Bad Rappenau

Negativ Getestete in Kurkliniken dürfen wieder nach Hause (Update)

30 Patienten und Mitarbeiter wurden positiv auf das Corona-Virus getestet. Insgesamt wurden rund 300 Menschen isoliert.

01.12.2020 UPDATE: 04.12.2020 17:49 Uhr 5 Minuten, 39 Sekunden
Nach mehreren Corona-Fällen im Stimmheilzentrum wurden nun auch die Salinenklinik und die Rosentrittklinik unter Quarantäne gestellt. Foto: Falk-Stéphane Dezort

Bad Rappenau. (fsd) Wie berichtet, befinden sich mit der Rosentrittklinik, der Salinenklinik und dem Stimmheilzentrum gleich drei Kurkliniken nach mehreren Corona-Fällen unter Quarantäne. Zunächst war unklar, wie lange die Isolation anhalten soll. Wie die Kur- und Klinikverwaltung (KuK) auf ihrer Internetseite mitteilt, hat es am Donnerstag eine Begehung mit dem Gesundheitsamt des Landkreises Heilbronn gegeben. Als Resultat dessen sollen die Einrichtungen ab 14. Dezember wieder öffnen dürfen.

Den Beginn macht die Rosentrittklinik. Einen Tag darauf soll die Salinenklinik und wiederum einen Tag später auch das Stimmheilzentrum den regulären Betrieb aufnehmen können.

Trotz erhöhter Sicherheitsstandards war es zunächst im Stimmheilzentrum zu zahlreichen Corona-Fällen gekommen. In allen drei Kliniken waren 30 Patienten und Mitarbeiter aus dem Servicebereich betroffen. Nach Bekanntwerden der Fälle hatte die KuK die gesamte Belegschaft und die Patienten auf Covid-19 getestet. Bei Ärzten, Pflegern und Therapeuten fielen die Ergebnisse negativ aus.

Von der Quarantäne betroffen waren zunächst rund 300 Patienten. Sie wurden auf ihren Zimmern isoliert und versorgt. Wer nun negativ getestet ist und zu Hause nicht mit einem Risikopatienten zusammenlebt, darf abreisen und die Reha neu beantragen, erklärt KuK-Geschäftsführer Olaf Werner im Gespräch mit der RNZ. "Wir können die allermeisten entlassen." Positiv Getestete, die nicht mit dem eigenen Auto angereist sind oder mit einem Risikopatienten zusammenleben, müssen hingegen vorerst in der Kurstadt bleiben.

Wie das Virus in die Gebäude gelangt ist, ist nach wie vor unklar. "Es ist vielschichtig das herauszufinden", konstatiert Werner. Hygienemäßig habe es nichts zu beanstanden gegeben. Denn sowohl Patienten als auch Mitarbeiter werden regelmäßig getestet. Dennoch gebe es viele Anhaltspunkte, erklärt der Geschäftsführer. Einer davon betreffe eine Gruppe, die viele Therapien gemeinsam hatte und sich außerhalb der Klinik mit vielen Menschen getroffen habe. "Wir können im Haus noch so viele Mechanismen haben: Wenn Einzelne nicht aufpassen, dann haben wir das Thema", sagt Werner, der froh ist, dass es bisher zu keinen schlimmen Krankheitsverläufen oder gar Todesfällen gekommen ist. "Vorwürfe zu machen, obliegt mir aber nicht." Darüber hinaus könne man auch nicht ganz ausschließen, dass ein Mitarbeiter unwissentlich das Virus verbreitet hat.

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Aus den jetzigen Vorkommnissen habe die KuK nun ihre Lehre gezogen, damit sich ein derartiger Ausbruch nicht wiederholt. Nun wolle man verstärkt das Augenmerk auf die erste Woche der Patienten legen und sie in dieser Zeit weiter separieren und kleinere Gruppen zu organisieren.

Update: Freitag, 4. Dezember 2020, 17.49 Uhr


Drei Kurkliniken unter Quarantäne

Von Falk-Stéphane Dezort

Bad Rappenau. Nachdem zu Wochenbeginn mehrere Corona-Fälle im Stimmheilzentrum im Kurgebiet bekannt geworden sind, stehen nach einer Anordnung des Gesundheitsamtes des Landkreises Heilbronn insgesamt drei Kliniken der Kur- und Klinikverwaltung (KuK) unter Quarantäne. Dies geht aus einer Pressemitteilung der KuK vom Mittwoch hervor. Betroffen sind neben dem Stimmheilzentrum auch die Salinenklinik und die Rosentrittklinik, erklärt KuK-Geschäftsführer Olaf Werner auf Nachfrage der RNZ.

