Nach dem Protest gibt es einen Kompromiss bei der Regional-Express-Linie nach Stuttgart
Landrat Achim Brötel begrüßt Kompromiss - Landkreis fordert S-Bahnen im Halbstundentakt

Von Alexander Rechner
Mosbach/Stuttgart. Plötzlich stand das Signal auf Rot, Enttäuschung und Ärger breiteten sich in der Region aus. Denn der umstiegsfreie Regionalexpress von Neckarelz nach Stuttgart sollte doch nicht umstiegsfrei rollen, sondern stattdessen auf einmal in Heilbronn gebrochen werden. Und das, obwohl seit Jahr und Tag anderes geplant und zugesagt war, wie Landrat Achim Brötel im Gespräch mit der Rhein-Neckar-Zeitung betont. Schließlich seien die Züge durch das Land ja auch ohne den Bruch in Heilbronn ausgeschrieben worden.
Im Stuttgarter Verkehrsministerium sieht man dies zwar etwas anders, wie Ministerialdirektor Uwe Lahl im RNZ-Interview unterstrich ("Versprochen haben wir nichts dergleichen"). Dass das Land nun aber weitere umstiegsfreie Verbindungen zwischen Neckarelz und Stuttgart prüfen will, wertet der Landrat trotzdem als einen Erfolg des durchaus lauten Protestes der vergangenen Tage.
Durchgängige, verlässliche und attraktive Verbindungen nach Stuttgart und wieder zurück seien vor allem für die Berufspendler aus dem Elzmündungsraum von großer Bedeutung. Deshalb begrüßt Achim Brötel jetzt auch den Kompromiss mit dem Verkehrsministerium.
In seinem Gespräch mit Ministerialdirektor Lahl wurde der Nahverkehrsgesellschaft Baden-Württemberg nun ein konkreter Auftrag erteilt. Diese soll bis spätestens März kommenden Jahres prüfen, ob die Qualität des Zugverkehrs auf der Regionalexpresslinie weitere Direktverbindungen zulässt. "Wenn diese Voraussetzung erfüllt ist, soll bereits zum kleinen Fahrplanwechsel im Sommer 2021 morgens und abends zusätzlich jeweils eine weitere durchgehende Verbindung einrichtet werden", freut sich der Kreischef. Möglicherweise folge dann zeitnah sogar noch eine weitere durchgängige Verbindung. "Herr Lahl und ich haben in einem konstruktiven Dialog diese Lösung gefunden und bereits einen weiteren Gesprächstermin zu Beginn des Frühjahres vereinbart", so Brötel weiter. Dann sollen die Ergebnisse der Untersuchung auf dem Tisch liegen.
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Für den Landrat wäre diese weitere Zugverbindung ein Fortschritt für die Menschen, die gerade morgens und abends zwischen Stuttgart und Neckarelz pendeln. Dennoch appelliert er an das Land, mehr Züge im Neckartal fahren zu lassen. "Denn auf dieser Strecke erfüllt Baden-Württemberg nicht seinen eigenen Standard", meint Brötel.
Auf der S-Bahn-Strecke zwischen Mosbach und Osterburken sollen, wenn es nach Achim Brötel geht, künftig zudem im Halbstundentakt Züge rollen. "Dafür setzen wir uns vehement ein", bekräftigt er. Das wäre ein großer Fortschritt für die hier lebenden Menschen. Dabei hat er auch die Madonnenlandbahn zwischen Seckach und Miltenberg im Blick. Um den Zugverkehr auf dieser Strecke zu beschleunigen und zu verbessern, müsste das Land viel Geld in die Hand nehmen. "Ein Halbstundentakt bei der S-Bahn würde zugleich auch auf einen Schlag viele Probleme bei der Madonnenlandbahn lösen", ist Brötel überzeugt.
Momentan sei diese Strecke nämlich unter anderem deshalb so unattraktiv, weil es in Seckach nur in eine Fahrtrichtung sinnvolle Anbindungen gibt – nach Heidelberg. Aber Zugreisende, die nach Osterburken beziehungsweise Würzburg wollen, stranden in Seckach und müssten dort längere Zeit ausharren. Der ICE-Knotenpunkt in Würzburg sei für den Kreis wichtig. "Wenn das Land etwas für die Madonnenlandbahn tun und dort endlich auch den Landesstandard erfüllen will, dann hätte es mit dem Halbstundentakt auf der S-Bahn-Strecke eine relativ einfache und schnell wirkende Möglichkeit dazu", betont Brötel. Er wird weiter dicke Bretter bohren müssen, damit auf dieser für den Kreis so wichtigen Verbindung künftig mehr S-Bahnen rollen. "Wir setzen die Dialoge fort und tragen weiter unsere Argumente vor", sagt Brötel. Schließlich soll dort möglichst bald das Signal auf Grün stehen.



