnen aus und wirkte anschließend als Frauenreferentin. 1991 gründete sie in Offenburg die Mutter-Kind-Einrichtung "Haus des Lebens", die sie viele Jahre leitete.
Auch im Neckar-Odenwald-Kreis hat Schwester Frumentia mit ihrer segensreichen Arbeit Spuren hinterlassen. Durch ihre Initiative und in Zusammenarbeit mit dem Lions-Club Madonnenland kam das in Amerika entwickelte Ausbildungsangebot "Steep" in die Region. Seither werden auch hier "Steep"-Beraterinnen ausgebildet, die Eltern in schwierigen Situationen beistehen.
"Wenn man selbst Kinder bekommt, wird man erwachsen", sagt Florian Pfannenschwarz, "und man erkennt, dass es Kinder gibt, denen es nicht so gut geht wie den eigenen, die nicht so behütet aufwachsen dürfen ." In ihm wuchs die Unzufriedenheit über diese Situation. "Ich hatte das dringende Bedürfnis, hier zu helfen." In seiner Schwiegermutter Marion Pfannenschwarz fand er sofort eine Mitstreiterin. Zwar engagiert sich die Familie schon lange für wohltätige Zwecke, doch das war ihr nicht mehr genug: "Wir wollten etwas eigenes machen und hatten die Idee, einen gemeinnützigen Verein zu gründen, der schnell und unbürokratisch helfen kann", berichtet Florian Pfannenschwarz.
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Gesagt, getan. Geführt wird der in Gründung befindliche Verein von den Vorsitzenden Marion und Florian Pfannenschwarz, Schatzmeisterin ist Sabine Eberle. Auch der Name war schnell gefunden. Als zweifacher Vater kennt Pfannenschwarz so ziemlich jeden Spielplatz im Kreis: "Ein Spielplatz ist ein Ort, an dem alle Kinder gleich sind, egal, welcher Herkunft sie sind." Jeder habe dort die gleichen Voraussetzungen und die gleichen Chancen. Der Begriff "Piraten" sei in diesem Kontext zudem positiv besetzt: Er stehe sowohl für den kindlichen Spieltrieb und die ungezügelte Neugier der Kleinen als auch für das Unkonventionelle, das den Verein auszeichnen soll.
"Wir möchten schnell und unbürokratisch Hilfe leisten", betont Marion Pfannenschwarz und verweist auf die bewusst schlank gewählte Organisationsform: "Wenn das Haus brennt, wollen wir nicht diskutieren, sondern löschen." Auch wenn in Deutschland ein engmaschiges Netz an Hilfen vorhanden sei, gebe es immer wieder Kinder, die durchfallen. Hier möchten die "Spielplatzpiraten" ansetzen und sowohl finanzielle wie auch pädagogische Unterstützung leisten – und zwar in enger Zusammenarbeit mit den Behörden und mit dem Fokus auf die Region. Vor Ort zu helfen – darin spiegelt sich auch die von der Regionalität geprägte Firmenphilosophie wider.
Gespräche mit dem Jugendamt haben bereits stattgefunden. Ergänzend steht auch Schwester Frumentia dem Verein mit ihrer reichhaltigen Erfahrung und ihrer geballten Kompetenz zur Seite. Helfen sollen den "Spielplatzpiraten" auch die vielfältigen Kontakte und Verbindungen der Familie Pfannenschwarz und der Firma Seitenbacher:
Erste Aktivitäten waren bereits geplant, ehe Corona kam. "Sobald es wieder möglich ist, legen wir los", verspricht Marion Pfannenschwarz. Es gibt viele Ideen und Pläne, auch für kulturelle Veranstaltungen mit und für Kinder. Hier ist das Seitenbacher-Forum als bewährter Veranstaltungsort ein wertvolles Pfund, mit dem der neue Verein wuchern kann. Geld kommt aktuell schon durch die Tombola beim Seitenbacher-Weihnachtsverkauf in die Kasse. Drei Lose kosten fünf Euro, das Geld geht komplett an den neuen Verein. Auf die Teilnehmer warten attraktive Preise, darunter auch die nicht abgeholten Gewinne aus dem letztjährigen Lions-Adventskalender. "Die hat uns der Lions-Club dankenswerterweise zur Verfügung gestellt", sagt Marion Pfannenschwarz.
"Kinder schützen, stärken, fördern", so lautet das Motto und die Zielsetzung des Vereins. Wie wichtig dieses Ansinnen ist, belegt eine Anekdote, die Florian Pfannenschwarz erzählt. An einen Weihnachtswunsch-Baum hat ein kleiner Junge einen Zettel mit seinem größten Wunsch gehängt: "Papa soll mich nicht mehr schlagen!" Wer diese Zeilen liest, der weiß, dass es noch viel zu tun gibt – auf der Welt, in Deutschland und auch bei uns im idyllischen Odenwald.