Sinsheim-Eschelbach

"Haus Elim" hat Corona-Ausbruch überstanden (Update)

Acht Personen sind bisher gestorben. Das Heim erhielt viel Unterstützung. Vor dem Fest macht sich Erleichterung breit.

03.12.2020 UPDATE: 22.12.2020 19:36 Uhr 4 Minuten, 12 Sekunden
34 Bewohner und acht Mitarbeiter wurden im „Haus Elim“ in Eschelbach positiv getestet. Vor allem die Betreuung der an Demenz erkrankten Personen sei aufwendig, teilt Heimleiter David Rudisile mit. Foto: Ralf März

Von Christian Beck

Sinsheim-Eschelbach. Was die vergangenen zweieinhalb Wochen im "Haus Elim" anbelangt, erzählt jeder Betroffene auf seine Weise davon. Doch der Begriff "Erleichterung" fällt bei jedem. Anfang Dezember hatten sich viele Bewohner und Mitarbeiter des Seniorenheims mit dem Corona-Virus angesteckt. Mehrere Bewohner starben. Nun ist der Ausbruch überstanden, alle wurden negativ getestet. Die RNZ sprach mit dem Heimleiter, Angestellten und einer Angehörigen über eine kräftezehrende Zeit.

40 ältere Frauen und Männer lebten Anfang Dezember im "Haus Elim". 34 von ihnen haben sich angesteckt. Wie sollte da der kleine Rest geschützt werden? Indem sie kurzfristig an anderen Orten unterkommen, berichtet Heimleiter David Rudisile. Zwei Bewohner waren im Krankenhaus, vier kamen vorübergehend zu ihren Angehörigen. Diese ungewöhnliche Maßnahme bot einen Vorteil: Da dann nur noch positiv getestete Bewohner im Heim lebten, konnten sich alle wieder frei bewegen. Eine besondere Rolle spielte das bei jenen, die an Demenz erkrankt sind und sich nicht merken können, dass sie im Zimmer bleiben sollen.

Umgestellt wurde auch beim Personal. Denn von 49 Mitarbeitern waren zum Höhepunkt der Krise mehr als 20 ausgefallen. Von zehn Personen, die in der Hauswirtschaft arbeiten, waren noch drei einsatzfähig. "Es ging darum, das Personal, das zur Verfügung steht, so effektiv wie möglich einzusetzen", erklärt Rudisile. Deshalb wurde das warme Essen nicht mehr im Heim gekocht, sondern von der Metzgerei Volz geliefert. Und das Pflege-Team "Flaskamp & Rekort" unterstützte das "Haus Elim" mit Pflegekräften. So sei es möglich gewesen, sich mehr um die Bewohner zu kümmern. Denn sie hätten viel mehr Redebedarf gehabt und mehr Zuwendung gebraucht, berichtet Hannelore Feßler, die im "Haus Elim" als Pflegerin und Betreuerin arbeitet. Und der Einsatz einer zweiten Nachtwache sei auch wichtig gewesen.

Denn auch in Eschelbach zeigte sich die Eigenheit der Covid-19-Erkrankung: Patienten können schnell "kippen". Manche hatten hohes Fieber, Stunden später ging es ihnen besser, dann kam wieder ein Fieberschub. Acht Bewohner sind seit dem Ausbruch gestorben, berichtet Rudisile. Vier hatten corona-typische Symptome. Einige waren deutlich über 90 und hatten schwere Vorerkrankungen. Doch es habe auch Bewohner gegeben, die schwer erkrankt waren und nun wieder gesund sind. Rund zehn Bewohner, die positiv getestet wurden, hätten gar keine Symptome gezeigt.

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Doch es war nicht nur die Corona-Erkrankung, die die Bewohner bewegte, berichtet Feßler: Die Situation sei für sie anfangs erdrückend gewesen. Manche hätten viel geweint. Einige hätten die Umstände nicht verstehen können. Die Schutzausrüstung, die die Mitarbeiter tragen, habe sie irritiert. Und vor allem der Besuch habe ihnen gefehlt. "Ich sterbe nicht an Corona, aber an der Einsamkeit", habe ein Bewohner gesagt. Sterbende durften Angehörige begleiten und sich verabschieden, ansonsten war Besuch nicht möglich. Das habe ihrer Oma doch stark zugesetzt, berichtet eine Frau, die sich freut, sie am Montag zum ersten Mal seit langem wieder besuchen zu können.

Und für das Personal war es ebenfalls eine kräftezehrende Zeit, bestätigen alle. Die Arbeit habe jeden stärker als sonst gefordert, und auch im Feierabend seien die Gedanken oft um die erkrankten Bewohner und Kollegen gekreist. "Wir haben unsere Bewohner doch lieb gewonnen", sagt Feßler. Und es habe Momente der Resignation gegeben: "An einem Wochenende sind drei Bewohner gestorben", erzählt Stephanie Seefried aus der Verwaltung. In diesem Augenblick habe sie sich gefragt, wie es weitergeht. Und eine entscheidende Frage bleibt: Wie konnten sich so viele Bewohner anstecken? "Wir suchen noch", sagt Rudisile dazu. Er betont, dass es sehr wichtig ist, dies zu klären.