In den Kliniken sind mittlerweile alle der rund 300 Patienten isoliert und werden auf den Zimmern versorgt. Darüber hinaus werden regelmäßig mögliche Symptome abgefragt, und die Körpertemperatur wird gemessen, erklärt Werner. Ein Chef- und ein Oberarzt seien am Dienstagabend durch die Salinenklinik gelaufen und hätten die Patienten über die Maßnahmen informiert. Dabei sei man auf "großes Verständnis" gestoßen. Nur wenige hätten diskutiert. "Sie haben einfach Sorgen und Ängste", sagt Werner.

Insgesamt wurde bislang bei 30 Patienten und Mitarbeiter eine Ansteckung mit Covid-19 nachgewiesen. Nach den Corona-Fällen im Stimmheilzentrum wurden alle Mitarbeiter und Patienten ebenfalls auf das Virus getestet. Die Ergebnisse: Bei Ärzten, Therapeuten und Pflegern wurde das Virus nicht festgestellt. Auch kamen bei der Reihentestung nur zwei positive Resultate hinzu, erklärt Werner. "Wir gehen davon aus, dass wir den Herd gefunden haben."

Dass sich das Virus über die Essenversorgung in der Großküche auf die Kliniken verteilt haben könnte, schließt Werner aus. Das Essen werde zwar in der Zentralküche zubereitet, gehe von dort aber erst in die Verteilerküche und dann auf die jeweiligen Zimmer.

Wie das Virus trotz zahlreicher Hygienestandards, wie Schnell- und PCR-Tests bei Anreise, in die Klinik gelangt ist, ist allerdings nach wie vor unklar. Um eine weitere Ausbreitung zu verhindern, werden momentan alle Kontakte der positiv Getesteten nachverfolgt und ebenfalls isoliert. Die betroffenen Mitarbeiter befinden sich in häuslicher Quarantäne.

Wie lange diese für die Kliniken andauern wird, ist ebenfalls noch unklar. In ein bis zwei Tagen wolle man dies mit dem Gesundheitsamt abstimmen. Kuk-Geschäftsführer Werner geht aber davon aus, dass die Quarantäne für zehn bis 14 Tage aufrechterhalten wird. Er hofft aber auch, dass Teileinrichtungen schon früher freigegeben werden können.

Aufgrund der Anordnung des Gesundheitsamtes herrscht ein Besuchsverbot. Ebenso wurde ein Aufnahmestopp für neue Patienten verhängt, und alle Therapie-Maßnahmen im Haus wurden ausgesetzt. Jeder muss in seinem Zimmer bleiben. Auch Raucher dürfen die Gebäude aktuell nicht verlassen. "Isolation heißt Isolation", betont Werner.

Update: Mittwoch, 2. Dezember 2020, 16.19 Uhr


Mehrere Corona-Fälle im Stimmheilzentrum

Noch bevor sie eines der Klinikgebäude betreten dürfen, müssen sich Patienten in den Kurkliniken einen Corona-Schnelltest unterziehen. Ohne einen negativen Test, der nicht älter als 48 Stunden sein darf, dürfen sie erst gar nicht anreisen. Foto: Falk-Stéphane Dezort

Von Falk-Stéphane Dezort

Bad Rappenau. Im Stimmheilzentrum der Kurkliniken gibt es mehrere Corona-Fälle. Das bestätigte Olaf Werner, Geschäftsführer der Kur- und Klinikverwaltung (KuK), im Gespräch mit der RNZ. Demnach hat es positive Testergebnisse bei einer Gruppe gegeben, die auch Kontakt zu Teilen des Servicepersonals gehabt hat. In Abstimmung mit dem Gesundheitsamt des Landkreises Heilbronn habe man die Mitarbeiter direkt in Quarantäne geschickt. In zehn Tagen sollen sie nochmals getestet werden. Die acht positiv getesteten Patienten befinden sich in Isolation. Hier muss geklärt werden, wann sie nach Hause dürfen.