Wichtig ist allen Beteiligten aber auch, zu erwähnen, dass es viel Unterstützung gab. Drei Ärzte hätten sich um die Bewohner gekümmert, teilweise rund um die Uhr. Personal und Bewohner erhielten aufmunternde Karten und E-Mails. Und nun, kurz vor den Festtagen, sei die Erleichterung groß. "Die Stimmung ist jetzt ganz anders", sagt Feßler. Man freue sich auf Weihnachten.

Update: Dienstag, 22. Dezember 2020, 19.35 Uhr


42 Personen im Pflegeheim "Haus Elim" mit Corona infiziert

Erneut kam es zu einer Häufung von Corona-Fälle in einem Pflegeheim. Eine Person ist gestorben, den anderen Infizierten soll es den Umständen entsprechend gut gehen.

Von Christian Beck

Sinsheim-Eschelbach. Im Seniorenheim "Haus Elim" haben sich 42 Personen mit dem Corona-Virus infiziert. Dabei handelt es sich um 34 Bewohner und acht Mitarbeiter. Laut Heimleiter David Rudisile geht es den Bewohnern den Umständen entsprechend gut. Einige zeigten Symptome wie Halsweh, Husten oder Fieber. Es gebe aber auch Bewohner, die positiv getestet wurden und gar keine Symptome zeigen. Ein Bewohner ist laut Rudisile gestorben.

Bekannt wurde die erste Infektion, als ein Bewohner ins Krankenhaus aufgenommen wurde. Daraufhin hat das Gesundheitsamt alle Bewohner und Mitarbeiter des "Haus Elim" getestet. Für die Alten- und Pflegeeinrichtung gilt neben der angeordneten Quarantäne für alle Bewohner ein Verlegungs- und Besuchsverbot. Das Gesundheitsamt ermittelt momentan die Kontaktpersonen und entscheidet in Absprache mit der Heimleitung über die weiteren Maßnahmen. Die Kommunikation mit dem Gesundheitsamt funktioniere sehr gut, betont Rudisile.

Viel Aufwand bringe nun aber die momentane Situation mit sich, berichtet der Heimleiter. Denn neben Bewohnern, die nur mit geringem Aufwand gepflegt werden, gebe es im "Haus Elim" auch jene, die positiv getestet wurden und an Demenz erkrankt sind. Diesen zu vermitteln, dass sie nun Abstand halten und in ihrem Zimmer bleiben sollen, sei zeitaufwendig. Denn viele hätten es nach wenigen Minuten vergessen, kämen wieder aus ihrem Zimmer und müssten erneut vom Personal zurückbegleitet werden. Doch Rudisile betont, dass es bei dieser Vorgehensweise bleiben werde, so lange dies möglich ist: "Wir werden unsere Bewohner auf keinen Fall einschließen."

Da neben Mitarbeitern aus dem Bereich Hauswirtschaft auch Pflegepersonal positiv getestet wurde, stünden nun bei höherem Arbeitsaufwand weniger Mitarbeiter zur Verfügung. Das Haus habe deshalb eine weitere Kraft eingestellt. Zudem sei eine Kooperation mit einem Pflegedienst aus der Region geplant, dessen Mitarbeiter im Heim Dienste übernehmen sollen. Außerdem werde nun eine weitere Nachtwache eingesetzt.

Laut Rudisile wird das "Haus Elim" offen geführt. Dass Bewohner selbst zum Bäcker gehen oder einen Tag bei ihren Angehörigen verbringen, sei üblich gewesen. Momentan gehe dies natürlich nicht. Sobald alle Personen negativ getestet wurden, sollen aber wieder alle Türen offen stehen, betont er.

In den vergangenen Tagen und Wochen kam es in mehreren Alten- und Pflegeheimen der Region zu Corona-Infektionen. "Sie können machen, was Sie wollen", sagt Rudisile dazu. Natürlich habe auch das "Haus Elim" ein Hygienekonzept, "und ich weiß auch, dass das funktioniert", sagt Rudisile dazu. Dass es in der kalten Jahreszeit bei alten und geschwächten Personen zu einer Corona-Infektion komme, sei trotz aller Anstrengung aber nicht auszuschließen, teilten mehrere Heimleiter mit.

Ort des Geschehens

"Das werden spannende Tage", zeigte sich Oberbürgermeister Jörg Albrecht besorgt über den Ausbruch im "Haus Elim" und die Situation am Krankenhaus (siehe Artikel rechts unten). Er habe jedoch Vertrauen, dass die Lage gut bewältigt werden kann.

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