In der Corona-Pandemie hat die KuK ihre Hygienestandards nochmals verschärft. Jeder Patient muss vor der Anreise einen negativen Corona-Befund vorlegen, der nicht älter als 48 Stunden sein darf. Seit einigen Wochen werden sie vor Betreten der Kliniken in einer Containeranlage schnellgetestet. Erst wenn dieser Schnelltest ebenfalls negativ ausfällt, dürfen die Patienten die Klinikgebäude betreten, erklärt Werner. Nach dem Anmeldeverfahren werden die Patienten einem sogenannten PCR-Test unterzogen, also demselben Test, mit dem auch Verdachtsfälle auf Covid-19 überprüft werden. Und auch während ihres Aufenthalts werden die Patienten zur Halbzeit ihrer Therapie nochmals mit einem PCR-Test untersucht. Die Mitarbeiter der Kurkliniken werden einmal in der Woche auf das Virus getestet.

Dank der Sicherheitsvorkehrungen sei Corona (Stand Dienstag) auch nicht auf andere Abteilungen übergegangen. Die KuK achtet seit Pandemiebeginn penibel darauf, dass es – zumindest in den eigenen Räumlichkeiten – keine Vermischung der Patienten gibt. Beispielsweise durften nach der Öffnung des neuen Therapiezentrums im vergangenen August zunächst auch keine privaten Kunden trainieren. Unklar ist, wie das Virus in die Kurkliniken gelangt ist. Dies sei auch schwierig herauszufinden, konstatiert Werner.

"Wir sind lange verschont geblieben", sagt Oberbürgermeister Sebastian Frei. "Wir müssen uns jetzt darauf konzentrieren, die Corona-Fälle ordnungsgemäß abzuarbeiten." Der Ball liege nun beim Gesundheitsamt. Und der Rathauschef geht davon aus, dass noch Quarantäne-Maßnahmen folgen werden.

Beobachter sagen indes, dass die Glühweinstände am Salinencarré, in der Salinenstraße und im Zeitwald zum Problem beigetragen haben könnten. Aus Anwohnerkreisen waren derartige Bedenken schon vor einigen Wochen an die Redaktion herangetragen worden. Denn Spaziergänger und auch Kurgäste würden sich an den Ständen mit Glühwein und Bratwurst versorgen und anschließend in Gruppen beisammen stehen.

Auch bei der Stadt sind Hinweise eingegangen, bestätigt Frei auf Nachfrage. Diesen sei man nachgegangen. Und das Ordnungsamt kontrolliere regelmäßig. Ob die Stände tatsächlich mit dem Corona-Ausbruch in Verbindung zu bringen sind, ist fraglich. "Ich beteilige mich nicht an den Spekulationen", betont Frei.

Genauso wenig wie ein Bäcker oder ein Supermarkt darauf Einfluss nehmen kann, wo seine Waren verzehrt werden, könne auch das Hotel "Saline1822", das den Stand in der Salinenstraße betreibt, nicht dafür sorgen, dass sich alle an die Regeln halten. "Das obliegt nicht unserer Zuständigkeit", sagt Hotelbetreiber Michael Ciesléwicz. Der Stand sei von den Leuten "ganz gut" angenommen worden. Viele seien glücklich, dass sie überhaupt etwas bekommen.

"Wir achten sehr darauf, dass sich die Leute bei uns nicht hinsetzen. Mehr können wir nicht tun." Dafür habe das Hotel vieles abgesperrt, damit die Kunden "nicht in Versuchung kommen. Es gibt keinen Verzehr vor Ort." Man habe Abstandsmarkierungen und Plexiglasabtrennungen angebracht und weise vermehrt auf das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes hin. "Bei uns feiert keine Gruppe auf dem Hof eine Glühweinparty", sagt Ciesléwicz.

Dafür sorgt bei sich auch Otto Gollerthan, der im Zeitwald Glühwein und Co. verkauft. "Wir weisen die Leute darauf hin, dass sie weiterlaufen." Zudem gebe es die Speisen und Getränke ausschließlich in Einweg-Materialien.

Eine Corona-Infektion könne überall passieren, sagt Ciesléwicz. "Wenn ich mir den Nahverkehr anschaue, möchte ich da gar nicht drüber nachdenken. Ich achte auch im Supermarkt schon sehr darauf. Manche verhalten sich da grenzwertig."

Beide Standbetreiber freuen sich, dass ihr Angebot in der ansonsten so angebotsarmen Zeit angenommen wird und dass sie ihren Kunden damit etwas Abwechslung bieten können. Dass dieses Angebot auch bei mobilen Patienten ankommt, ist wenig verwunderlich, sind sie doch oft fern der Heimat in Bad Rappenau untergebracht. Sowohl Ciesléwicz als auch Gollerthan appellieren bei der Einhaltung der Verordnungen auch an die Eigenverantwortung der Kunden.

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